Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald
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6.2 Sukzession -<br />
Abb.57<br />
Der Mulcheffekt durch<br />
herabgefallene Rinde<br />
führt zu günstigen<br />
Wachstumsbedingungen<br />
für die <strong>Wald</strong>bäume.<br />
<strong>14</strong>4<br />
die "Erste"<br />
1993 bahnte sich eine Entwicklung an, die den<br />
Bergfichtenwald dramatisch verändern sollte. Zu<br />
nächst kleinflächig, eher schrotschussartig, brei<br />
tete sich der Buchdrucker über weite Bereiche der<br />
Hochlagen aus. 1995 "explodierte" die Käferpo<br />
pulation förmlich und innerhalb einesjahres star<br />
ben in den Hochlagen 310 ha Fichtenaltbestände<br />
ab. Ihren Höhepunkt erreichte die Käferentwick<br />
lung ein Jahr später, als 583 ha Altbestände<br />
"aufgefressen" wurden. Anschließend ging der<br />
Befall in den Hochlagen parallel zum Verschwin<br />
den der Altfichten langsam zurück, so dass im<br />
Herbst 2000 dort nur noch 15 % Prozent der<br />
Fichtenbestände intakt waren (HEURICH et al.<br />
2001 ).<br />
Schlagartig änderten sich die Standortsbedin<br />
gungen. Zuerst fielen die Nadeln der abgestorbe<br />
nen Bäume zu Boden und bildeten dort eine meh<br />
rere Zentimeter dicke Schicht. Jetzt konnte die<br />
Sonnenstrahlung bis zum <strong>Wald</strong>boden vordrin<br />
gen, wodurch dieser sich erwärmte und die Mine<br />
ralisation der Nadel- und Wurzelstreu und wahr<br />
scheinlich auch der dicken Rohhumusauflagen<br />
eingeleitet wurde. Vor allem Schwarzspechte<br />
lösten auf der Suche nach Nahrung große Rin<br />
denstücke von den abgestorbenen Bäumen ab.<br />
Diese konzentrieren sich dann zusammen mit den<br />
nach und nach abfallenden Ästen um den<br />
Stammfuß, was zu einer teilweisen Bodenbe<br />
deckung und zu einer starken Anreicherung von<br />
Nährstoffen, vor allem Kalzium und Phosphor,<br />
führt (KIMMINS 1987, BEUDERT 1994). Unter den<br />
herabfallenden Rindenstücken und Ästen werden<br />
zwar einige Fichten, besonders Sämlinge und<br />
Keimlinge begraben. Durch Mulcheffekt und<br />
Nährstoffeintrag entstehen günstige Bedingun<br />
gen für die Entwicklung der <strong>Wald</strong>bäume, aber<br />
auch für die Entwicklung anderer Pflanzenarten,<br />
wie Weidenröschen (Epilobium angustifolium)<br />
und Himbeere (Rubus idaeus), so dass sich in der<br />
Umgebung der alten Stämme grüne Zonen mit<br />
vielen blühenden Pflanzen bilden. Diese Entwick<br />
lung wird auch durch das günstige Mikroklima im<br />
Bereich der Stammanläufe unterstützt. Beispiels<br />
weise apern die stammnahen Bereiche im Früh<br />
ling sehr bald aus und es bilden sich Schmelz<br />
trichter, was eine verlängerte "Vegetationszeit"<br />
zur Folge hat. Ob diese Schmelztrichter auch als<br />
Sammelanlagen für die im Spätwinter oft über die<br />
Schneedecke verblasenen Fichtensamen fungie<br />
ren, müssen weitere Studien zeigen.<br />
Das Ausmaß dieser Entwicklungen zeigen die im<br />
Rahmen der Inventur durchgeführten Aufnah<br />
men. So nahm die Kleinstruktur Kräuter und Him<br />
beere gegenüber der Aufnahme 1996 um fast<br />
70 0 /0, die Kleinstruktur Reisig/Rinde gar um über<br />
150 Ofo zu. Dass in der Kleinstruktur Kräuter und<br />
Himbeere relativ wenig Verjüngung gefunden<br />
wurde, hängt vermutlich damit zusammen, dass<br />
sich dieses Element zum Zeitpunkt der Aufnahme<br />
1996 erst ausbildete. Zwischen Himbeere und<br />
<strong>Wald</strong>verjüngung scheint in der Hochlagenzone<br />
nur eine geringe Konkurrenz zu bestehen, was<br />
auch SIEGRIST (2000) bestätigt. Auf Reisig/Rinde<br />
verjüngte sich die Vogelbeere neunmal mehr, als<br />
dies auf Grund des Flächenanteils der Kleinstruk<br />
tur zu erwarten gewesen wäre. Eine Erklärung für