Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald
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Abb. 54<br />
Die neue <strong>Wald</strong>genera tion<br />
entwickelt sich im<br />
Standortsmosaik sehr vielfältig<br />
und reich strukturiert<br />
(Au fnahme vom Mai 1993).<br />
90<br />
Durch die - zeitlich sicherlich um einige Jahr<br />
zehnte verzögerte - Besiedelung des bereits lie<br />
genden oder in den folgenden Jahren zusammen<br />
brechenden Totholzes wird sich aber vielleicht -<br />
über einen längeren Zeitraum betrachtet - eine<br />
veränderte Bestandesstruktur entwickeln. Die ho<br />
rizontale Struktur des zukünftigen <strong>Wald</strong>es, d. h.<br />
das derzeitige Verteilungsmuster der Bäume, wird<br />
ergänzt durch lineare, möglicherweise stabilitäts<br />
fördernde Bestandesstrukturen. Nachdem die<br />
meisten Bäume entsprechend der Windrichtung<br />
des Sturmes gefallen sind, werden die "Rannen"<br />
auf den liegenden Stämmen zukünftig schmale<br />
und langgezogene Gruppen bilden, ausgerichtet<br />
nach dem Muster des geworfenen Holzes. Da<br />
durch werden auch Flächen von <strong>Wald</strong>bäumen be<br />
siedelt, die über sehr lange Zeit von Gras, Farnen<br />
oder Zwergsträuchern domin iert waren.<br />
Auch die Vertikalstruktur wird sich vermutlich<br />
ändern, denn neben der bereits vorhandenen und<br />
durch die veränderten Umweltbedingungen zügig<br />
aufwachsenden neuen Baumgeneration wird sich<br />
in deren Schatten die zukünftige Rannenverjün<br />
gung sehr langsam entwickeln.<br />
Dies führt aber auch wieder zu einer großen AI<br />
tersdifferenzierung der zukünftigen WaIdbe<br />
stände. Die Befürchtung, dass aus den Windwurf<br />
und Borken käferflächen g leicha Itrige und<br />
gleichförmige Wälder entstehen werden, ist nach<br />
den bisherigen Beobachtungen unbegründet, zu<br />
kleinräumig wechseln die Rahmenbedingungen<br />
für das Wachstum der neuen <strong>Wald</strong>generation.<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der<br />
Einfluss von Reh und Rothirsch: In den ersten Jah<br />
ren schützte der "Windwurfverhau" relativ gut die<br />
jungen <strong>Wald</strong>bäume. Nur wenige Pflanzen waren<br />
dort verbissen oder geschält. Dagegen bildeten<br />
der angrenzende Totholzsaum mit der sich üppig<br />
entwickelnden Vegetation und die unversehrt ge<br />
bliebenen Altbestände beliebte Aufenthaltsorte.<br />
Die wesentlich höhere Verbissbelastung macht<br />
dies deutlich. Im Laufe der Zeit entwickelte sich<br />
jedoch durch die kreuz und quer liegenden<br />
Stammteile der zusammenbrechenden toten<br />
Bäume ein dem Windwurf vergleichbarer "Zaun<br />
effekt". Während bei der Wiederholungsauf<br />
nahme 1997 der Anteil der verbissenen Pflanzen<br />
in den Altholzteilen annähernd gleich geblieben<br />
ist, hat dieser im Totholzsaum bereits deutlich<br />
abgenommen. In der Windwurffläche waren mitt<br />
lerweile die meisten Vogelbeeren so groß gewor<br />
den, dass Reh und Rothirsch die jungen Triebe<br />
nicht mehr erreichen konnten.<br />
Die Beobachtungen in der belassenen Windwurf<br />
fläche im Bergfichtenwald decken sich sehr gut<br />
mit den bisherigen Ergebnissen von den Untersu<br />
chungsflächen in den Aufichtenwäldern der Tal<br />
lagen (FISCHER et al. 1990, SCHMID 1994, BREIT<br />
1999) und Bergmischwäldern der Hanglagen<br />
(HOMAN und ENGELS ;991, JEHL.1995, TRAUT,und<br />
WAGNER 1997), wenngleich die Geschwindigkeit<br />
der Entwicklung und die Vielfalt der beteiligten<br />
Arten im Bergfichtenwald wesentlich geringer ist.<br />
Auch KORPEL (1995) kommt zu dem Ergebnis, dass<br />
Windwürfe kleiner als 10 ha verhältnismäßig<br />
schnell von den sog. Schlusswaldbaumarten be<br />
siedelt werden. Seine Beobachtung, dass in der<br />
Anfangsphase der Entwicklung Pionierbaumarten<br />
innerhalb weniger Jahre einen geschlossenen<br />
Vorwald bilden, unter deren Schirm sich dann in<br />
der Folgezeit die Fichte etabliert, kann mit den<br />
nun 13-jährigen Beobachtungen im <strong>Nationalpark</strong><br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> nicht bestätigt werden.