Stadtsparkasse Düsseldorf | Geschäftsbericht 2017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
JOURNAL <strong>2017</strong> · GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT<br />
33<br />
vielen gebrochenen Biografien. Dagegen glaubt<br />
man in <strong>Düsseldorf</strong>, dass stets alles gut werden<br />
wird. Im Osten bestand ein ganz anderer Druck,<br />
das Theater musste immer wieder auf politische<br />
Ereignisse reagieren. In <strong>Düsseldorf</strong> freue ich<br />
mich über die liberale Stadtgesellschaft. Hier<br />
können wir viel spielerischer, viel freier sein,<br />
da hier die Not, in jedem Moment politisch auf<br />
Dinge, die man einfach nicht so stehen lassen<br />
kann, reagieren zu müssen, nicht so dringlich ist.«<br />
DIE SCHNEEKÖNIGIN<br />
Theater gehört allen<br />
Inzwischen hat er sich in <strong>Düsseldorf</strong> eingelebt,<br />
genießt auch im privaten Kontext mit seiner<br />
Familie »den positiven Blick in die Zukunft und<br />
das vorherrschende Bewusstsein, dass man<br />
Probleme lösen kann.« Doch ist ein hochsubventioniertes<br />
Stadt- oder Staatstheater für eine Stadt<br />
noch zeitgemäß? »Theater werden als zentrale<br />
Orte einer Gesellschaft, wo man sich spielerisch<br />
verständigt, gebraucht«, sagt Schulz. Hier könne<br />
man lernen, unterschiedliche Meinungen auszuhalten,<br />
aber auch etwas über sich selbst erfahren<br />
oder sich mit den Protagonisten zu identifizieren.<br />
Aber auch zur Ruhe kommen und sich ein paar<br />
Stunden gemeinsam mit 700 anderen Besuchern<br />
auf ein Stück konzentrieren. »Deshalb braucht<br />
die Stadtgesellschaft große, gemeinsame Orte<br />
mitten in der Stadt. Ich finde es wichtig, dass sich<br />
Kunst in <strong>Düsseldorf</strong> am Gründgens-Platz inmitten<br />
der Konsummeile und der Symbole der Finanzindustrie<br />
behauptet.« Voraussetzung, damit das<br />
auch funktioniert, sei ein Theater der offenen<br />
Stile und ästhetischen Experimente, so Schulz.<br />
Und er zelebriert erfolgreich seine Sichtweise –<br />
von Robert Wilsons »Sandmann«-Musical über<br />
Camus »Caligula« bis hin zu »To-go-Aufführungen«<br />
des Faust – eine mobile Inszenierung, die zu<br />
den Menschen kommt, mitten unter ihnen ist.<br />
Dementsprechend kämpft der Generalintendant<br />
auch unermüdlich für die Öffnung der<br />
Hochkultur institutionen für ein breiteres<br />
Publikum. Er weiß, dass bislang nur ein kleiner<br />
Prozentsatz der Menschen in <strong>Düsseldorf</strong> mit der<br />
Arbeit des Schauspielhauses erreicht wurde. Er<br />
weiß auch, dass <strong>Düsseldorf</strong> eine Stadt ist, in der<br />
fast jeder fünfte Mitbürger ein Ausländer ist,<br />
während sein Theaterpublikum überwiegend<br />
aus gutsituierten deutschen Bürgern besteht.<br />
Unter anderem daher hat er die Bürgerbühne<br />
gegründet. Sie lädt seit der Spielzeit 2016/17<br />
Menschen aller Altersstufen und Nationalitäten<br />
ein, sich auf vielfältige Weise einzubringen.<br />
Authentizität schafft hier, dass Laien als »Fachleute<br />
ihrer Biografien« auftreten. Das können<br />
zum Beispiel in einem Projekt zur Lokalpolitik<br />
auch einmal Politiker aus den verschiedensten<br />
politischen Fraktionen sein. Oder das Junge<br />
Schauspiel: Als eigenständige Sparte des <strong>Düsseldorf</strong>er<br />
Schauspielhauses bietet es zeitgenössisches<br />
Theater für alle Generationen in Form von<br />
Märchen und Mythen, Klassikern sowie politischen<br />
Gegenwartsstücken. »Wir werden niemals<br />
100 Prozent der Menschen in der Stadt erreichen<br />
können«, fasst der Generalintendant zusammen.<br />
»Aber wir sind verpflichtet, uns immer weiter<br />
zu öffnen. Die Stichworte sind Relevanz durch<br />
Öffnung, durch Transparenz und Partizipation.<br />
Natürlich auch durch unterschiedliche Spielformen<br />
oder die Preisgestaltung: Theater gehört<br />
einfach allen!«<br />
Die Schneekönigin und die <strong>Stadtsparkasse</strong><br />
Ein ganz besonderes Stück des Jungen Schauspiels<br />
feierte im November <strong>2017</strong> seine Premiere:<br />
Auf der Bühne des Capitols an der Erkrather<br />
Straße entführte der preisgekrönte Autor und<br />
Regisseur Kristo Šagor sein junges und jung<br />
gebliebenes Publikum mit Hans Christian<br />
Andersens berühmtesten Märchen in die eisige<br />
Welt der Schneekönigin. Das Stück begeisterte<br />
in <strong>Düsseldorf</strong> während 46 Vorstellungen mehr<br />
als 26.000 Zuschauer. Für den September 2018<br />
hat das Stück eine Einladung zum renommierten<br />
Moskauer Gavroche-Kindertheater-Festival<br />
erhalten.<br />
Um die »Schneekönigin« erfolgreich inszenieren<br />
zu können, bedarf es angesichts knapper öffentlicher<br />
Zuschüsse zuverlässige Partner, die das<br />
Projekt vor allem finanziell auf gesicherte Füße<br />
stellen können. Die nachhaltige Förderung der<br />
darstellenden und bildenden Kunst war immer<br />
ein Schwerpunkt des gesellschaftlichen