Heft 14 - Nationalpark Bayerischer Wald
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diese Beobachtung ist neben den oben beschrie<br />
benen Effekten wohl auch der durch Äste gege<br />
bene Schutz vor Wildverbiss und der Eintrag von<br />
Samen, da diese Kleinstruktur bevorzugt von Vö<br />
geln genutzt wird. Es wird erwartet, dass sich die<br />
positiven Effekte dieser Kleinstruktur in naher Zu<br />
kunft noch stärker auswirken.<br />
Bereits nach wenigen Jahren fangen die Gipfel der<br />
abgestorbenen Bäume an herabzubrechen. Hat<br />
sich die Verpilzung weiter ausgedehnt, bricht der<br />
ganze Stamm entzwei und stürzt zu Boden. Dies<br />
kann je nach Standort bereits nach zwei bis drei<br />
Jahren erfolgen; es sind aber auch Bereiche be<br />
kannt, in denen die ausgetrockneten, stehenden<br />
Dürrlinge, die kurz nach den Windwürfen 1983/84<br />
vom Borkenkäfer befallen wurden, bis heute über<br />
dauerten. Übrig bleiben ca. 3 bis 7 m hohe Stümp<br />
fe und ein Gewirr aus übereinander liegendem<br />
und ineinanderverkeiltem Totholz.<br />
Liegendes Totholz hat eine besondere Bedeutung<br />
für die Verjüngung. 1996 wuchs ein großer Teil<br />
der Fichtenpflanzen auf bzw. im Schutz dieser<br />
Kleinstruktur. Rannen im eigentlichen Sinn gab es<br />
damals allerdings nur wenige, da sie im Zuge der<br />
Bewirtschaftung der Wälder vor Gründung des<br />
<strong>Nationalpark</strong>es entfernt worden waren. Deshalb<br />
wuchs der überwiegende Teil der Fichten auf alten<br />
Stubben, die noch aus der Zeit der Bewirtschaf<br />
tung stammten. Mittlerweile erhöht sich das An<br />
gebot von Totholz auf dem <strong>Wald</strong>boden von Jahr<br />
zu Jahr und erste Stämme werden bereits von<br />
Fichtensämlingen besiedelt. Ob diese sich bereits<br />
auf dem noch nicht stark zersetzten Totholz<br />
etablieren können, werden die nächsten Jahre<br />
zei-gen. Insbesondere der Witterungsverlauf wird<br />
hier eine große Rolle spielen. Bisher konnte er<br />
folgreiche Rannenverjüngung nur auf liegendem<br />
Totholz, das seit mindestens 13 Jahren umge<br />
stürzt ist, nachgewiesen werden (JEHL 2001).<br />
Günstig ist aber schon jetzt, dass der Totholzver<br />
hau die Verjüngung vor Schneeschub und z. T. vor<br />
Wildverbiss schützt. Durch die Beruhigung der<br />
bodennahen Luftschichten und seiner Schatten<br />
wirkung trägt der Verhau auch zu einem aus<br />
geglicheneren Kleinklima bei. Darüber hinaus<br />
wird der Boden vor Austrocknung geschützt. Die<br />
große Bedeutung des Moderholzes für die <strong>Wald</strong><br />
entwicklung wird dadurch belegt, dass 199645 0 /0<br />
der Pflanzen auf oder in unmittelbarer Umgebung<br />
von dieser Struktur wuchsen. Auch andere Auto<br />
ren weisen immer wieder auf die große Bedeu<br />
tung von Moderholz für die Fichtenverjüngung<br />
hin, wobei bis zu 65 % der Pflanzen auf dieser<br />
Kleinstruktur wachsen (ZIERL (1972), LEIBUNDGUT<br />
(1978), On et al. (1997). KORPEL (1995), SCHMIDT<br />
VOGT (1991). RALL (1995), REIF und PRZYBILLA<br />
(1998)). Die Kleinstruktur Moderholz bringt für<br />
die hier keimenden Fichten eine ganze Reihe von<br />
Vorteilen, die in JEHL (2001) beschrieben sind. Im<br />
Gegensatz zur Fichte hat das vermoderte Holz<br />
keine Bedeutung als Wuchsort für die Vogelbeere.<br />
Nur im Baumkontakt, also der unmittelbaren Um<br />
gebung stehender und liegender Bäume, findet<br />
man sie häufiger.<br />
Abb. 58<br />
Mit Hilfe der Strategie,<br />
sich auf Moderholz<br />
zu entwickeln,<br />
kann sich die Fichte<br />
auch stark mit Farn und<br />
Gras bedeckte Bereiche<br />
erschliessen<br />
(Rannenboot im Grasmeer).<br />
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