Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald
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Abb. 67<br />
Val/masten bei der Fichte<br />
im Bayerischen <strong>Wald</strong><br />
seit 1950.<br />
156<br />
Buchdruckerbefall. Die Analyse der Insektenschä<br />
den zwischen den Jahren 1853 und 1908 von BAR<br />
THELMESS (1972) zeigt ebenfalls, in welchem Aus<br />
maß Insekten den <strong>Wald</strong>aufbau verändern können:<br />
Borkenkäfer<br />
Nonne (Lymantria monacha)<br />
<strong>14</strong>,0 Mio. Efm,<br />
10,0 Mio. Efm,<br />
Kiefernspanner (Bupalus pinarius) 2,8 Mio. Efm,<br />
Kiefernspinner (Dendrolimus pim) 2,0 Mio. Efm.<br />
In borealen Wäldern Nordamerikas treten darüber<br />
hinaus in großem Umfang Große Lärchenblatt<br />
wespe (Pristiphora erichsom). "Willow leaf<br />
botchiminer" (Micrurapteryx salicifolliela) und<br />
"Large Aspen Tortrix" (Choristoneura conflictana)<br />
auf.<br />
Bei den aufgeführten Störungstypen handelt es<br />
sich um sogenannte inhärente Störungen, "da die<br />
Schlüsselorganismen des Systems an die Wirkung<br />
der Störung angepasst sind" (BOEHMER 1997) und<br />
infolgedessen das Ökosystem eine große Elastizi<br />
tät besitzt. So zeigt die Entwicklung auf den vom<br />
Borkenkäfer zum Absterben gebrachten Flächen,<br />
dass sowohl Vogelbeere als auch Fichte bestens<br />
an diese Prozesse angepasst sind. Die Vogelbeere,<br />
die nicht vom Buchdrucker befallen werden kann,<br />
"lässt" ihre Samen mit Hilfe von Tieren weiter ver<br />
breiten, fruktifiziert sehr früh und ist an die extre<br />
men Witterungsbedingungen auf Freiflächen an<br />
gepaßt. Gleiches gilt für die Fichte, eine typische<br />
Baumart des borealen <strong>Wald</strong>es. Sie besitzt flugfä<br />
hige Samen, die ihr helfen, selbst große Stö<br />
rungsflächen wieder zu besiedeln, so konnten<br />
LAESSIG et al. (1995) in der Schweiz bei einer Voll<br />
mast noch in 1000 m Entfernung vom nächsten<br />
Bestand zehn Fichtensamen pro Quadratmeter<br />
nachweisen. Darüber hinaus ist die Fichte in der<br />
Lage, selbst auf dicksten Rohhumusauflagen zu<br />
keimen, ist frosthart und kommt gut mit dem Frei<br />
flächenklima zu Rande.<br />
Erfolgskritisch für die Besiedlung der Flächen ist<br />
allerdings die teilweise sehr niedrige Blühfrequenz<br />
der Bäume. So berichtet BUELOW (1964) von dem<br />
seltenen Ereignis Voll- und Sprengmast, das im<br />
Bayerischen <strong>Wald</strong> nur zweimal in einem Men<br />
schenleben eintritt. In den Gebirgswäldern der<br />
Schweiz rechnet man bei der Fichte etwa alle fünf<br />
Jahre mit einer Vollmast (OTT et al. 1997). Auch<br />
wenn in den letzten Jahren ein gehäuftes Auftre<br />
ten von Masten im Bayerischen <strong>Wald</strong> beobachtet<br />
werden konnte, hat die Fruktifikationshäufigkeit<br />
einen wichtigen Einfluss auf die Geschwindigkeit<br />
der Wiederbewaldung einer Störfläche.<br />
Hätten die Bäume nicht 1995 geblüht, sondern<br />
vielleicht erst 1998, wäre die Sukzession vermut<br />
lich ganz anders verlaufen. Die in den Ausgangs<br />
beständen vorhandene Verjüngung hätte dann<br />
zwar genauso weiter wachsen können, der Eintrag<br />
von Samen auf die Flächen wäre aber sehr viel ge<br />
ringer gewesen, da 1998 bereits weite Teile der<br />
1950 1960 1970 •••<br />
1980 1990<br />
l I<br />
I<br />
2000 I<br />
i<br />
Hochlagenwälder abgestorben und samentragen<br />
de Altbäume in den zentralen Bereichen kaum<br />
mehr vorhanden waren. Hätten die Bäume vor Be<br />
ginn der Absterbewelle geblüht, wären die meis<br />
ten Keimlinge in den dunklen und kalten Altbe<br />
ständen abgestorben, wie dies nach den Masten<br />
1988 und 1992 beobachtet wurde. Auch die ge<br />
ringen Verjüngungszahlen im Rachelbereich kön<br />
nen dadurch begründet werden, dass die Bestän<br />
de während der Mast 1995 bzw. dem Keimen der<br />
Jungfichten im Folgejahr noch weitestgehend ge<br />
schlossen waren und deshalb den Keimlingen nur<br />
ungünstige Bedingungen boten. Zusätzlich er<br />
schwert die stärkere Vergrasung der Gneisböden<br />
die Etablierung der <strong>Wald</strong>verjüngung.