Der Reitwagen Mai 1996 (PDF, 19.835 KB) - Motorradreporter

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ANDREAS POCK,
MOTOPART WIEN,
Y AMAHA, KA W ASAKI,
TRIUMPH, DUCA TI
Generell sind im Handel zuwenig Gebraucht-
fahrzeuge, um alle Kundenwünsche zu befriedi-
gen. Der Preisverfall bei den Neufahrzeugen hat
gerade bei ein- und zweijährigen Fahrzeugen
eine unübersichtliche Situation erzeugt. Was soli
man einem Kunden sagen, der sich bei einem
einjährigen Fahrzeug an einem Eurotax-Wert
orientiert, der am gleichen Level wie der Ak-
tionspreis des Neumodells liegt? Wir empfehlen
in solchen Fällen den Privatverkauf. einfach weil
wir keine akzeptablen Preise anbieten können.
Man muß davon ausgehen, daß eine Einjährige
mindestens öS i 0.000.- unter dem Neupreis lie-
gen muß. In diesem Zusammenhang können wir
immer wieder beobachten. daß Gebraucht-Pri-
vatangebote höher als entsprechende Händlerpreise
liegen. Als Privater kann man sich diesen
Versuch erlauben. beim seriösen Händler muß
letzendlich fair. also im richtigen Abstand zum
aktuellen Neupreis, kalkuliert werden.
Ein sehr hohes Gebrauchtpreisniveau hat sich
bei Choppemmodellen gebildet. Das Angebot ist
knapp, die Nachfrage hoch. Wir können den
Kunden nur darauf aufmerkam machen. daß das
Neumodell in vielen Fällen der günstigere Kauf
wäre. Abnützung, Garantiespanne und Zweitbe-
sitz sorgen fUr höhere Wertminderung als bei ei-
nem geringfügig teureren NeumodelL. Gute
Nachfrage bei stabilen Gebrauchtpreisen sind
außerdem bei Naked Bikes. Kawasaki KLR und
Yamaha TDM zu beobachten.
Mit den unversändlichen Aktionspreisen ist am
Motorrdmark eine ähnliche Situation wie beim
Computerverkauf eingetreten: viele Kunden
warten zu, weil sie hoffen, daß das gewünschte
Modell in einiger Zeit noch billiger angeboten
wird.
GÜNTHER KRUG,
BERNSTEIN,
Y AMAHA, BMW
Wir nehmen
praktisch je-
desGebrauchtmo- torrd bei
Neukauf
zurück und
verfùgen
deshalb über ein umfangreiches Gebrauchtange-
bot. Die unnotwendigen Aktionspreise bei eini-
gen Neumodellen beeinflußen klarerweise das
Preisniveau bei ein- und zweijährigen Gebrauch-
ten. Man kann davon ausgehen, daß sich der
Wert eines Motorrdes nach einem Jahr bei feh-
lerfreiem Zustand und nommaler Kilometerlei-
stung etwa 20% unter dem Neupreis, unabhängig
von Eurotax-Notierungen, einpendelt. Wir
müssen also bei Neumodell-Preisreduktionen
die Gebrauchtmodelle entsprechend nach unten
korrgieren. Dabei kommt es vor. daß Fahrzeuge
billiger verkauft als eingekauft werden. Sobald
die Aktionspreise wieder auf das ursprüngliche
Niveau angehoben werden, korrigiert sich auch
die Situation am Gebrauchtmark. Durch die
massiven Reduktionen zu Saisonbeginn sehe ich
aber größte Probleme, wieder zu einem vertret-
baren Preisniveau zurückzufinden. Bisher waren
Aktionspreise ein gutes Instrument, um Überbe-
stände zu Saisonende abfließen zu lassen, Nun
sind wir mit einer Situation konfrontiert. in der
Verkaufspreise bei noch gar nicht erhältlichen
Modellen empfindlich reduziert werden. Bei ungemindertem
Kundeninteresse und neuen, attraktiven
Modellen eine fUr mich absolut unver-
ständliche Entwicklung. Ganz abgesehen von den
Kunden, die ihre Motorrder vor einigen Wochen
zum unvemminderten Preis erworben ha-
ben und jetz versändlicherweise aufgebracht
sind. Wir können dazu nur sagen. daß die Ak-
tionspreise auch fUr den Handel teilweise an der
Rentabilitätsgrenze liegen.
