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Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald

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3. Die Geschichte<br />

Des Bergfichtenwaldes<br />

Untersuchungen von TRAUTMANN (1952) weisen<br />

darauf hin, dass sich die reinen Fichtenwälder in<br />

den Hochlagen erst im Verlauf des <strong>14</strong>. Jahrhun­<br />

derts aus Bergmischwäldern entwickelt haben.<br />

Allerdings kam die Fichte seit der Kiefern­<br />

Haselzeit (6500 bis 5500 v. ehr.) in dieser Hö­<br />

henstufe kontinuierlich vor und hatte immer ei­<br />

nen höheren Anteil als in den tieferen Stufen<br />

(FIRBAS 1952). Auf Grund der späten Besiedelung<br />

des Gebietes - die ersten Ortschaften um das<br />

Kloster St. Oswald werden 1396 erwähnt - scheint<br />

es sehr unwahrscheinlich, dass dieser Baumarten­<br />

wechsel durch den Menschen verursacht wurde.<br />

Auslöser für das Zurückweichen von Rotbuche<br />

und Tanne war vermutlich die Abkühlung des<br />

Klimas während des Hochmittelalters.<br />

Die ersten Glashütten wurden im 16. Jahrhundert<br />

angelegt, ihr Einfluss blieb aber zunächst auf die<br />

Tallagen beschränkt. Erst im 17. Jahrhundert<br />

drang man tiefer in die Wälder vor. Welchen Ein­<br />

fluss der Holzbedarf der Glashütten auf den<br />

Hochwald hatte, lässt sich nur schwer abschät­<br />

zen. Als Konsens unter den Forsthistorikern gilt,<br />

dass die Hochlagen vor allem zur Gewinnung von<br />

Pottasche (Schmelzpunkterniedrigung bei der<br />

Glaserzeugung) genutzt wurden, da sich diese im<br />

Gegensatz zu dem ebenfalls von den Glashütten<br />

benötigten Brennholz leichter aus den abgelege­<br />

nen Gebieten abtransportieren ließ. Die zur Pott­<br />

aschegewinnung ausgewählten Bäume mussten<br />

vor allem stark und alt sein, dabei war es unwich­<br />

tig, ob sie bereits abgestorben waren oder noch<br />

lebten. Sie wurden meist an Ort und Stelle ver­<br />

brannt, egal ob noch stehend oder bereits am Bo­<br />

den liegend. Auf Grund ihres hohen Kaligehaltes<br />

wurde vor allem die Rotbuche, weniger die Tanne<br />

und in geringerem Maße die Fichte "geaschelt".<br />

Als die Wälder in der Mitte des 19. Jahrhunderts in<br />

Staatsbesitz überwechselten, waren sie vermut­<br />

lich in einem sehr naturnahen Zustand: Die ersten<br />

primitiven Forstoperate dieser Zeit sprechen je­<br />

denfalls alle von "Urwald, welcher der Ausnüt­<br />

zung bisher zu fern gewesen war".<br />

Erst nach dem Ausbau des Triftsystems (lizer­<br />

Trift-Komplex, 1836/37) konnten auch die Bäume<br />

aus den Hochlagen zu den Orten des Holzver­<br />

brauches gebracht werden. Die sich anschli.eßen­<br />

de Zeitspanne der regulären <strong>Wald</strong>nutzung wurde<br />

von ZIERL (1972) als "Periode der Einzelplente­<br />

rung" bezeichnet. Die wesentlichen Ziele und<br />

Behandlungsgrundsätze dieser Zeit wurden be­<br />

reits in einer Besprechung zwischen dem königli­<br />

chen Ministerialkommissär <strong>Wald</strong>mann und den<br />

Amtsvorständen der Forstämter des Inneren<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong>es im Jahre 1840 formuliert: Die<br />

"hochgelegenen Fichtenwaldungen" eignen sich<br />

"nicht zum schlagweisen Betrieb, vielmehr sollten<br />

sie mit großer Sorgfalt in periodisch wiederkeh­<br />

renden Plenterhieben genutzt werden. (. .. ) Das<br />

Hauptaugenmerk wolle man vorerst auf die Reini­<br />

gung der betreffenden <strong>Wald</strong>ungen von dem noch<br />

brauchbaren dürren und abständigen Holze rich­<br />

ten. Erst am Schlusse dieser Operation gewinne<br />

die Entscheidung der Frage ihre entsprechende<br />

Wichtigkeit, ein Zeitpunkt, der übrigens noch sehr<br />

entfernt liegt". Das Ergebnis dieser Besprechung<br />

findet sich dann auch in den 1849 aufgestellten<br />

Wirtschaftregeln für den Bayerischen <strong>Wald</strong> wie­<br />

der. Nach einer Auswertung der anschließend<br />

gefertigten Forsteinrichtungswerke kommt ZIERL<br />

(1972) zu dem Schluss, dass es zu den eigentli­<br />

chen Plenterhieben mit dem Ziel, das Auflaufen<br />

und die Weiterentwicklung der Verjüngung zu<br />

sichern, nicht in ausreichendem Umfang gekom­<br />

men ist. "Es scheinen überwiegend Reinigungs­<br />

und Auszugshiebe geführt worden zu sein".<br />

Insgesamt hatte die Holzproduktion in den Hoch­<br />

lagen keine besondere Bedeutung. Nebennut­<br />

zungen wie die <strong>Wald</strong>weide waren da wichtiger.<br />

Die Hochlagen waren eine geschätzte Viehweide.<br />

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