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Das Jahr hat 365 Tage. Werktage, Sonntage, Feiertage.<br />
Einige davon sind bestimmten Menschen oder<br />
Organisationen zugedacht. Zwei der Bekanntesten<br />
sind Mutter- und Vatertag. Von einem ganz besondern<br />
Vatertag, der sich in meiner Familie zugetragen hat, möchte<br />
ich erzählen.<br />
Meine Tochter und mein Schwiegersohn sind prachtvolle<br />
Menschen und leben in einer glücklichen Ehe. Mein<br />
Schwiegersohn – passionierter Segler – macht seit vielen<br />
Jahren am Vatertag einen Segeltörn. Dieses Jahr sollte es<br />
aufs Ijsselmeer gehen. Die Crew war immer dieselbe und<br />
die Planungen liefen auf Hochtouren, als meine Tochter<br />
plötzlich und ohne jeden Grund nicht mehr mit dieser Reise<br />
einverstanden war. Es war nicht zu verstehen. All die<br />
Jahre zuvor gab es keinerlei Einwände. Sie gönnte ihrem<br />
Unterhaltung<br />
Gibt es Ahnungen?<br />
Eine unglaubliche Geschichte<br />
Mann dieses schöne Hobby und half sogar gerne bei<br />
den Vorbereitungen. Deshalb war es total unverständlich,<br />
wieso sie diese Reise vereiteln wollte. Sie bat<br />
ihren Mann, er möge doch einmal den Vatertag mit<br />
der Familie verbringen. Er konnte seine Frau absolut<br />
nicht verstehen, woher kam dieser Sinneswandel? Er<br />
gab ihr zu verstehen, dass er doch seine Freunde jetzt<br />
nicht im Stich lassen könnte und dass er auf jeden Fall<br />
fahren würde. Daraufhin wurde meine Tochter heftiger.<br />
Sie bat nicht mehr, nein, sie forderte seinen Verzicht.<br />
Die Fronten verhärteten sich. Es gab Krach, ja es kam<br />
zu einem richtigen Streit. Meine Tochter siegte! Ihr<br />
Mann blieb zu Hause! Natürlich mit schlechter Laune.<br />
So stand dieser Vatertag in der Familie unter keinem<br />
guten Stern. Man ging sich aus dem Weg. Keiner verstand<br />
den anderen, aber auch dieser Tag ging einmal zu Ende.<br />
Am nächsten Morgen beim Frühstück hörten sie eine<br />
Rundfunkmeldung, die den beiden den Atem stocken ließ.<br />
Der Sprecher sagte: „Gestern in den Abendstunden geriet<br />
ein deutsches Segelschiff mit acht Mann Besatzung<br />
in einen Sturm und sank. Es gab Zwei Tote und mehrere<br />
Verletzte.“<br />
Meine Tochter und mein Schwiegersohn waren wie<br />
gelähmt. Zwei tote Freunde und Kollegen!<br />
Was war in meiner Tochter vorgegangen, dass sie mit<br />
aller Kraft und unter allen Umständen ihren Mann von dieser<br />
Reise abhielt?<br />
Sie weiß es nicht, keiner weiß es, man kann es nicht<br />
erklären!<br />
Inge Göbel<br />
Der Kommentar<br />
Winterlicher Zauber – Open-Air-Vorstellung<br />
im Museum für Gegenwartskunst<br />
Die Mittwochsakademie bietet, u. a., Vorlesungen in Philosophie an, sie<br />
finden im Museum für Gegenwartskunst statt. Platznot, denn der Andrang<br />
der Gasthörer ist beachtlich. Frühes Anstehen, Kampf um einen adäquaten<br />
Sitzplatz, Ellenbogen werden auch ausgefahren. Beschwerden gingen an den<br />
Vorstand der Universität. Prof. Dr. Broer gab sich die Ehre und schaute vorbei.<br />
Aus erlauchtem Munde der einzige Vorschlag, den er anzubieten hatte, für mich<br />
die blanke Ironie: lüften, lüften, lüften. Zu diesem Behufe stellte er eigens eine<br />
Praktikantin ab. Sie reißt alle 10 Minuten die nach draußen führenden Glastüren<br />
auf, schließt, öffnet, schließt. Wir werden auf Eis gelegt, die Gedanken frieren<br />
ein. Ich bin, nach 1,5 Stunden, bis auf die Knochen durchgefroren. Gejammert<br />
wird auf niedrigem Niveau, gleichsam gekontert von den eingefleischten Frischluft-Fanatikern<br />
– typisch deutsch. Ich erhob dennoch Einspruch. Vorerst wird<br />
gemäßigt gelüftet, was, vielleicht, aber auch daran liegt, dass sich die Reihen<br />
etwas gelichtet haben, wetter- und urlaubsbedingt. Je nach Endergebnis werde<br />
ich an den Wintersemestern nicht mehr teilnehmen.<br />
Heute von Erika Krumm<br />
durchblick 1/<strong>2009</strong> 17