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Made in Verden

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Macht Wolfgang Reichelt<br />

besonders stolz:<br />

das BLOCK K<strong>in</strong>derhaus<br />

Würden Sie sagen, das ist Ihr bisher<br />

größter Erfolg? Oder war es etwas<br />

anderes?<br />

Ich habe doch so viele Erfolge gehabt<br />

(lacht)! Ich habe mich z.B. riesig gefreut,<br />

als es uns nach jahrelanger Suche nach<br />

dem passenden Ort gelungen ist, das<br />

<strong>Verden</strong>er Tafelhaus zu bauen. Die <strong>Verden</strong>er<br />

Tafel war die erste <strong>in</strong> Deutschland, die<br />

e<strong>in</strong> eigenes bezahltes Haus für sich hatte.<br />

Oder als wir bei BLOCK unser ehemaliges<br />

Hausmeisterhaus zum K<strong>in</strong>derhaus<br />

umbauen ließen. Es gibt so viele D<strong>in</strong>ge,<br />

die ich erlebt und erreicht habe! Jetzt<br />

ganz aktuell ist es unsere neue Produktionsfirma<br />

<strong>in</strong> Amerika mit 25 Mitarbeitern<br />

oder unser Büro <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g. Dort beraten<br />

wir die Ch<strong>in</strong>esen. Vor e<strong>in</strong>em halben Jahr<br />

z. B. hat mich die Info aus Ch<strong>in</strong>a erreicht,<br />

dass drei Normen, von uns entwickelt, im<br />

Bereich der Transformatoren als verb<strong>in</strong>dliche<br />

ch<strong>in</strong>esische Normen angenommen<br />

wurden. Was me<strong>in</strong>en Sie, was das für e<strong>in</strong><br />

Gefühl war, als ich das gelesen habe! Es<br />

s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Normen, die ich geschrieben<br />

habe! Das bedeutet, dass die europäische<br />

Industrie ihre Konstruktionen nicht<br />

mehr für den ch<strong>in</strong>esischen Markt ändern<br />

braucht. Vor 30 Jahren, als ich mit der<br />

Normarbeit angefangen habe, hatte ich<br />

ganz große Zweifel daran, ob ich das<br />

überhaupt kann – und heute stehe ich<br />

ganz oben.<br />

Das ist ja auch e<strong>in</strong>e enorme Verantwortung,<br />

die sie damit tragen...<br />

Ganz genau. Sicherheitsnormen s<strong>in</strong>d<br />

so wichtig, damit Sie z. B. problemlos<br />

im Operationssaal e<strong>in</strong>es Krankenhauses<br />

liegen können, ohne dass Ihnen etwas<br />

passiert. Oder damit Ihr K<strong>in</strong>d gefahrlos<br />

mit der elektrischen Eisenbahn spielen<br />

kann. Leider wird das nirgendwo gelehrt.<br />

An ke<strong>in</strong>er Uni und ke<strong>in</strong>er Hochschule. Ich<br />

kenne e<strong>in</strong>en Kollegen, der Vorlesungen<br />

zu dem Thema <strong>in</strong> Wiesbaden hält. Aber<br />

sonst ... Hier bei BLOCK s<strong>in</strong>d wir natürlich<br />

alle Spezialisten (lacht).<br />

Um ihre Spezialisten zu halten – vor<br />

allem die weiblichen – haben Sie ja auch<br />

das BLOCK K<strong>in</strong>derhaus eröffnet und s<strong>in</strong>d<br />

immer noch das e<strong>in</strong>zige Unternehmen <strong>in</strong><br />

<strong>Verden</strong>, das se<strong>in</strong>en Mitarbeitern diesen<br />

Service anbietet. Haben andere Unternehmer<br />

Sie mal gefragt, wieso Sie das<br />

gemacht haben oder ob sich das überhaupt<br />

lohnt?<br />

Mich fragt man nicht. Aber <strong>in</strong> diesem<br />

Falle dürfen Sie auch nicht die Frage<br />

nach „Lohnt sich das?“ stellen. Wir leben<br />

ja <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, wo die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Familie und Beruf e<strong>in</strong>e immer wichtigere<br />

