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2009-01

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Diese Seiten stehen dem Seniorenbeirat der Stadt Siegen zur Verfügung. Die Redaktion des „durchblick“ hat keinen Einfl uss auf die Auswahl der Beiträge.<br />

Das Thema „Alt und Jung“ spielt in der Arbeit des Seniorenbeirates<br />

der Stadt Siegen eine ganz wichtige<br />

Rolle. Bei der Standortbestimmung und Zukunftsplanung<br />

des Gremiums im vergangenen Jahr bei einer Klausurtagung<br />

in Wilgersdorf war es vor allem Dr. Maria Czell ein wichtiges<br />

Anliegen, auf dieses wichtige Miteinander hinzuweisen:<br />

„Das Zusammentreffen der verschiedenen Generationen sollte<br />

Freude auf beiden Seiten schaffen und den Lebensalltag von<br />

Kindern und Senioren bereichern.“ Im Siegener Sophienheim<br />

versucht die stellvertretende Beiratsvorsitzende seither diesem<br />

Ziel näherzukommen. Und das mit Erfolg, wie die folgende<br />

„Tagebuchaufzeichnung“ beweist:<br />

Aus dem Seniorenbeirat<br />

Jung und Alt backen gemeinsam<br />

Kein Waffel-Stillstand im Sophienheim<br />

als der Weltkriegsteilnehmer von den Leiden der deutschen<br />

Soldaten beim Russlandfeldzug zu erzählen begann. Mit<br />

dem Namen Russland verbanden die Kleinen offensichtlich<br />

zunächst eine ganz bestimmte Vorstellung, die in die<br />

Frage mündete: „Trinken Sie Wodka? Viel Wodka?“ Franz<br />

Wunderlich verneinte, erzählte weiter und konnte mit so<br />

manchen Vorurteilen der Kinder über Deutsche und Russen<br />

aufräumen. Während für Franz Wunderlich das Kriegsgeschehen<br />

plötzlich wieder ganz nahe rückte, war dieses<br />

für die Kinder doch offensichtlich unendlich weit weg. Zu<br />

weit, um weitere Fragen zu stellen. Zumal der Duft von<br />

frisch gebackenen Waffeln die Räumlichkeiten durchzog<br />

Mit einer Backaktion bereicherten die Kinder vom Fischbacherberg das Leben der BewohnerInnen im Sophienheim.<br />

Franz Wunderlich sitzt gerührt in seinem Rollstuhl und<br />

will die Hand der kleinen Lorena gar nicht mehr loslassen.<br />

Dem 87-jährigen Bewohner des Sophienheims, dem Altenpflegezentrum<br />

der Diakonie an der Ecke Bürbacher Weg/<br />

Südstraße, stehen die Tränen in den Augen. So sehr freut er<br />

sich über den Besuch der Kindergruppe, die da am Samstagnachmittag<br />

beim gemeinsamen Waffelbacken im Gemeinschaftsraum<br />

der Alteneinrichtung im wahrsten Sinne<br />

des Wortes für „Leben in der Bude“ sorgt.<br />

Genau das war es, was Dr. Maria Czell vom Seniorenbeirat<br />

der Stadt Siegen erreichen wollte: Begegnungen zwischen<br />

Jung und Alt schaffen, nicht über Probleme reden,<br />

sondern Freude haben in der Gemeinschaft und beim gemeinsamen<br />

Tun. Sozialpädagogin Beate Gieseler vom Jugendamt<br />

der Stadt Siegen unterstützte das Vorhaben. Die<br />

von ihr ausgewählten Kinder des Jugendtreffs Fischbacherberg<br />

stehen in der Regel auch nicht nur auf der Sonnenseite<br />

des Lebens. So war ihnen denn die Begeisterung an diesem<br />

ebenso abwechslungs- wie lehrreichen Backnachmittag<br />

deutlich anzumerken.<br />

Lorena, Eldin, Hayder, Anna Lena und Dana „löcherten“<br />

Franz Wunderlich mit Fragen, als dieser vom Krieg in<br />

Russland zu erzählen begann. „Sind Sie Russe?“ wollten<br />

die Kinder als Erstes wissen und wurden dann ganz still,<br />

und Alt und Jung zur gemeinsamen Kaffeetafel an einen<br />

Tisch brachte.<br />

Mit in der Runde auch Martina Liebe. Die 59-Jährige hat<br />

vor drei Jahren noch als Kindergärtnerin gearbeitet, ehe ein<br />

Schlaganfall sie ganz plötzlich aus dem Berufsleben riss. Sie<br />

kann nicht viel sprechen, aber ihre Augen leuchten beim Anblick<br />

des bunten Treibens um sie herum. Auch bei ihr werden<br />

Erinnerungen wach. Diese mit Worten wiederzugeben, bleibt<br />

der Schlaganfallpatientin allerdings weitgehend versagt.<br />

Als die Kinder sich nach rund zwei Stunden verabschieden,<br />

müssen sie versprechen wiederzukommen. Dr.<br />

Maria Czell und Beate Giesler, die zuvor bereits einen gemeinsamen<br />

Spielabend im Sophienheim organisiert hatten,<br />

wollen jetzt weitere Zusammenkünfte zwischen Alt und<br />

Jung im Sophienheim organisieren. Dann werden die Tage<br />

schon wieder länger dauern und heller sein als beim Winterbesuch<br />

im Januar <strong>2009</strong>.<br />

Fritz Wunderlich und die anderen Heimbewohner freuen<br />

sich schon auf den „frischen Wind“, den die Kinder mit ins<br />

Pflegeheim bringen. Und auch für Lorena, Dana & Co. ist<br />

der Nachmittag mit den „Alten“ immer eine willkommene<br />

Abwechslung im machmal auch recht tristen Schulalltag.<br />

So bringen sich Jung und Alt gegenseitig etwas mehr Sonne<br />

in ihr Leben. <br />

44 durchblick 1/<strong>2009</strong>

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