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Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald

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Wichtigster Störungstyp im borealen <strong>Wald</strong> sind<br />

Brände, die sich in den kontinental geprägten Ge­<br />

bieten während ausgeprägter Hochdruckwetter­<br />

lagen entfachen können. Die Rotationszyklen von<br />

Flächenbränden liegen im trockenen Westen Ka­<br />

nadas und in Alaska zwischen 50 und 200 Jahren.<br />

In Ostkanada und in den subalpinen Wäldern der<br />

nördlichen Rocky Mountains betragen sie 400<br />

Jahre und mehr (SCHMIDT-VOGT 1985). Die Feuer in<br />

der borealen Zone haben z. T. eine gewaltige Aus­<br />

dehnung, so brennen im borealen Eurasien in je­<br />

dem Jahr zwei bis drei Millionen Hektar, in Ex­<br />

tremjahren wie 1987 sogar bis zu zehn Millionen<br />

Hektar. Für die borealen Bereiche Nordamerikas<br />

beträgt der Jahresdurchschnitt ein bis fünf Millio­<br />

nen Hektar, in Extremjahren bis 7,4 Millionen<br />

Hektar (ANONYMUS 1995). Die Flächengrößen kön­<br />

nen bis zu 400 km' , im Extremfall bis zu 5.000 km'<br />

groß sein (SCHERZlNGER 1996). Dieser Störungstyp<br />

spielt jedoch in den eher maritim geprägten Fich­<br />

tenwäldern West- und Mitteleuropas keine große<br />

Rolle. Es ist allerdings belegt, dass auch im Inne­<br />

ren Bayerischen <strong>Wald</strong> Brände auftreten können.<br />

So wird im Heimatbuch der <strong>Wald</strong>stadt Zwiesel<br />

(FRIEDEL 1954) über "zwei große <strong>Wald</strong>brände in<br />

den Eisensteiner Hochwaldungen, die großen<br />

Schaden anrichteten" berichtet. Auch 1782 "war<br />

ein so heißer Sommer C .. )' dass die dürren Wälder<br />

von selbst in Brand gerieten". Ob die Wälder tat­<br />

sächlich von selbst in Brand gerieten, oder ob hier<br />

menschliche Unachtsamkeit die Ursache war,<br />

lässt sich leider nicht mehr nachprüfen.<br />

Auf Grund der hohen Windgeschwindigkeiten im<br />

Gebirge sind die Fichtenwälder dort stärker von<br />

Windwurf- und -bruch betroffen als die borealen<br />

Wälder. So wurde der Innere Bayerische <strong>Wald</strong> seit<br />

Beginn des letzten Jahrhunderts 80-mal von<br />

schweren Stürmen getroffen (FISCHER et al. 1990).<br />

Die größten Windwurfereignisse traten infolge<br />

der Stürme von 1868/70 mit 810 ha, 1929 mit<br />

900 ha' und 1983/84 mit 173 ha auf. Auch ROTI-<br />

Windwurf und Käferbefall konnten nicht differenziert werden.<br />

MANN (1986) berichtet, dass in Deutschland im<br />

Durchschnitt alle zwei Jahre Stürme mit Windge­<br />

schwindigkeiten von über 100 km/h, alle drei bis<br />

fünf Jahre Orkane mit Windstärke 11 und etwa<br />

alle 30Jahre gewaltige Orkane auftreten.<br />

Lawinen- und Murenabgänge können in Gebirgs­<br />

nadelwäldern erhebliche Flächen betreffen. Im<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> und in den borealen Nadelwäl­<br />

dern spielen sie aufgrund der geringen Hangnei­<br />

gung und dem Fehlen einer alpinen Stufe keine<br />

Rolle.<br />

In Kombination mit Windwürfen, aber auch aus­<br />

gelöst durch günstige Witterungsbedingungen<br />

oder durch länger anhaltende Trockenperioden<br />

spielen Insektenmassenvermehrungen eine wich­<br />

tige Rolle im Störungsregime von Wäldern. Auch<br />

sie können gewaltige Ausmaße annehmen. Insbe­<br />

sondere nach Windwürfen führt Buchdruckerbe­<br />

fall rasch zu großen "Schadholzanfällen". So wur­<br />

den nach den Stürmen "Vivian" und "Wiebke"<br />

1990 alleine in Bayern 5,1 Mio. Festmeter Borken­<br />

käferholz eingeschlagen. Auch im <strong>Nationalpark</strong>­<br />

gebiet entstanden nach Sturmereignissen 1870 -<br />

1876 1.215 ha ,1929900 ha' und 1984 - 1992<br />

227 ha Kahl- bzw. Totholzflächen in Folge von<br />

Abb.66<br />

Feuer spielen<br />

im Entwicklungszyklus<br />

kontinental geprägter<br />

Nadelwälder<br />

eine wichtige Rolle.<br />

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