Der Reitwagen Mai 1996 (PDF, 19.835 KB) - Motorradreporter
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au streicht das Lüftchen der erwachenden<br />
Natur durch die<br />
Belüftungsschlitze des Helms.<br />
Mit einem Mal ist es warm geworden<br />
und die zum Skelett abgemagerten<br />
Lebensgeister laben<br />
sich an grellen Sonnenstrahlen. <strong>Der</strong> Winter<br />
hat uns mitten ins Frühjahr geworfen und<br />
dem Hormonspiegel keine Zeit gelassen, in<br />
langsamen Anlauf lustvoll zu kulminieren. Denso, der Hausherr<br />
des glühenden Instrumentes, schleicht wie ein Jäger auf der Pirsch<br />
durch die noch winterfeuchte Redaktionsbaracke. Er kann seine<br />
Abstammung von den ebenso stolzen wie kriegerischen Lai-Nai-<br />
Hai-Samurais nicht verleugnen. Witternd hebt Denso seine flache<br />
Nase in den Wind. Seine Gesichtszüge erstarren in unbeschreiblichem<br />
Ingrimm, als er das Katana gleichzeitig mit einem kantigen<br />
Ausfallschritt Richtung Süden zückt. In lautstarker, gehackter Diktion<br />
scheint er einen unsichtbaren Gegener einzuschüchtern Mit<br />
lautem Kampfschrei springt er schwertstechend auf das große<br />
Honda-Poster an der Tür zum Sekretariatskammerl zu. Das Katana<br />
fährt ohne Widerstand durch Doohans Verkleidung, die<br />
morsche Spanplatte und den großen Stoß offener Rechnungen<br />
am ehemaligen Schul pult der Sekretärin. Ein Schrei, so spitz wie<br />
das Katana, aus dem Sekretariatskammerl. Denso will das Katana<br />
zurückreißen, rüttelt aber vergeblich am Knauf Sein markerschütternder<br />
Fluch klingt so ähnlich wie "ratzkibratzki" als die Türe mit<br />
Vehemenz auf- und das Katana aus Denso' s Händen gerissen<br />
wird. Die resolute Sekretärin hatte nach einer Schrecksekunde die<br />
Klinge des Katana mit dem roten Ordner der Bankforderungen<br />
arretiert und blitzschnell den Gegenangriff eingeleitet. Denso 's<br />
Augen sind weit aufgerissen, als der bruchsichere Kaffeebehälter<br />
seine faltenlose, edelgelbe Stirne in eine klaffende Platzunde ver-<br />
96 <strong>Der</strong> RE/TWAGEN<br />
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MAI-REITER:<br />
wandelt. Steif wie ein Stock kippt er hintenüber,<br />
auf die zum Schreibtisch umfunktionierte<br />
Kastentür von Ambrosius, die Augen starr und<br />
noch immer weit aufgerissen. Kurz bevor der<br />
Aufprall die beiden Sägeböcke unter der Kastentür<br />
wie ein Kartenhaus zusammenklappen<br />
läßt, flüstert er noch ein tonloses Wort, das<br />
wie "eviauvi" klingt, Ja, mit der Sekretärin ist<br />
nicht zu spaßen. Denso im Koma, die Redaktionsbaracke<br />
in Trümmern und kein Kandidat für den Glühenden,<br />
Doch wie so oft wird die Not zur Tugend und das Motorrad zum<br />
Roller, Michael Glatzl heißt der Mann, der wie kaum ein anderer<br />
den Roller zu leben weiß. Als technische Kompetenz und Händlereinschuler<br />
bei Piaggio-.,nporteur Faber besitzt Glatzl ein offensichtliches<br />
Naheverhältnis zu einspurigen Kraftfahrzeugen, die in<br />
seinen privaten Anlagen allerdings noch um ein Vielfaches übertroffen<br />
wird. Und zwar einfach deshalb, weillng. Glatzl Individual- i<br />
transportaufgaben grundsätzlich mit der Vespa durchführt. Nicht<br />
so leicht mit Familie und Wohnsitz in Gerasdorf möchte man<br />
meinen, Glatzl beweist ungeahnte Konsequenz: sein erstes Fahrzeug<br />
war eine 50er-Vespa, dann gab es während des Studiums ein<br />
paar Ausreißer und heute fahrt er im Winter runde 7000km mit<br />
dem Hexagon-Gespann und im Sommer doppelt so viele Kilome-<br />
ter mit dem Roller, Und so wie die Hochzeitsreise im Piaggio-<br />
Gespann durchgeführt wurde, fahrt Ing. Glatzl jeden Italien-T ermin<br />
beim Hersteller ausnahmslos mit dem Roller. Natürlich gibt<br />
es auch PKW-Fahrten im Hause Glatzl, z.b. wenn der Roller bei<br />
Urlaubsfahrten einfach keinen Sinn hat. Aber das sind echte Ausnahmen<br />
und man kann wirklich sagen, daß sich Beruf, Hobby und<br />
Fahrzeug bei Ing. Glatzl in idealer Weise vereint haben, <strong>Der</strong><br />
glühende Drehzahlmeser für den Mann, der den Roller zum Lebensstil<br />
erhebt!