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um den richtigen Rhythmus zu finden. Anschließend<br />
wird das richtige gelenkschonende Abrollen<br />
der Füße geübt. Nachdem alle sich an das ruhige<br />
gleichmäßige Gehen gewöhnt haben und die Kursleiterin<br />
alle Fehler korrigiert hat, sind wir bereit,<br />
mit Stockeinsatz in einem langsamen Tempo loszugehen.<br />
Die Stöcke werden erst nur locker gehalten<br />
und schleifen hinterher. Sylvia geht ganz behutsam<br />
vor, Schritt für Schritt, und achtet darauf, dass jeder<br />
mitkommt. Danach wird erst mal Pause gemacht.<br />
Es gibt ein leichtes Mittagessen mit reichlich Salat,<br />
genau das Richtige, um sich beim Gehen wohlzufühlen.<br />
In der zweiten Unterrichtseinheit wird dann<br />
weiter an der Stocktechnik gefeilt, zuerst nur mit<br />
jeweils einer Hand, danach mit beiden. Jetzt wird mir<br />
klar, warum Sylvia uns in so vielen kleinen Schritten<br />
an die Bewegung herangeführt hat. Jeder kann<br />
jetzt selbstsicher laufen, alle fühlen sich gut und<br />
brennen darauf, endlich ausgedehnt zu gehen und<br />
sich auf die Bewegung einzulassen. Das Übungsgelände<br />
ist sehr abwechslungsreich, es gibt lange flache Strecken,<br />
Steigungen und Gefälle. Wo es notwendig ist, gibt Sylvia<br />
Tipps für optimales Laufen oder macht spielerische<br />
Übungen, um die Technik zu verbessern. Zum Abschluss<br />
des Kurses finden wir uns zusammen und besprechen noch<br />
einmal die Besonderheiten. Den zufriedenen Gesichtern<br />
nach zu urteilen war der Kurs für alle TeilnehmerInnen ein<br />
Erfolg. Auch ich war sehr zufrieden mit dem Erlebten. Immer<br />
stand die Bewegung,<br />
das Erleben und die<br />
Freude im Mittelpunkt<br />
und nicht der gesundheitliche<br />
Aspekt und die<br />
sportliche Wirkung auf<br />
den Organismus. Zu oft<br />
wollen uns Ärzte, Sportwissenschaftler<br />
oder<br />
Krankengymnasten in<br />
Zeitschriften, Magazinen<br />
oder in der Werbung überzeugen, allein aus gesundheitlichen<br />
Gründen Sport zu treiben. Aber mal ehrlich, wer von uns<br />
schafft es tatsächlich, regelmäßig und motiviert Sport zu treiben,<br />
nur weil er glaubt, dass er dann gesünder lebt? Müssen<br />
wir uns wirklich quälen aus Angst vor den Konsequenzen<br />
unserer vermeintlichen Faulheit?<br />
Wer täglich mit Sport zu tun hat, mit Menschen spricht,<br />
die sich regelmäßig bewegen, der gewinnt einen ganz anderen<br />
Eindruck. Gerade diejenigen, die regelmäßig Sport treiben,<br />
reden kaum von den gesundheitlichen Vorteilen.<br />
Wer sich von frühester Jugend bis ins hohe Alter bewegt,<br />
der tut dies meist aus Freude an Bewegung und dem dabei<br />
Erlebten. Das sind Menschen, die sich darauf freuen, bei<br />
einem Spaziergang die Sommersonne und die Winterkälte<br />
zu spüren. Oder es sind Menschen, die sich gerne mit anderen<br />
treffen und dann gemeinsam tanzen, Tai-Chi-Übungen aus-<br />
Überall anzutreffen: Nordic-Walking-Begeisterte<br />
Wer Schmerzen und Unwohlsein<br />
mit eisernem Willen überwindet,<br />
der tut nicht nur seinem Körper,<br />
sondern auch seiner Seele weh!<br />
führen oder sich im Wasser zu Musik bewegen. Diese Menschen<br />
kommen ganz ohne Bevormundung durch Gesundheits-Besserwisser<br />
zum Sport. Meine persönliche Erfahrung<br />
sagt mir, dass drei Dinge ausschlaggebend sind, damit Sport<br />
zu einem Genuss wird, auf den ich nicht verzichten will.<br />
Zunächst ist es wichtig, Bewegung frei von Angst zu genießen.<br />
Wer fürchtet sich zu verletzen, wer glaubt mit anderen<br />
nicht mithalten zu können und wer ganz allgemein denkt,<br />
dass es ohnehin bereits zu spät ist noch mit etwas Neuem zu<br />
beginnen, der hat schon, bevor er überhaupt beginnt, kaum<br />
eine Chance auf Entspannung<br />
und Freude.<br />
Jeder Mensch ist<br />
anders. Es kommt gar<br />
nicht so sehr darauf<br />
an, ob unsere Bewegung<br />
effizient zur<br />
Fettverbrennung oder<br />
geeignet zur Vorbeugung<br />
von Herz-Kreislauf-Problemen<br />
ist. Allein was unser Interesse weckt, was<br />
Spaß macht, was spannend und unterhaltsam ist, bekommt<br />
uns auf Dauer.<br />
Als Letztes sollte man seinen Körper nicht überfordern.<br />
Wer Schmerzen und Unwohlsein mit eisernem Willen überwindet,<br />
der tut nicht nur seinem Körper, sondern auch seiner<br />
Seele weh und verliert schnell die Lust.<br />
Gerade weil Nordic Walking so viel Freude bereiten<br />
kann, hat es sich in den vergangenen Jahren zu einem wahren<br />
Volkssport entwickelt. Das Nordic Walking ist vielseitig<br />
und beinahe für jedes Alter geeignet. Geht man allein,<br />
erreicht man durch die gleichmäßigen Bewegungen schnell<br />
Ausgeglichenheit und einen Zustand der inneren Ruhe. Man<br />
erlebt die Natur in der Bewegung intensiver. Auch zu zweit<br />
oder in der Gruppe kann Nordic Walking viel Freude bereiten.<br />
Die Bewegung ist mit ein wenig Anleitung schnell<br />
durchblick 1/<strong>2009</strong> 15