14.12.2012 Aufrufe

Der Reitwagen Mai 1996 (PDF, 19.835 KB) - Motorradreporter

Der Reitwagen Mai 1996 (PDF, 19.835 KB) - Motorradreporter

Der Reitwagen Mai 1996 (PDF, 19.835 KB) - Motorradreporter

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

,<br />

¡<br />

:î<br />

t:l<br />

i¡<br />

11<br />

11<br />

jetz die Tatsache zugrundelegen. daß für<br />

die meisten Motorrdhändler trotz gesetzlich<br />

vorgeschriebener Gewährleistung èin<br />

gutes Gebrauchtgeschäft wesentlich ertragsstärker<br />

ist als ein mit Kampfpreis erzielter<br />

Neuverkauf (nach Abzug von Rabatten,<br />

NoVa und Steuern bleiben bei einem<br />

durchschnittlichen Neuverkauf magere<br />

4.000 Schilling Handelsspanne), dann können<br />

wir nur leise erahnen, welche Profite<br />

(im Vergleich zum Zeitwert), aber auch<br />

welche Verluste von den Privatpersonen<br />

getätigt werden können! Die bekannten,<br />

aber nicht ganz zu Recht als unverrckbar<br />

geltenden Eurotax-Preislisten Blau/Gelb<br />

können bestenfalls als grober Leitfaden dienen,<br />

da sie auf Händlermeldungen basieren,<br />

die aber bei weitem nicht bei allen Geschäftsfållen<br />

auch bekanntgegeben werden.<br />

Zur Ermittlung des Zeitwertes einer Gebrauchten<br />

etwas realitätsnäher scheint die<br />

Anfrage bei privaten Datenbanken wie dem<br />

RW Club zu sein, wo die Daten von<br />

Abertausenden Privatkäufen gesammelt<br />

sind.<br />

Am ehèsten funktioniert die Theorie, daß<br />

ès bei Individualfahrzeugen um bürgerliche<br />

Auflehnung und um die Okkupation des<br />

(staatlich besessenen) Verkehrsraumes<br />

und seiner Dominierung geht. Beim Motorrd<br />

ganz besonders, es beansprucht<br />

(unvergleichbar billiger als eine Eigentumswohnung)<br />

höchstens drei Quadratmeter:<br />

Sowohl beim Fortkommen in Staugebie-<br />

ten, in der erreichbaren Durchschnittsgeschwindigkeit,<br />

im videogame-ähnlichen Erlebnis<br />

bei Höchstgeschwindigkeit als auch<br />

bei der perfden, zeit = geldraubenden<br />

Parkplatzsuche ist das krftbetriebene<br />

Zweirad unschlagbar. Im Vergleich zu anderen<br />

europäischen Ländern ist in Österreich<br />

die starke Komponente Motorrad nie<br />

in die Verkehrsplanung langfristig integriert<br />

worden, wir leben aber ganz gut damit!<br />

Im April <strong>1996</strong> gibt es stabile Verhältnisse,<br />

sowohl bei den Importeursangeboten als<br />

auch auf dem Gebrauchtmarkt:<br />

DAS BUDGET SCHAFFT AN<br />

Sowohl bei Neuen (eine weitere, 4-5%ige<br />

Steigerung ist <strong>1996</strong> in Sicht) als auch bei<br />

Gebrauchten ist die Nachfrage ungebrochen.<br />

Warum überhaupt ein gebrauchtes Motorrad?<br />

Logisch, daß besonders für junge Motorrdfahrer<br />

neue Maschinen oft unerschwinglich<br />

sind - aber auch im gesetzen<br />

Alter hat man für ein preiswertes Fahrzeug<br />

z.B. innerhalb der Familie einen geringeren<br />

Erklärungsbedan als für ein Topgerät.<br />

<strong>Der</strong> ständige Blick in reichweitenstarke<br />

Medien wie den BAZR zeigt auf, daß gèrade<br />

für ältliche Motorrder exorbitante<br />

Preise verlangt werden: Bevorzugt ist der<br />

"erschwingliche" Bereich von öS 40-<br />

60.000,-. Gesunde T eilberèiche sind die<br />

32 <strong>Der</strong> REITWAGEN<br />

gerade noch erkennbaren Geräte bis ÖS<br />

20.000,- sowie die unfaßbaren Forderungen<br />

für alte, ranzige Hubraumriesen bis öS<br />

100.000,-.<br />

Es scheint eine große Szene an (letzendlich<br />

nur vordergründig) "konsumverweigernden"<br />

Bikern zu geben, die beim Motorrddeal<br />

lieber unter sich bleibt und allein<br />

schon aus der Tatsache, den offziellen<br />

Handel umgangen zu haben, auf ein günstiges<br />

Geschäft schließt. Daß diese "Szenepreise"<br />

nur allzu oft ungerechtfertigt hoch<br />

sind und daß auf die bei Motorradhändlern<br />

üblichen sechs Monate Gewährleistung<br />

verzichtet wird, ist für den Käufer ein anderes<br />

KapiteL. Dazu kommt noch, daß der<br />

Händler pro Motorrad zirka 800 bis 1200<br />

Schilling in die professionelle optische Wiederaufbereitung<br />

investiert - das ist keine<br />

Camouflage, sondern echter Nutzen: Mit<br />

Know How und mit penekten Industriepflegemitteln<br />

werden Ergebnisse erzielt,<br />

wie sie der Privatmann auch nach èinmonatiger<br />

Putzarbeit nicht zustande brächte.<br />

Weiters stellt sich im österreichischen<br />

Durchschnitt heraus, daß ein Motorradhändler<br />

bei 3 bis 5% seiner verkauften Gebrauchtmaschinen<br />

später zur Gewährleistung<br />

in die eigene Tasche greifen muß, um<br />

