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2009-01

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Es war eine schlimme Zeit für das Siegerland und<br />

ganz besonders für die Randgebiete der großen Stadt<br />

Siegen und ihrer umliegenden Nachbardörfer. Beinahe<br />

allwöchentlich mussten die Zeitungen im Sommer und<br />

Frühherbst über die mit unglaublicher Dreistigkeit verübten<br />

Untaten der ruchlosen Schwarzkittel-Bande berichten. Auf<br />

der Suche nach Nahrung hatten randalierende Wildschweine<br />

im Schutze der Dunkelheit und unter völliger Missachtung<br />

des Strafgesetzbuches doch tatsächlich immer wieder<br />

schlecht geschützte Gärten und Rasenstücke umgegraben.<br />

„Schwarzkittel wüteten hemmungslos“, „19 Wildschweine<br />

gruben Garten um“, „Jäger befürchten Wildschweinplage“,<br />

„Jäger blasen zur Großjagd“ – so und so ähnlich lauteten<br />

die fetten Schlagzeilen der Intelligenz- und Käseblätter. Und<br />

kaum hatten die empörten Gartenbesitzer ihren verehrten<br />

Rasen wieder instand gesetzt, da kamen die weder Maß noch<br />

Ziel kennenden Borstenviecher erneut und gruben mit ihren<br />

kräftigen Rüsseln abermals den weichen Boden auf.<br />

Alle waren bestürzt. Die Grundstücksbesitzer sowieso,<br />

das Kreisordnungsamt von Amts wegen, die Jagdpächter<br />

mit schlechtem Gewissen, der Jagdschutzverband mit der<br />

eindeutigen Warnung vor einer sehr wahrscheinlichen Seuchenausbreitung.<br />

Am betroffensten indes schien der Herr<br />

Landrat. Auf allen Fotos sah man, wie er mit weit geöffnetem<br />

Mund und blitzenden Zähnen ob der Ungeheuerlichkeiten<br />

förmlich nach Luft rang.<br />

Die unheilvolle Suche der skrupellosen Bande nach Engerlingen,<br />

Würmern und Käfern durfte nicht unbeantwortet<br />

bleiben. „Abknallen!“ schrien die einen, „Niedermetzeln!“<br />

riefen die anderen. „Um die Ecke bringen!“ forderten diese<br />

und „Rübe abhacken!“ jene. „Aufknüpfen!“ meinten die<br />

schlecht Informierten und „Ausrotten!“ die Unbarmherzigen.<br />

Kurzum – für den rücksichtslosen und kaltblütigen<br />

Mundraub gepaart mit grob fahrlässiger Sachbeschädigung<br />

blieb als Forderung der mehr oder weniger Betroffenen für<br />

jedes Bandenmitglied nur eines: die Todesstrafe und die<br />

umgehende Vollstreckung derselben.<br />

Tierisch – Satirisch<br />

Wilde Wätze ante portas<br />

Wie sich zwei Borstentiere durch die Flucht der Hinrichtung entzogen<br />

Nordwestlich des Stadtzentrums befindet sich ein größeres<br />

mit Mischwald, teils aber auch mit Fichten bestandenes<br />

Waldgebiet. Weitab der menschlichen Behausungen<br />

dösten hier an einem schönen Herbsttag zwei Wildschweine<br />

in einem Gestrüpp. Sie hatten sich mit ihren Rüsseln Kuhlen<br />

gegraben und lagen in diesen recht gemütlich auf dem<br />

Bauch, die kurzen Beine so weit es ging nach vorne und<br />

hinten ausgestreckt. Das eine Borstentier war ein mächtiger<br />

Eber, der in den zwölf Jahren seines Erdendaseins schon<br />

viel erlebt hatte. Nach einem Kampf mit einem Artgenossen<br />

war das linke Ohr nur noch verstümmelt vorhanden, und<br />

die deutlichen Spuren eines Streifschusses auf dem Rücken<br />

zeugten davon, dass er auch schon Jagdglück gehabt hatte.<br />

Die ungemein langen Eckzähne im Unterkiefer sorgten dafür,<br />

dass nicht nur jeder Artgenosse ihm mit Vorsicht begegnete.<br />

Der ursprüngliche Name dieses Hünen war in Vergessenheit<br />

geraten, man nannte ihn allerorten nur „der Alte“.<br />

Eine Rangordnung musste nicht ausgehandelt werden, denn<br />

sein Kumpan war wesentlich kleiner, stellte in keiner Weise<br />

für den Riesen eine Gefahr dar und erfreute sich vor allem<br />

aus diesem Grund der Duldung. Er war vor zwei Sommern<br />

aus der Frankfurter Gegend eingewandert, konnte den dortigen<br />

Dialekt nicht ablegen und ähnelte wegen eines bei der<br />

Geburt erlittenen Schadens einem liegenden Krug. Deshalb<br />

und seiner Größe und Herkunft wegen wurde er weit und<br />

breit von den Schwarzkitteln „Bembelche“ gerufen. Eben<br />

hatte Letzterer verdächtige Geräusche gehört, wandte den<br />

Kopf in Richtung des Alten und sagte leise ...<br />

„Halt!“ schimpfen spätestens hier sicherlich wieder einige<br />

unserer Leser, die es einfach nicht glauben möchten,<br />

dass ein wildes Tier einen Namen hat und sprechen kann.<br />

Wer wird denn so kritisch sein? Was ist zum Beispiel mit der<br />

ganzjährigen und mit Zuckerstückchen auf der Fensterbank<br />

angestachelten Tätigkeit unseres lieben Freundes Adebar?<br />

Und mit was beschäftigt sich der nur einmal im Jahr fleißige<br />

Meister Lampe um die Osterzeit? Deren Passionen werden<br />

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18 durchblick 1/<strong>2009</strong>

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