The SAME procedure as every crisis: Die vier ... - Die Welt

die Sparmaßnahmen und einer möglichen Insolvenz vor allem Griechenlands gerechnet werden. Was eine
Verbesserung des Insolvenzrechts in der EU unerlässlich macht.
7.1.5. These XI
An dieser Stelle soll die in Unterabschnitt 5.4.1. erläuterte These: „Die Menschen tragen aufgrund ihrer
natürlichen Gier eine Mitschuld an der Krise, weshalb sich diese wiederholen wird – Gier ist eine
urmenschliche Eigenschaft, die sich nicht bekämpfen lässt“, wieder aufgegriffen werden, um sie nach
vorherigem Beleuchten zu verifizieren bzw. zu widerlegen. 262 Anhand von ausgewählten Fragen, wurde
diese These durch eine empirische Bevölkerungsumfrage getestet. 263 Die Teilnehmer sollten die Frage
beantworten, was ihnen vor der Eurokrise bei der Geldanlage besonders wichtig war. Dabei sollten sie die
Begriffe Flexibilität, Sicherheit und Rendite der Wichtigkeit nach ordnen. Danach wurden sie gefragt, was
ihnen derzeit bei der Geldanlage besonders wichtig sei. Hier sollte genauso vorgegangen werden. Zum
Ende der Umfrage wurde eine Testfrage gestellt, indem die Teilnehmer bei der Auswahl ihrer
Bankprodukte die Aspekte Ausfallrisiko des Produktes, angemessene Verzinsung sowie kurzfristige
Veräußerungsmöglichkeit ihrer Wichtigkeit nach ordnen sollten. Bei genauerem Betrachten dieser Frage
stellt der geneigte Leser fest, dass die Fragen inhaltlich deckungsgleich sind. Die Intention der
unterschiedlichen Formulierung und die Platzierung der Frage an anderer Stelle war, die Teilnehmer zu
testen bzw. ihr Unterbewusstsein zu testen, inwiefern sie ehrlich geantwortet haben. Darüber hinaus wurde
gefragt, ob die Teilnehmer die Verzinsung von Bankprodukten regelmäßig vergleichen und ob sie ggf. bei
besserer Verzinsung zu einer anderen Bank wechseln würden. Weiterhin wurde gefragt, wie oft die
Teilnehmer bereits ihr Kreditinstitut in den letzten fünf Jahren gewechselt haben.
Die Auswertung der empirischen Umfrage ergibt, dass 60,67 % der Teilnehmer vor der Krise bei ihrer
Geldanlage der Aspekt Rendite am wichtigsten war. 264 Lediglich 29,44 % der Teilnehmer haben
Sicherheit am wichtigsten erachtet. 57,98 % der Befragten haben den Punkt Flexibilität als
zweitwichtigsten Aspekt erachtet. 52,58 % setzen Sicherheit an die letzte Stelle und erachten dies folglich
als am Unwichtigstem. Es ist demnach so, dass vor der Krise der Wunsch nach Rendite überwiegt. Ein
drastischer Wandel ergibt sich auf die Frage nach der Wichtigkeit dieser Aspekte nach der Krise. An
dieser Stelle haben 83,15 % der Befragten Sicherheit als wichtigsten Punkt erachtet. Lediglich 6,52 % der
Teilnehmer sehen Rendite als wichtigsten Punkt. Bei dem Punkt Flexibilität ist keine besondere Änderung
zu verzeichnen. Erstaunliche 63,37 % sehen Rendite als unwichtigsten Aspekt an und 5,17 % erachten
Sicherheit als weniger bedeutend. Rendite fällt von der Wichtigkeit drastisch zurück und Sicherheit
gewinnt an enormer Bedeutung. Bei der Kontrollfrage, welche Aspekte die Befragten bei der Auswahl
ihrer Bankprodukte am wichtigsten erachten, hat sich ergeben, dass derzeit 79,09 % angemessene
Verzinsung, sprich Rendite, als wichtigsten Aspekt halten. 54,75 % erachten eine kurzfristige
Veräußerungsmöglichkeit, demnach Flexibilität als sehr wichtig. Erstaunlicherweise wird nur mit 39,54 %
kein Ausfallrisiko des Produktes, das Synonym für Sicherheit, am wichtigsten erachtet. Anhand dieser
Testfrage konnte somit festgestellt werden, dass auch im derzeitigen Moment nach der Krise die Rendite
für die Befragten am bedeutendsten ist. Da wird die unterbewusste Gier der Menschen ganz stark deutlich.
262 Vgl. zu These XI Unterabschnitt 5.4.1.
263 Vgl. Anhang 4, S. A51 ff.; Anhang 5, S. A54 ff.
264 Vgl. Anhang 5, S. A57.
37
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011