seine Kundschaft für eventuell folgende<br />

Zubehörkäufe bei der Stange halten zu<br />

können. In der umgekehrten Berechnung<br />

heißt das: Bei jedem zwanzigsten bis<br />

dreißigsten Motorrad tritt innerhalb von<br />

sechs Monaten nach dem Kauf ein mehr<br />

oder minder kapitaler Schaden auf. Wenn<br />

vorher schon das Budget knapp war, wird<br />

es jetzt also ganz eng<br />

In der RW-Blitzumfrage bei Privatleuten<br />

und bei sechs großen österreichischen Motorradhändlern<br />

bestätigt sich, daß unkundige<br />

private Verkäufer von noch unkundigeren<br />

Kunden durchaus abenteuerliche<br />

Preise lukrieren können und daß sich der<br />

Gebrauchtkauf über den BAZAR keineswegs<br />

als Mezzie gegenüber Second-Hand-<br />

Ankäufen bei authorisierten Händlern darstellt.<br />

Völlig verschwunden sind in den letzen<br />

fünf jahren Medien wie Kurier und Kronenzeitung:<br />

Österreichische, mehr oder weniger<br />

regelmäßig erscheinende Fachblätter<br />

wie "Biker in Ö" "Custom Bike", "Fundgrube",<br />

"Motorradmagazin", "Motor-Mark"<br />

und nicht zuletz (als Erfnder und in viel ergiebigerem<br />

Umfang) <strong>Der</strong> REITWAGEN<br />

bieten private Wortanzeigen zum Nulltarif<br />

- kaum ein privater Verkäufertut sich noch<br />

die Bürokratie an, für ein eventuelles Luftgeschäft<br />

fast einen satten Tausender plus<br />

zehn Percent österreichische Anzeigensteuer<br />

zu berappen! Einzig die SN (Salzbur-<br />

ger Nachrichten, TI rriroler Tageszeitung)<br />

und VN (Vorarlberger Nachrichten) haben<br />

an ihren Wochenend-Ausgaben halbwegs<br />

üppige Gebrauchtspalten, bei günstigen<br />

Tarifen und extrem kleinen Règionalmärk-<br />

ten, Man muß sich zum Beispiel nur vorstellen,<br />

daß sich das Bundesland Voralberg<br />

zwar als einigermaßen kaufkräftig erweist,<br />

aber daß es mit 200.000 Einwohnern nur<br />

einen Testmark in der Größe des 10.<br />

Wiener Bezirk Favoriten darstellt. Viel zu<br />

klein für eine aussagefahige Motorrdstatistik.<br />

BILLIGES UND TEURES<br />

<strong>Der</strong> Trend bei den Neufahrzeugen schlägt<br />

sich naturgemäß auch in den Gebrauchtwerten<br />

nieder: Die höchsten Preise können<br />

derzeit für Chopper aller Marken und<br />

Hubraumklassen erzielt werden, sofern sie<br />

sich in serienmäßigem Zustand befinden:<br />

T eure Umbauten und Individualisierungen<br />

werden kaum goutiert bzw. honoriert.<br />

Dichtauf folgen guterhaltene Zweizylinder-<br />

Enduros wie KLE, Transalp oder Africa<br />

T win, nicht ganz so gut lassen sich schwere<br />

i OOOer und Sportöurer anbringen.<br />

Gute Nachfrage herrscht auch nach neueren<br />

Supersportmaschinen, man muß aller-<br />

dings etwas härtere Preisabschläge in Kauf<br />

nehmen. Und Ducatis sinken im Gebrauchtwert<br />

genauso rasch wie japanische<br />

Maschinen, einzig BMW dan als Marke mit<br />

gutem Werterhalt betrachtet wèrden. Mit<br />

Einschränkungen eventuell auch Harley-<br />

Davidson - allerdings verweilt ein solches<br />

Fabrikat auch durchschnittlich sechs Monate<br />

ungewollt auf dem Verkaufsplatz,<br />

während ein preisgerechter japaner schon<br />

nach dreißig Tagen weiterverkauft werden<br />

kann.<br />

Ein interessantes Phänomen tritt bei Gebrauchtmotorrädern<br />

auf, die in ihrer jugend<br />

während einer, hin und wieder vorkommenden,<br />

radikalen Abverkaufs-<br />

Preisaktion erworben wurden: Nach drei<br />

bis vier jahren ist der kurzristige Preisvenall<br />

in Vergessenheit geraten und der Gebrauchtwert<br />

orientiert sich wieder am ur-<br />

sprünglichen Listenpreis. sofern er nicht<br />

dauerhaft gesenkt wurde. So lassen sich<br />

derzeit etwa 900er CBRs ohne allzugroßen<br />

Wertverlust wieder veräußern, oder auch<br />

der Neuankauf einer TDM 850 aus dem<br />

jahr 1995 scheint momentan günstig, auf<br />

lange Frist gesehen,<br />

Wenig Bedeutung kommt mittlerweile der<br />

Leasing-Finanzierung, ob neu oder gebraucht,<br />

zu: Die damit einhergehende ver-<br />

pflichtende teure Vollkaskoversicherung<br />

läßt viele Interessenten davor zurückschrecken.<br />

Restwert -Kredite, die nur T eilkasko<br />

vorschreiben und aus denen man jederzeit<br />

aussteigen kann, haben diese Finanzierungsidee<br />

abgèlöst.<br />

Egal, welches Gerstl man auf den Motorradmark<br />

tragèn möchte, ob Neu- oder<br />

Gebrauchtmaschine, man weiß es schließ..<br />

lich schon seit Menschengedenken:<br />

Nur Bares ist Wahres.<br />

Torque TlNister

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!