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Studie Die Zukunft der gesetzlichen Rente - bei den VERS-Beratern

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Friedmar Fischer, Werner Siepe: <strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>gesetzlichen</strong> <strong>Rente</strong> 54<br />

_________________________________________________________________________<br />

6. <strong>Rente</strong>npolitik<br />

Das heutige System <strong>der</strong> <strong>gesetzlichen</strong> <strong>Rente</strong> im Umlageverfahren wurde im Jahr 1957<br />

eingeführt. <strong>Die</strong> sog. dynamische <strong>Rente</strong>, wonach sich die <strong>Rente</strong> im Gleichschritt mit <strong>den</strong><br />

Löhnen bzw. Gehältern entwickeln soll, wurde jedoch in <strong>den</strong> letzten Jahrzehnten durch<br />

ständige <strong>Rente</strong>nreformen deutlich abgeschwächt. Der Gleichklang von Gehalts- und<br />

<strong>Rente</strong>nsteigerung ist insbeson<strong>der</strong>e seit <strong>den</strong> <strong>Rente</strong>nreformen 1992 (sog. nettolohbezogene<br />

<strong>Rente</strong>), 2001 (modifizierte <strong>Rente</strong>nformel durch Einführung <strong>der</strong> sog. Riester-Treppe) und<br />

2004 (Einführung eines sog. Nachhaltigkeitsfaktors) längst Geschichte.<br />

Ziel aller <strong>Rente</strong>nreformen in <strong>den</strong> letzten 18 Jahren war es, die <strong>Rente</strong>n deutlich geringer<br />

steigen zu lassen als die Gehälter, um die gesetzliche <strong>Rente</strong>nversicherung dadurch<br />

demografiefest zu machen. Mit <strong>der</strong> stufenweisen Heraufsetzung <strong>der</strong> Regelaltersgrenze auf 67<br />

Jahre scheint die Hauptaufgabe zur Stabilisierung <strong>der</strong> umlagefinanzierten <strong>gesetzlichen</strong> <strong>Rente</strong><br />

gelöst zu sein. Allerdings führen rentenpolitische Entscheidungen, die auch von partei- und<br />

wahltaktischen Überlegungen geprägt sind, immer wie<strong>der</strong> zum Aussetzen von notwendigen<br />

Einschnitten o<strong>der</strong> sogar zu Systembrüchen.<br />

6.1 Kürzungsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>gesetzlichen</strong> <strong>Rente</strong><br />

Der <strong>Rente</strong>nanstieg soll seit dem Jahr 2002 durch verschie<strong>den</strong>e Faktoren gebremst wer<strong>den</strong>,<br />

wie <strong>der</strong> hochkomplizierten <strong>Rente</strong>nformel laut § 68 SGB VI zu entnehmen ist. Der durch die<br />

<strong>Rente</strong>nreform von 2001 eingeführte sog. Riester-Faktor sorgt für einen Bremseffekt in<br />

Höhe von 0,6 Prozentpunkten pro Jahr. <strong>Die</strong>s sollte dadurch erreicht wer<strong>den</strong>, dass ein von<br />

2002 bis 2008 steigen<strong>der</strong> Altersvorsorgeanteil für die Riester-<strong>Rente</strong> (sog. Riester-Treppe mit<br />

Beiträgen von 1 % in 2002/03, 2 % in 2004/05, 3 % in 2006/07 und 4 % ab 2008) in die<br />

<strong>Rente</strong>nformel zwecks Reduzierung des aktuellen <strong>Rente</strong>nwerte eingebaut wurde.<br />

<strong>Die</strong> jeweiligen Bundesregierungen haben jedoch <strong>den</strong> Riester-Faktor in <strong>den</strong> Jahren 2008 und<br />

2009 ausgesetzt, so dass die ausgefallene Reduzierung in späteren Jahren nachgeholt wer<strong>den</strong><br />

muss. Ähnliches gilt für <strong>den</strong> sog. Nachhaltigkeitsfaktor, <strong>der</strong> durch das<br />

<strong>Rente</strong>nnachhaltigkeitsgesetz von 2004 eingeführt wurde und ab dem Jahr 2005 greifen sollte.<br />

Danach wird eine Absenkung des aktuellen <strong>Rente</strong>nwerts erfolgen, wenn <strong>der</strong> Rentnerquotient<br />

als Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern sinkt. Auch dieser Nachhaltigkeitsfaktor ist<br />

in einigen Jahren (zum Beispiel bereits in 2005 und 2006) ausgesetzt wor<strong>den</strong>, so dass sich<br />

ein Nachholfaktor für die mehrfach ausgesetzten Kürzungsfaktoren (Riester-Faktor,<br />

Nachhaltigkeitsfaktor) gebildet hat.<br />

6.2 <strong>Rente</strong>ngarantie als erweiterte Schutzklausel<br />

<strong>Die</strong> im Wahljahr 2009 von <strong>der</strong> damaligen Großen Koalition eingeführte <strong>Rente</strong>ngarantie<br />

[Ref. 36], wonach die gesetzliche <strong>Rente</strong> brutto auch dann gleichbleibt, wenn das<br />

Durchschnittsentgelt aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ar<strong>bei</strong>tnehmer in einem<br />

Jahr sinkt, stellt einen Systembruch dar. Auslöser war ein am 27.4.2009 im Handelsblatt<br />

erschienener Artikel „<strong>Die</strong> Krise lässt die <strong>Rente</strong>n sinken“. Darin wurde zutreffend<br />

argumentiert, dass eine Kürzung <strong>der</strong> <strong>gesetzlichen</strong> <strong>Rente</strong> im Jahr 2010 bevorstünde, wenn –<br />

wie erwartet und dann tatsächlich auch eingetreten – das Durchschnittsentgelt im Jahr 2009<br />

sinkt. Flugs stellte Olaf Scholz, Ex-Bundesminister für Ar<strong>bei</strong>t und Soziales, in einer<br />

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