stahlmarkt 04.2012 (April)
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20 K Steel International<br />
Streit um »Big Steel« im Wahlkampf der Republikaner<br />
New York (bln). Die alte Bezeichnung »Big Steel« erlebte eine Wiedergeburt im Vorwahlkampf der<br />
republikanischen Kandidaten, die sich um die Präsidentennominierung ihrer Partei bewerben, obwohl der<br />
heutige Stahlsektor mit den überlebenden integrierten und Minihüttenunternehmen nur mehr ein Schatten<br />
der einstigen Großindustrie ist und darum längst nicht mehr »Big Steel« genannt werden kann.<br />
WW K Obwohl alle monatelang gegen die<br />
Regierungshilfe für General Motors und<br />
Chrysler vom Leder zogen, brach vor dem<br />
wichtigsten Vorwahltag im März ein heftiger<br />
Streit zwischen den Spitzenkandidaten<br />
Mitt Romney und Rick Santorum aus, in<br />
dem »Big Steel« im Mittelpunkt stand. Santorum,<br />
der Champion des Freihandels und<br />
Gegner von so ziemlich allen Eingriffen der<br />
Regierung in die Wirtschaft, attackierte<br />
seinen Rivalen unermüdlich, weil dieser<br />
Washingtons Finanzhilfe für die Wall Street<br />
unterstützt hatte. In der letzten Kandidatendebatte<br />
drehte Romney den Spieß um. Er<br />
beschuldigte den Konkurrenten – Kongressabgeordneter<br />
und US-Senator von Pennsylvania,<br />
der Hochburg der geschrumpften<br />
Stahlindustrie – energisch für Regierungshilfen<br />
in Form von Kreditgarantien und Protektionszöllen<br />
zugunsten von »Big Steel«<br />
gekämpft zu haben.<br />
Santorum machte sich in der Tat im Kongress<br />
gemeinsam mit Republikanern und<br />
Demokraten aus Stahlgebieten in den<br />
1990er- und 2000er-Jahren für die krisenerschütterte<br />
Stahlindustrie stark und verlangte<br />
besondere Schutzmaßnahmen seitens der<br />
Regierung, u. a. direkte Subventionen, Im -<br />
portquoten und Strafzölle gegen unfair ge -<br />
handelte Stahlprodukte. Damals unterstrich<br />
er die Wichtigkeit einer gesunden Stahlindustrie<br />
und warnte vor der Abhängigkeit<br />
von ausländischen Produkten. Tatsächlich<br />
erinnern sich selbst Santorums Parteifreunde,<br />
dass er die treibende Kraft in der Stahlfraktion<br />
des Kongresses war, weil er ein<br />
besonders gutes Verhältnis zum Weißen<br />
Haus während der Präsidentschaft von<br />
George W. Bush hatte. Dass Bush im März<br />
2002 vorübergehende Zölle gegen eine Reihe<br />
von Stahlimporten aus verschiedenen<br />
Ländern verhängte, war in erster Linie das<br />
Verdienst von Santorum. Heute passt seine<br />
Politik von damals ganz und gar nicht in seine<br />
Wahlkampfagenda, die die Rolle der<br />
Regierung dramatisch beschneiden würde<br />
– nicht nur in Bezug auf die Stahlindustrie.<br />
(sm120403556) K<br />
L STEEL TICKER<br />
DILLINGER GROBBLECH<br />
FÜR WINDPARK IN IRISCHER SEE<br />
Dillingen. Walney, der zurzeit größte Offshorewindpark<br />
der Welt, wurde am 9. Februar 2012<br />
vor der Westküste Englands eröffnet. Die Dillinger<br />
Hütte hat für die 102 Windkraftanlagen mit<br />
jeweils 3,6-MW-Turbinen insgesamt rd. 36.000 t<br />
Grobbleche in Dicken von 30 bis 105 mm geliefert.<br />
Der Windpark wurde etwa 15 km westlich<br />
der englischen Stadt Barrow-in-Furness in Cumbria<br />
aufgestellt und umfasst eine Fläche von ca.<br />
73 km 2 .<br />
Die Anlagen sind auf Monopiles gegründet:<br />
Dies sind 56 m lange Rammrohre mit einem Einzelgewicht<br />
von ca. 600 t und einem Durchmesser<br />
von ca. 5,50 m. Diese Rohre werden etwa 30 m<br />
tief in den Meeresboden gerammt.<br />
Mit der erzeugten Energie können bis zu<br />
320.000 Haushalte mit Strom aus Wind versorgt<br />
werden. Damit trägt der Windpark laut Aussage<br />
der Betreiber erheblich zum Erreichen der hochgesteckten<br />
britischen Klimaziele bei und bringt<br />
Großbritannien in Bezug auf die Reduzierung des<br />
CO 2<br />
-Ausstoßes einen großen Schritt nach vorne.<br />
Der Windpark Walney löst den bisher leistungsstärksten<br />
englischen Windpark Thanet ab, für<br />
den die Dillinger Hütte ebenfalls rd. 46.000 t<br />
Bleche für die Monopiles geliefert hatte.<br />
(sm 120403544) K<br />
50 JAHRE BRAMMEN-<br />
PRODUKTION MIT ANLAGEN<br />
VON SMS<br />
Düsseldorf. Die AG der Dillinger Hüttenwerke<br />
hat SMS Siemag im November 2011 den Auftrag<br />
zur Lieferung einer Dickbrammenstranggießanlage<br />
erteilt. Die Inbetriebnahme der Vertikalstranggießanlage<br />
mit zwei Strängen ist für das<br />
Frühjahr 2014 geplant.<br />
Mit einem Gesamtvolumen von rd. 300 Mill. €<br />
investiert Dillinger Hütte in die Herstellung hochwertiger<br />
Brammen für die anspruchsvolle Grobblechproduktion.<br />
SMS Siemag liefert die Gießbühne, Kokillen, die<br />
hydraulische Oszillation, Strangführung, die kantengeregelte<br />
Sekundärkühlung und die positionsgeregelte<br />
Segmentanstellung sowie Kaltstrang-<br />
und Warmstrangtreiber.<br />
Mit dieser Auftragsvergabe feiert SMS Siemag<br />
gemeinsam mit Dillinger Hütte »50 Jahre Brammenstranggießen<br />
in Dillingen«. Die Technik der<br />
Vertikalstranggießanlagen bewährt sich damit<br />
auch seit bereits 50 Jahren.<br />
Die erste Vertikalbrammenstranggießanlage<br />
lieferte SMS Siemag 1961 an die Dillinger Hütte.<br />
1964 folgte eine Kreisbogenanlage und 1968<br />
und 1998 jeweils wieder eine Vertikalbrammenstranggießanlage.<br />
Seit 1998 produzierte Dillinger Hütte auf der<br />
Anlage »CC5« mit 400 mm die dicksten Brammen<br />
der Welt. Seit der Modernisierung der<br />
»CC5« im Jahr 2010 werden dort 450 mm dicke<br />
Brammen gegossen. Mit der neuen Stranggießanlage<br />
»CC6« baut die Dillinger Hütte ihre<br />
Marktführerschaft in der Grobblechproduktion<br />
weiter aus.<br />
(sm 120403485) K<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>04.2012</strong>