Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald
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Abb.29<br />
Auf Dauerbeobachtungsflächen<br />
wird der Eintrag<br />
von Schadstoffen<br />
in die <strong>Wald</strong>ökosysteme des<br />
<strong>Nationalpark</strong>s gemessen.<br />
32<br />
Böden zumindest teilweise durch die größeren<br />
Baumabstände ausgeglichen wird. Allerdings sind<br />
die "Hochlagenfichten" an eine gute Wasserver<br />
sorgung "gewöhnt" und reagieren auf Grund ihrer<br />
im Verhältnis zur großen transpirierenden Ober<br />
fläche geringen Wasserabsorptionskapazität der<br />
Wurzel empfindlicher auf Wassermangel (KAUF<br />
MANN zit. in KAHLE 1994). Ob es zusätzlich bereits<br />
Anfang der 90er Jahre aufgrund schneearmer<br />
Winter zu Engpässen in der Wasserversorgung<br />
kam, wie SCHOPF et al. (1993) vermuten, kann<br />
nicht belegt werden.<br />
Darüber hinaus traten 1992 und 1995 Samenjah<br />
re bei der Fichte auf. Folge war, dass Reserve<br />
stoffe und Assimilate der Bäume für die Bildung<br />
von Samen und Zapfen verbraucht wurden, was<br />
eine große Belastung für die Bäume bedeutet.<br />
Anschaulich wird diese Anstrengung, wenn man<br />
bedenkt, dass im Jahr 1992 für die Anlage der<br />
Zapfen und Samen in etwa so viel Energie aufge<br />
wendet wurde, wie für den jährlichen Holzzu<br />
wachs. Auch die deutliche Reduktion der mittle<br />
ren Länge neu gebildeter Seitentriebe auf 30 0/0<br />
(1992) bzw. 60 % (1996) zeigt deutlich, wie stark<br />
die Bäume durch eine Vollmast in Anspruch ge<br />
nommen werden (BEuDERTet al. 1997).<br />
Eine andere Argumentationskette stellt die Be<br />
deutung "neuartiger <strong>Wald</strong>schäden" für die Ent<br />
stehung der Massenvermehrung heraus. Es wird<br />
vermutet, dass die durch den Menschen verur<br />
sachte Schadstoffbelastung zur Vitalitätsminde<br />
rung der Fichten führt und die geschwächten<br />
Bäume leichter vom Buchdrucker befallen werden<br />
können.<br />
Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusam<br />
menhang der Eintrag von Schwefel- und Stick<br />
stoffverbindungen, der zu einer Versauerung und<br />
damit einem Anstieg von Protonen- und Alumi<br />
niumkonzentrationen im Boden führt, die wie<br />
derum schädigend auf die Feinwurzeln der Bäume<br />
wirken können. Darüber hinaus hat die Versaue<br />
rung auch die Auswaschung bedeutsamer Pflan<br />
zennährstoffe wie Kalzium, Magnesium und Kali<br />
um zur Folge, die den Bäumen anschließend nicht<br />
mehr zurVerfügung stehen.<br />
Hohe Stickstoffeinträge wirken wachstumsför<br />
dernd und bewirken dadurch einen höheren Ver<br />
brauch von Magnesium und Kalium; der beson<br />
ders auf den sauren Böden nicht mehr gedeckt<br />
werden kann. Darüber hinaus erhöhen die Stick<br />
stoffeinträge die Anfälligkeit gegenüber Trocken<br />
heit und Frost und führen zu Wuchsungleichge<br />
wichten zwischen Spross und Wurzel.<br />
Auch die in den letzten Jahren gemessenen hohen<br />
Ozon konzentrationen könnten eine Rolle bei den<br />
Absterbeprozessen gespielt haben, da durch sie<br />
die Funktion der Spaltöffnungen beeinträchtigt<br />
und die Frostresistenz herabgesetzt wird.<br />
Die im <strong>Nationalpark</strong>gebiet gemessene Ozon be<br />
lastung liegt in fast allen Jahren über dem defi<br />
nierten Belastungsindex (AOT). Allerdings ist die<br />
ökologische Relevanz dieses Indexes noch unklar,<br />
zumal bei Begasungsversuchen im Freiland (Free<br />
air) selbst bei dreifacher Überschreitung dieses