Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald
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5.5 Witterungsverlauf<br />
Abb. 34<br />
Zur Überwachung des<br />
Sch wärmfluges der Käfer<br />
setzt die Bayerische<br />
Landesanstalt für <strong>Wald</strong><br />
und Forstwirtschaft im<br />
<strong>Nationalpark</strong> Mess<br />
Stationen ein, mit denen<br />
neben dem Käferanflug<br />
auch die Lufttemperatur<br />
und Luftfeuchtigkeit<br />
kontinuierlich<br />
aufgezeichnet werden.<br />
38<br />
Buchdrucker sind wechselwarme (poikilotherme)<br />
Organismen, deren Aktivität und Entwicklungsdy<br />
namik maßgeblich von der Umgebungstempera<br />
tur beeinflusst wird. Insbesondere Schwärmbe<br />
ginn, Entwicklungsgeschwindigkeit der Brut und<br />
damit die Anzahl der innerhalb eines Jahres auf<br />
tretenden Generationen sind stark vom saisona<br />
len Witterungsgeschehen abhängig.<br />
Die Rekonstruktion buchdru'Ckerrelevanter Klima <br />
parameter für die Periode 1980 bis 2000 bestätigt<br />
die Bedeutung des Witterungsverlaufes für die<br />
Populationsdynamik des Buchdruckers. Fast alle<br />
Schwankungen im Befallsgeschehen können mit<br />
Hilfe der verwendeten Parameter erklärt werden.<br />
Insbesondere zwischen der Veränderung des Be<br />
falls gegenüber dem Vorjahr und der Temperatur<br />
summe des Vorjahres besteht ein signifikanter<br />
Zusammenhang. Durch Messung der Kambial<br />
temperaturen seit 2000 wird die Prognose für die<br />
Käferentwicklung, aber auch die Erklärung der<br />
zurückliegenden Entwicklung weiter verbessert<br />
werden.<br />
Die Schwärmbedingungen haben vor allem dann<br />
eine große Bedeutung, wenn die Käfer erst sehr<br />
spät schwä-rmen können und nur wenige<br />
Schwärmtage zur Verfügung stehen, wie dies am<br />
Beispiel des Jahres 1991 deutlich wird. Außerdem<br />
verlängert sich durch den früheren Schwärm<br />
beginn der Zeitraum, in dem sich die Brut ent<br />
wickeln und eventuell eine weitere Generation<br />
angelegt werden kann. Bemerkenswert ist hier vor<br />
allem, dass der Schwärmbeginn in den Hochlagen<br />
im Vergleich zum Zeitraum Ende der 80er Jahre<br />
fast einen Monat früher erfolgt.<br />
Somit kann der Rückgang des Buchdruckerbefalls<br />
bis 1992 vor allem durch den ungünstigen Witte<br />
rungsverlauf Ende der 80er und Anfang der 90er<br />
Jahre erklärt werden. Als sich die Witterungsbe-<br />
dingungen ab 1992 verbesserten, war der Weg<br />
frei für einen raschen Anstieg der Buchdruckerpo<br />
pulation, der nur durch die thermisch ungünsti<br />
gen Jahre 1993 und 1996 leicht abgebremst<br />
wurde.<br />
Schwierigkeiten bereitet allerdings die Interpre<br />
tation der Befallsentwicklung der Jahre 1999 und<br />
2000. Aufgrund der Temperatursummen in den<br />
Jahren 1998 und 1999 wäre im Jahr 1999 ein<br />
unveränderter und im Jahr 2000 ein leicht abneh<br />
mender Befall zu erwarten gewesen . Tatsächlich<br />
ging er im Jahr 1999 zurück und stieg im Jahr<br />
2000 stark an. Grund dafür könnten die relativ<br />
schlechten Schwärmbedingungen im Jahr 1999<br />
und die sehr guten Schwärmbedingungen im Jahr<br />
2000 gewesen sein. Aber auch die Umstellung auf<br />
eine Herbstbefliegung kann hierzu einen Erklä<br />
rungsbeitrag liefern. Die im Spätsommer 1999<br />
befallenen Bäume wurden erst mit der Befliegung<br />
im Jahr 2000 erfasst und damit dem Jahr 2000<br />
zugerechnet. Leider lässt sich der Anteil dieser<br />
Bäume nicht quantifizieren, so dass unklar bleibt,<br />
um we lchen Wert die Befallsfläche des Jahres<br />
1999 erhöht und die Befallsfläche des Jahres<br />
2000 verringert werden müsste.