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Diese Seiten stehen dem Seniorenbeirat der Stadt Siegen zur Verfügung. Die Redaktion des „durchblick“ hat keinen Einfl uss auf die Auswahl der Beiträge.<br />
Das Thema „Alt und Jung“ spielt in der Arbeit des Seniorenbeirates<br />
der Stadt Siegen eine ganz wichtige<br />
Rolle. Bei der Standortbestimmung und Zukunftsplanung<br />
des Gremiums im vergangenen Jahr bei einer Klausurtagung<br />
in Wilgersdorf war es vor allem Dr. Maria Czell ein wichtiges<br />
Anliegen, auf dieses wichtige Miteinander hinzuweisen:<br />
„Das Zusammentreffen der verschiedenen Generationen sollte<br />
Freude auf beiden Seiten schaffen und den Lebensalltag von<br />
Kindern und Senioren bereichern.“ Im Siegener Sophienheim<br />
versucht die stellvertretende Beiratsvorsitzende seither diesem<br />
Ziel näherzukommen. Und das mit Erfolg, wie die folgende<br />
„Tagebuchaufzeichnung“ beweist:<br />
Aus dem Seniorenbeirat<br />
Jung und Alt backen gemeinsam<br />
Kein Waffel-Stillstand im Sophienheim<br />
als der Weltkriegsteilnehmer von den Leiden der deutschen<br />
Soldaten beim Russlandfeldzug zu erzählen begann. Mit<br />
dem Namen Russland verbanden die Kleinen offensichtlich<br />
zunächst eine ganz bestimmte Vorstellung, die in die<br />
Frage mündete: „Trinken Sie Wodka? Viel Wodka?“ Franz<br />
Wunderlich verneinte, erzählte weiter und konnte mit so<br />
manchen Vorurteilen der Kinder über Deutsche und Russen<br />
aufräumen. Während für Franz Wunderlich das Kriegsgeschehen<br />
plötzlich wieder ganz nahe rückte, war dieses<br />
für die Kinder doch offensichtlich unendlich weit weg. Zu<br />
weit, um weitere Fragen zu stellen. Zumal der Duft von<br />
frisch gebackenen Waffeln die Räumlichkeiten durchzog<br />
Mit einer Backaktion bereicherten die Kinder vom Fischbacherberg das Leben der BewohnerInnen im Sophienheim.<br />
Franz Wunderlich sitzt gerührt in seinem Rollstuhl und<br />
will die Hand der kleinen Lorena gar nicht mehr loslassen.<br />
Dem 87-jährigen Bewohner des Sophienheims, dem Altenpflegezentrum<br />
der Diakonie an der Ecke Bürbacher Weg/<br />
Südstraße, stehen die Tränen in den Augen. So sehr freut er<br />
sich über den Besuch der Kindergruppe, die da am Samstagnachmittag<br />
beim gemeinsamen Waffelbacken im Gemeinschaftsraum<br />
der Alteneinrichtung im wahrsten Sinne<br />
des Wortes für „Leben in der Bude“ sorgt.<br />
Genau das war es, was Dr. Maria Czell vom Seniorenbeirat<br />
der Stadt Siegen erreichen wollte: Begegnungen zwischen<br />
Jung und Alt schaffen, nicht über Probleme reden,<br />
sondern Freude haben in der Gemeinschaft und beim gemeinsamen<br />
Tun. Sozialpädagogin Beate Gieseler vom Jugendamt<br />
der Stadt Siegen unterstützte das Vorhaben. Die<br />
von ihr ausgewählten Kinder des Jugendtreffs Fischbacherberg<br />
stehen in der Regel auch nicht nur auf der Sonnenseite<br />
des Lebens. So war ihnen denn die Begeisterung an diesem<br />
ebenso abwechslungs- wie lehrreichen Backnachmittag<br />
deutlich anzumerken.<br />
Lorena, Eldin, Hayder, Anna Lena und Dana „löcherten“<br />
Franz Wunderlich mit Fragen, als dieser vom Krieg in<br />
Russland zu erzählen begann. „Sind Sie Russe?“ wollten<br />
die Kinder als Erstes wissen und wurden dann ganz still,<br />
und Alt und Jung zur gemeinsamen Kaffeetafel an einen<br />
Tisch brachte.<br />
Mit in der Runde auch Martina Liebe. Die 59-Jährige hat<br />
vor drei Jahren noch als Kindergärtnerin gearbeitet, ehe ein<br />
Schlaganfall sie ganz plötzlich aus dem Berufsleben riss. Sie<br />
kann nicht viel sprechen, aber ihre Augen leuchten beim Anblick<br />
des bunten Treibens um sie herum. Auch bei ihr werden<br />
Erinnerungen wach. Diese mit Worten wiederzugeben, bleibt<br />
der Schlaganfallpatientin allerdings weitgehend versagt.<br />
Als die Kinder sich nach rund zwei Stunden verabschieden,<br />
müssen sie versprechen wiederzukommen. Dr.<br />
Maria Czell und Beate Giesler, die zuvor bereits einen gemeinsamen<br />
Spielabend im Sophienheim organisiert hatten,<br />
wollen jetzt weitere Zusammenkünfte zwischen Alt und<br />
Jung im Sophienheim organisieren. Dann werden die Tage<br />
schon wieder länger dauern und heller sein als beim Winterbesuch<br />
im Januar <strong>2009</strong>.<br />
Fritz Wunderlich und die anderen Heimbewohner freuen<br />
sich schon auf den „frischen Wind“, den die Kinder mit ins<br />
Pflegeheim bringen. Und auch für Lorena, Dana & Co. ist<br />
der Nachmittag mit den „Alten“ immer eine willkommene<br />
Abwechslung im machmal auch recht tristen Schulalltag.<br />
So bringen sich Jung und Alt gegenseitig etwas mehr Sonne<br />
in ihr Leben. <br />
44 durchblick 1/<strong>2009</strong>