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Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald

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Demnach ist die Entstehung und auch das spätere<br />

Erscheinungsbild des <strong>Wald</strong>es weitgehend vom<br />

Zufall abhängig. Aber ist es wirklich nur der Zufall,<br />

der die <strong>Wald</strong>entwicklung steuert? Die Blüte der<br />

Fichten und die explosionsartige Vermehrung der<br />

Buchdrucker scheinen eng miteinander verbun­<br />

den. Günstige Bedingungen für die Populations­<br />

entwicklung des Buchdruckers sind gleichzeitig<br />

auch günstige Bedingungen für die Anlage und<br />

Entwicklung der Fichtenblüten. Wenn die Nähr­<br />

stoffdepots der Bäume in Folge von warmen Jah­<br />

ren mit ausreichender Wasserversorgung (ROHM­<br />

EDER 1972) aufgefüllt sind, wird die Blüte der<br />

Fichte durch hohe Temperaturen und Sonnenein­<br />

strahlung Ende Juni, Anfang Juli, dem Zeitfenster,<br />

in dem die weiblichen Blüten angelegt werden,<br />

stimuliert. Im darauffolgenden Jahr blühen die<br />

Bäume. Für die weitere Entwicklung der Zapfen ist<br />

eine trocken-warme Witterung günstig (SCHMIDT­<br />

VOGT 1991), denn in kalten Sommern können trotz<br />

Vollmast keine reifen Samen ausgebildet werden<br />

(OTT et al. 1997). BEUDERT (pers. Mitteilung) konnte<br />

die Bedeutung des Witterungsverlaufes im Ju­<br />

ni/Juli des Vorjahres für die Blüte der Fichte 1988,<br />

1992 und 1995 im Bayerischen <strong>Wald</strong> bestätigen.<br />

Auch die Käferpopulation braucht warme, trocke­<br />

ne Jahre, um sich zu einer Massenvermehrung<br />

aufschaukeln zu können. Von Bedeutung ist vor<br />

allem ein warmes Frühjahr, da die Käfer erst zum<br />

Schwärmflug ansetzen, wenn die Lufttemperatur<br />

18 - 20°C überschreitet. Insofern ist es nicht<br />

erstaunlich, dass die Blüte 1995 zum "richtigen"<br />

Zeitpunkt stattfand, denn gute Käferjahre sind<br />

meist auch gute Jahre für die Blüte der Fichte.<br />

Ein weiteres Indiz für die wechselseitige Anpas­<br />

sung von Buchdrucker und Fichte liegt in der Tat­<br />

sache, dass die Mannbarkeit (Beginn des Samen­<br />

tragens) der Fichte im Alter zwischen 30 und 40<br />

Jahren im Freistand und zwischen 50 und 60 Jah­<br />

ren im Bestand erreicht wird (ROHMEDER 1972) und<br />

gleichzeitig auch der Buchdrucker bis zu 70 Jahre<br />

alte Bestände nur bei sehr hohen Populations­<br />

dichten und Bestände jünger als 50 Jahre (fast) gar<br />

nicht befällt (BECKER und SCHROETER 2000). Durch<br />

diese "Abstimmung" ist es möglich, dass sich die<br />

Fichte ansamt, bevor sie durch den Buchdrucker<br />

zum Absterben gebracht werden kann.<br />

Eine fortwährende koevolutive Interaktion zwi­<br />

schen den gegnerischen Arten Buchdrucker und<br />

Fichte hat somit eine komplexe Assoziation zwi­<br />

schen beiden Arten geschaffen, die deren Fortbe­<br />

stand sichert (COCKBURN 1995).<br />

Abb. 68<br />

Ein ausreichendes<br />

Wärmeangebot<br />

ist von großer Bedeutung<br />

für die Entwicklung<br />

der Fichtenkeimlinge.<br />

Abb.69<br />

Blühende Fichte.<br />

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