Rolle spielt. Wir haben hier hübsche<br />

Frauen und Männer, die sich verlieben,<br />

heiraten und dann K<strong>in</strong>der bekommen.<br />

Früher blieb die Frau zu Hause und wenn<br />

die K<strong>in</strong>der aus dem Haus waren, lief die<br />

Ehe ause<strong>in</strong>ander, weil die Frau sich gesagt<br />

hat: „Das kann doch nicht me<strong>in</strong><br />

ganzes Leben gewesen se<strong>in</strong>, nur K<strong>in</strong>der<br />

erziehen!“ Heute ist das alles anders.<br />

Die Frauen s<strong>in</strong>d anders. Männer müssen<br />

mehr mithelfen – das musste ich damals<br />

ja nicht (lacht). Die modernen Frauen<br />

sagen: „Ich b<strong>in</strong> doch nicht nur dazu da,<br />

K<strong>in</strong>der zu erziehen, das kann nicht der<br />

e<strong>in</strong>zige S<strong>in</strong>n me<strong>in</strong>es Lebens se<strong>in</strong>!“ Sie<br />

wollen spätestens nach e<strong>in</strong>em halben<br />

Jahr wieder <strong>in</strong> Teilzeit arbeiten. Sie kommen<br />

morgens zur Arbeit, br<strong>in</strong>gen ihr<br />

K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unser K<strong>in</strong>derhaus und können<br />

arbeiten mit dem Wissen, sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

Nähe, sollte es mal e<strong>in</strong> Problem geben.<br />

Indem wir das Thema Beruf und Familie<br />

abdecken, federn wir auch den demografischen<br />

Wandel ab. Unsere Spezialist<strong>in</strong>nen<br />

fallen nicht so lange aus und bleiben<br />

uns erhalten. Natürlich kostet uns<br />

die firmen<strong>in</strong>terne K<strong>in</strong>derbetreuung Geld<br />

– Stadt und Landkreis subventionieren<br />

das nicht, das machen wir alles alle<strong>in</strong>e.<br />

Aber ohne die klassische Großfamilie,<br />

die es heute kaum noch gibt, ist es besonders<br />

wichtig, dass K<strong>in</strong>der schon früh<br />

gruppendynamisches Verhalten lernen.<br />

Und wo geht das besser als unter anderen<br />

K<strong>in</strong>dern?<br />

Ihr Sohn Jörg ist seit 2005 Mitglied der<br />

Geschäftsführung. War es immer klar,<br />

dass er <strong>in</strong> Ihr Unternehmen e<strong>in</strong>steigt<br />

oder stand das mal irgendwann <strong>in</strong> der<br />

Schwebe?<br />

Das war schon immer klar, für ihn und<br />

für mich. Ich habe großes Glück, dass er<br />

hier weitermacht, darum beneiden mich<br />

viele.<br />

Sehnen Sie sich danach, e<strong>in</strong> wenig<br />

kürzer zu treten und das Leben nur noch<br />

zu genießen?<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lich werden Sie mich gleich<br />

fragen, wann ich aufhören will (lacht)!<br />

Ne<strong>in</strong>, werde ich nicht.<br />

Aber andere fragen das. Und die Antwort<br />

darauf ist ganz e<strong>in</strong>fach, me<strong>in</strong> Sohn<br />

erzählt das auch, wenn er danach gefragt<br />

wird: „Wenn me<strong>in</strong> Vater mit den Füßen<br />

voraus aus dem Büro getragen wird, dann<br />

hört er auf.“ (lacht) Wissen Sie, wenn Sie<br />

erst mit 65 anfangen zu leben, dann ist<br />

eh alles vorbei. Wie oft sagen die Leute:<br />

„Wenn ich erstmal 65 werde, mache ich<br />

die große Weltreise!“ Und was passiert<br />

dann? Dann werden sie krank oder ihr<br />

Bildquelle Seite 108 u. 112: BLOCK<br />

Zusammen mit se<strong>in</strong>er Frau<br />

Marlies lässt sich der<br />

Unternehmer gern den Fahrtw<strong>in</strong>d<br />

um die Nase wehen.<br />

112 <strong>Made</strong> <strong>in</strong> <strong>Verden</strong>

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