stahlmarkt 04.2012 (April)
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18 K Steel International<br />
US-Industrie sucht gesetzlichen Schutz<br />
vor Billigimporten<br />
Hersteller verlegen Arbeitsplätze in Niedriglohnländer<br />
New York (bln). Obwohl die parteipolitische Polarisierung selten so scharf<br />
war wie in den letzten Jahren, legten Demokraten und Republikaner in<br />
beiden Kongresskammern einen Gesetzentwurf vor, der Strafzölle gegen<br />
subventionierte Importprodukte aus allen Ländern erlauben soll. Weil ein<br />
altes Gesetz solche Einfuhren aus Ländern mit Planwirtschaften, vor allem<br />
China und Vietnam, ausklammert, wurden sich die beiden ansonsten<br />
spinnefeindlichen Parteien schnell über eine rasche Korrektur einig.<br />
WW K Abgeordnete beider Parteien brachten<br />
den gleichen Gesetzentwurf ein und suchten<br />
eine rasche Verabschiedung. Die Stahlindustrie<br />
sowie die Reifen- und Papierindustrie<br />
reichten in den vergangenen Jahren die<br />
meisten Beschwerden gegen subventionierte<br />
Produkte ein.<br />
Die überparteiliche Aktion kam infolge<br />
eines gerichtlichen Urteils Ende des vergangenen<br />
Jahres, das Strafzölle gegen subventionierte<br />
Produkte aus Ländern ohne freie<br />
Marktwirtschaft aufgrund eines existierenden<br />
Gesetzes als illegal verbietet. »Wenn<br />
das Handelsministerium glaubt, dass das<br />
Gesetz geändert werden sollte,« heißt es in<br />
dem Urteil, »dann wäre der richtige Weg,<br />
das legislativ zu ändern.« Genau das war die<br />
Absicht der Gesetzgeberkoalition: Das neue<br />
Gesetz soll es dem Handelsministerium er -<br />
lauben, insbesondere subventionierte Im -<br />
porte aus China zu bestrafen.<br />
Billigimporte sollen per Gesetz<br />
verhindert werden<br />
Obwohl der Amtsschimmel im Kongress<br />
wegen der Parteienfehde seit Jahren noch<br />
ein paar Takte langsamer trabt als in normalen<br />
Zeiten, war der Druck aus den besonders<br />
betroffenen Industriezweigen mit einer einheitlichen<br />
Front von Unternehmen und<br />
Gewerkschaften ausschlaggebend für das<br />
zügige überparteiliche Handeln. Ohne ein<br />
neues Gesetz standen Dutzende der in den<br />
vergangenen Jahren verhängten und kassierten<br />
Strafzölle gegen subventionierte<br />
Stahlprodukte und andere Einfuhren auf<br />
dem Spiel.<br />
Niemand bezweifelte, dass Präsident<br />
Barack Obama ein vom Kongress verabschiedetes<br />
Gesetz unterzeichnen würde.<br />
Denn Obama selbst ordnete die Gründung<br />
einer neuen Gruppe innerhalb der Behörde<br />
des US-Handelsrepräsentanten an, um »un -<br />
fairem Handel« effektiver zu begegnen.<br />
Innerhalb von 90 Tagen, so hieß es in der<br />
Anordnung des Weißen Hauses Ende Fe -<br />
bruar, soll das neue »Interagency Trade<br />
Enforcement Center« mit zunächst 50 Ex -<br />
perten seine Arbeit aufnehmen. Während<br />
»unfaire« Handelsgepflogenheiten insgesamt<br />
untersucht werden sollen, ließ Obama<br />
keinen Zweifel, dass Produkte aus China im<br />
Brennpunkt stehen. Für die Stahlindustrie<br />
geht es nicht nur um Importe, die direkt mit<br />
im Inland hergestellten Stahlprodukten konkurrieren,<br />
sondern auch um die schrumpfende<br />
Nachfrage von Stahlkunden, allen<br />
voran die Produzenten von Autoteilen und<br />
Solarprodukten.<br />
Die »Coalition for American Solar Manufacturing<br />
(CASM)«, ein Dachverband für<br />
über 150 Unternehmen mit über 15.000<br />
Arbeitern, sieht ihren gesamten Sektor von<br />
chinesischen Herstellern bedroht. Der CASM<br />
zufolge überschwemmen illegal subventionierte<br />
Solarpaneele zu Dumpingpreisen<br />
sowie andere Produkte den amerikanischen<br />
Markt, sodass sich der US-Handelsüberschuss<br />
des Jahres 2010 im vergangenen Jahr<br />
2011 in ein Handelsdefizit in Höhe von 1,6<br />
Mrd. USD verwandelte. Das Ergebnis war, so<br />
CASM, dass zwölf Solarunternehmen bankrott<br />
gingen oder einen Teil ihrer Werke<br />
stilllegen mussten.<br />
Heimische Arbeitsplätze<br />
gehen verloren<br />
Der Alliance for American Manufacturing<br />
(AAM) zufolge hat sich in Bezug auf Autoteile<br />
der chinesische Handelsüberschuss<br />
innerhalb einer Dekade um 850 % vergrößert.<br />
Drei kürzliche Untersuchungen kamen<br />
unabhängig voneinander zu der gleichen<br />
Schlussfolgerung: Nachdem illegale Subventionen<br />
der chinesischen Regierung und<br />
andere unfaire Handelsgepflogenheiten in<br />
der Vergangenheit den Verlust von hunderttausenden<br />
von Jobs verursachten, besteht<br />
nun die Gefahr, dass weitaus mehr Arbeitsplätze<br />
verschwinden, weil einheimische Produzenten<br />
preislich nicht mit chinesischen<br />
Billigprodukten konkurrieren können. Stattdessen<br />
verlegen immer mehr US-Hersteller<br />
ihre Produktionen nach Übersee in Länder<br />
mit deutlich niedrigeren Arbeitskosten. In<br />
einer Pressekonferenz in Washington er -<br />
klärten Kongressabgeordnete, die CASM als<br />
Vertreter von Solarunternehmen und Führer<br />
der United-Steelworker- und Auto-Workers-<br />
Gewerkschaften ihre Solidarität mit der einheimischen<br />
Branche für Autozubehörteile<br />
und verlangten Schutzmaßnahmen von der<br />
Regierung.<br />
(sm 120403555) K<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>04.2012</strong>