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Touring Juni 2019

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DOSSIER<br />

wir von der Welt abgeschnitten gelebt haben, waren wir nicht<br />

isoliert», betont er. Er erinnert sich an Feste und Begegnungen,<br />

wenn sie an Land gingen. Und in französischsprachigen<br />

Gebieten stand oft ein Kinoabend auf dem Programm.<br />

Unterricht an Bord<br />

Für die persönliche Entwicklung ist Schulunterricht aber<br />

vonnöten. Auf den ersten Blick mag es schwierig erscheinen,<br />

diesen Anspruch mit einem abenteuerlichen Leben auf dem<br />

Meer zu vereinen. «Aufgrund ihres Lebensentwurfs haben<br />

sich meine Eltern bereits in Genf um meine Schulbildung gekümmert.<br />

An Bord fand morgens Unterricht statt. Sie haben<br />

mir ihr eigenes Schulwissen in Fächern wie Mathematik und<br />

Französisch vermittelt», erinnert sich Alan Roura. «Aber sie<br />

konnten mir vor allem praktisches Wissen vermitteln, mich<br />

das Leben auf spielerische Weise lehren.» Sein Vater, der bei<br />

Landgängen Schulbücher kaufte, erinnert sich gern an die<br />

Fortschritte, die sein Sohn und einziger Schüler machte. «Es<br />

reicht, wenn ein Junge Englisch sprechende Freunde hat, um<br />

die Sprache in wenigen Monaten zu lernen.» Man muss diese<br />

Sprache mehr als nur rudimentär kennen, um den Yachtmaster,<br />

den internationalen Schifferschein, zu machen. Alan<br />

Roura erhält diesen anspruchsvollen Schein mit 18 Jahren. In<br />

den Annalen der Schifffahrt ist er der jüngste Inhaber dieses<br />

Scheins. Zufrieden stellt er fest: «Der Master fällt einem nicht<br />

in den Schoss. Ich bin froh, dass ich ihn mit meinen ‹bescheidenen<br />

Kenntnissen› erhalten habe», meint er zurückhaltend.<br />

«Freiheitsbedürfnis»<br />

Inzwischen hat sich Alan Roura in der Bretagne niedergelassen<br />

und seine Karriere als Offshore-Fahrer gefestigt. Im<br />

Rückblick auf seine wegweisenden Lehrjahre lässt er einen<br />

Wunsch erkennen: «Meine ganze Familie hat ein Freiheitsbedürfnis.<br />

Wir werden es nicht vergessen und gemeinsam wieder<br />

in See stechen, ganz sicher!» In dieser Hoffnung beendet<br />

er seinen Rückblick auf die Vergangenheit. Er will sich nun<br />

ganz auf die bevorstehenden Herausforderungen konzentrieren:<br />

Ende Oktober nächsten Jahres wird er wieder an der<br />

Transat Jacques Vabre ab Le Havre teilnehmen. Aber auch an<br />

der Vendée Globe, deren Startschuss am 8. November 2020<br />

fällt. «Ich mache wieder mit. Denn meine Teilnahme 2016<br />

bleibt mir unvergessen. Und ich will noch besser sein, aber<br />

nicht nur das. Möglichst viel Zeit auf dem Meer rund um den<br />

Globus zu verbringen, hat etwas Magisches an sich.» ◆<br />

Lesetipp: Alan Roura, L‘aventure au bout du rêve, Ed. Favre, Lausanne, 2017<br />

(Buch nur auf Französisch verfügbar).<br />

Mehr Informationen unter alanroura.com<br />

MEILENSTEINE<br />

Nachfolgend die Liste der grössten Erfolge im Laufe der<br />

Karriere von Alan Roura bis heute:<br />

2013 belegt er im Alter von 20 Jahren den 11. Platz an der<br />

Mini-Transat.<br />

2015 erringt er den 10. Platz der Klasse 40 bei der Transat<br />

Jacques Vabre.<br />

2016–2017 ist er mit 23 Jahren der jüngste Teilnehmer<br />

der Vendée Globe, einer ohne Unterstützung und nonstop<br />

gefahrenen Welttour. Sein 12. Platz in der Klassierung<br />

wird im Kreise der Familie gebührend in Sables-d’Olonne<br />

gefeiert. Der Vater, der seinen Mut lobend hervorhebt,<br />

gesteht, dass er 106 Tage in Angst gelebt hat.<br />

2017 belegt er zusammen mit Frédéric Denis den 9. Platz<br />

bei der Transat Jacques Vabre.<br />

2018 erringt er den 7. Platz der Route du Rhum.<br />

Freier Nachmittag Nach<br />

dem morgendlichen Unterricht<br />

hatte der junge Alan<br />

den Rest des Tages frei.<br />

Guter Fang! Heute erinnert<br />

sich Alan Roura gerne an die<br />

unvergesslichen Freuden<br />

des Angelns auf See.<br />

Nachwuchstalent Als Alan<br />

Roura erwachsen wurde,<br />

hatte er schon Segelerfahrung<br />

auf allen Arten von Booten<br />

gesammelt.<br />

Alan Roura bereitet sich<br />

auf zwei Herausforderungen<br />

vor: die Transat Jacques<br />

Vabre und die Vendée Globe.<br />

<strong>Juni</strong> <strong>2019</strong> | touring 17

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