Unberührt von den Preiskämpfen der japaner
zeigt BMW, daß stabile Preispolitik mit gering-
sten Rabatten nicht nur krtiklos vom Kunden akzeptiert
wird, sondem letzendlich auch einen
Imagevorteil mit sich bringt. Wir registrieren ge-
rade in dieser Saison zahlreiche Um$teiger von
Japanem auf BMW, wobei RT i i 00 und die GS
i i 00 im Zentrum des Interesses stehen.
Ungebrochen ist die starke Nachfrage nach ge-
brauchten Choppem. Privatverkäufe liegen hier
trotz fehlenden Garantieschutes teilweise über
Händlemiveau. Sehr beliebt in unserem Einzugs-
gebiet sind auch gebrauchte Enduros. super-
sport-Maschinen haben gegenüber dem V o~ahr
sowohl gebraucht als auch neu angezogen. Man
muß aber als Verkäufer einen etwas größeren
Wertverlust in Kauf nehmen.
HELMUT HENGSTBERGER,
GINZINGER, RIED
APRIUA
Grundsätzlich bemühen wir uns. dem Kunden
fUr seine ein- oder zweijährige Gebrauchte ein
akzeptables Angebot zu machen. Natürlich ist
das angesichts der Aktionspreise nicht ganz ein-
fach. In einer Zeit steigender Stückzahlen die
Preise in den Keller zu fahren ist fUr uns nicht
ganz verständlich. Hier werden letzen Endes
beträchtliche Gewinne verschenkt. Und eine Si-
tuation ge$chaffen, die der Kunde über kurz
oder lang nicht akzeptieren wird. Man muß im-
mer wieder betonen, daß die Gewinnspannen
beim Fahrzeugverkauf alles andere als großzügig
sind und mit den Preisaktionen die letze, wirt-
schaftlich vertretbare, Untergrenze erreicht ist.
Mit Aprilia müssen wir auf den Preiskampf nicht
reagieren. Die Pegaso beispielsweise kann sich
als eigenständiges Produkt mit österreichischem
Motor und 3 Jahren Technikgarantie auch auf
höherem Preisniveau als die unmittelbare Kon-
kurrenz behaupten. Hier in Oberösterreich zeigt
der Gebrauchtmark ungebrochene Tendenz
nach oben. Die Nachfrage nach Enduros. Sport-
maschinen und natürlich Choppem garantiert
ein recht hohes Preisniveau und damit fUr den
Kunden einen wünschenswert geringen Wertverlust
bei seinem Neumotorrd.
FREDDY SCHMIDT,
2RAD-BÖRSE, WIEN
HONDA, SUZUKI
Trotz um-
fangreichemGebrauchtla-
ger können
wir die
Nachfrage
nicht ab-
decken.Gebrauchte Chopper ste
hen derzeit
am höchsten
im Kurs, auch
Trans-Alp
und Africa-Twin finden reißenden Absatz. Ähnli-
ches gilt fUr neuere Supersport-Modelle. Ein-
tausch ist fUr uns eine selbstersändliche Sache.
Als Berechnungsgrundlage gelten 25-35% Abzug
vom Neupreis fùr Einjährige und danach etwa
i 0-15% Abzug pro Folgejahr. Bezüglich der Aktionspreise
verweise ich auf andere Branchen
wie z.8. Unterhaltungselektonik. Der Kunde rea
giert heututage sehr stark auf harte Preisange-
bote. Natürlich ist diese Tendenz lokal verschic,
den ausgeprägt. Bei uns in Wien kann ich nui-
feststellen, daß mit EinfUhrung der Aktionspreist'
die Verkäufe schlagartig zunahmen.