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forum ware - DGWT - Deutsche Gesellschaft für Warenkunde und ...

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GEBRAUCHSTAUGLICHKEIT/BEDIENUNGSANLEITUNGEN 49<br />

DIE GEBRAUCHSTAUGLICHKEIT VON DOKUMENTEN<br />

Annely Rothkegel*<br />

1 Können Texte gebrauchstauglich sein?<br />

Texte sind zum Lesen da. Technische Dokumente sind Texte mit spezifischen Eigenschaften, gehören aber zu<br />

den häufig ungelesenen Texten. Braucht man sie nicht, oder sind sie nicht tauglich? „Gebrauchstauglichkeit“<br />

ist ein Begriff, der sich ursprünglich auf Produkte bezieht, die konstruiert, produziert, verkauft <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

bestimmte Zwecke im Alltag oder Beruf genutzt werden. Der Zweck bestimmt dabei die Konstruktion, eventuell<br />

auch das Design des Produkts (neben anderen Bedingungen). Das Produkt mag nun in unterschiedlichen<br />

Maßen gebrauchstauglich sein, je nachdem wie genau es den anvisierten Zweck (Handlungsziele, Imagepflege<br />

usw.) erfüllt. Neben dem Gesichtspunkt der Effektivität (Zweckerfüllung) kann zugleich der Aspekt der Effizienz<br />

eine Rolle spielen, d. h. in welchem Verhältnis Aufwand <strong>und</strong> Ergebnis dabei stehen. Zum Aufwand können<br />

gehören u. a. Zeit, Energie, Kosten. So kann ein Produkt wohl effektiv, aber nicht effizient sein, aber auch<br />

umgekehrt, es kann effizient <strong>und</strong> dabei nicht effektiv sein. Eine weitere Sicht ergibt sich, wenn man zur<br />

Gebrauchstauglichkeit (usability) die Gebrauchsfre<strong>und</strong>lichkeit (ergonomy) hinzunimmt: inwieweit Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Design den Bedingungen menschlicher Dimension Rechnung tragen (physikalisch, mental, emotional).<br />

Was bedeutet dies in Bezug auf Texte?<br />

In Rothkegel (Forum WARE 33, 2005: 27-30) war der Text unter dem Aspekt der Vergleichbarkeit mit<br />

Waren behandelt worden. Im Vordergr<strong>und</strong> standen Aspekte wie Markt, Gesetzgebung, Bedingungen der<br />

Experten-Nichtexperten-Kommunikation sowie der Textproduktion am Arbeitsplatz <strong>und</strong> Nutzungsszenarien.<br />

Der spezifische Aspekt der Gebrauchstauglichkeit in diesem Beitrag wirft Fragen auf, die generell die Vergleichbarkeit<br />

von (technischen) Produkten <strong>und</strong> Kommunikationsprodukten betreffen. Die folgenden Überlegungen<br />

sind entwickelt innerhalb eines Ansatzes zur Mensch-Maschine-Interaktion.<br />

2 Kommunikationsprodukte<br />

Texte, die Produkte begleiten, also Bedienungsanleitungen, Produktinformationen, Beipackzettel, Aufkleber<br />

am Produkt selbst usw. gehören zu den Gebrauchstexten. Sie haben bestimmte Funktionen (Zwecke), die über<br />

den Wert des Textes als solchen hinausgehen. Sie beziehen sich auf Inhalte <strong>und</strong> können in unterschiedlichen<br />

Formen (Textdesign) gestaltet sein. Sie sind ähnlich technischen oder technologisch hergestellten Produkten,<br />

insofern als Inhalt (Gegenstand), Form <strong>und</strong> Funktion unterschieden werden können. Dennoch gibt es einen<br />

entscheidenden Unterschied: sie haben zu tun mit Kommunikation, mit Bedeutung (Bedeutungskonstruktion)<br />

<strong>und</strong> Sprache (Verbalsprache oder visuelle Sprache). In diesem Sinne können wir von Kommunikationsprodukten<br />

sprechen. Sie dienen der Verständigung über z. B. technische Sachverhalte <strong>und</strong> sind selbst Gegenstand<br />

des Verstehens. Diese doppelte Bestimmung (eine Medaille mit zwei Seiten) macht die Sache problematisch,<br />

aber auch interessant. Sie gestattet die Arbeit am Kommunikationsprodukt auf zwei getrennten Ebenen.<br />

Tauglichkeit des Textes bezieht sich danach einerseits darauf, wie gut er das Erreichen der Handlungsziele bei<br />

der Anwendung eines Produkts fördert, <strong>und</strong> andererseits darauf, wie gut er als Text verstanden wird, was<br />

überhaupt Voraussetzung <strong>für</strong> diese Anwendung ist. Die sprachlich <strong>und</strong> sprachwissenschaftlich orientierte Literatur<br />

zur Gebrauchstauglichkeit von Dokumenten bezieht sich in erster Linie auf diese Aspekte von Verständlichkeit<br />

(Texteigenschaft) <strong>und</strong> Verstehen (Aktivität der Leser) (u. a. Galbierz 2004, Schweibenz 2004, Wagner<br />

2002).<br />

Der Begriff Kommunikationsprodukt ist in dem Sinne gemeint, dass Kommunikation geplant erzeugt wird.<br />

Kommunikation zwischen Personen kann gelingen oder nicht gelingen, natürlich auch mit Zwischenstufen.<br />

Die Planung von Kommunikation setzt auf eine möglichst gelingende Kommunikation. In diesem Sinne sind<br />

die altbekannten vier Konversationsmaximen von Grice (1975) zu verstehen, die sich auf die Handhabung von<br />

Information in der Kommunikation beziehen. Dazu gehören die Relevanz (Themenbezug), die Quantität (nicht<br />

zu wenig <strong>und</strong> nicht zu viel Information), die Wahrheit/Qualität (Gültigkeit von Behauptungen) <strong>und</strong> die Modalität<br />

(Angemessenheit, Klarheit). Insofern als Technische Dokumentationen Informationsvermittelnde Texte<br />

sind, haben diese Maximen auch hier ihre Gültigkeit. Dennoch spielen weitere Aspekte eine wichtige Rolle. Es<br />

geht um Handlungsanleitungen, die eine Beziehung zwischen Akteuren (Nutzern) <strong>und</strong> Produkten herstellen.<br />

Neben dem Wissen (Fachwissen) über das Produkt kommen nun Akteure ins Betrachtungsfeld, die ihrerseits<br />

Wissen (Erfahrungswissen, Alltagswissen) <strong>und</strong> Einstellungen zum Produkt bzw. dem Wissen über das Produkt<br />

<strong>und</strong> letztlich dem Kommunikationsprodukt gegenüber mitbringen. So kann z. B. Unwissen von Nicht-Wissen<br />

unterschieden werden. Mit Unwissen ist gemeint, die Nutzer sind sich nicht bewusst darüber, dass sie Wissensdefizite<br />

haben. Sie sind der Meinung, dass sie alles Notwendige bereits wissen (bzw. sich aus der Handhabung<br />

des Produkts erwerben können). Solche Akteure sind die Nicht-Leser der Dokumente. Mit Nicht-Wis-<br />

FORUM WARE 34 (2006) NR. 1 - 4

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