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DOSSIER<br />
wir von der Welt abgeschnitten gelebt haben, waren wir nicht<br />
isoliert», betont er. Er erinnert sich an Feste und Begegnungen,<br />
wenn sie an Land gingen. Und in französischsprachigen<br />
Gebieten stand oft ein Kinoabend auf dem Programm.<br />
Unterricht an Bord<br />
Für die persönliche Entwicklung ist Schulunterricht aber<br />
vonnöten. Auf den ersten Blick mag es schwierig erscheinen,<br />
diesen Anspruch mit einem abenteuerlichen Leben auf dem<br />
Meer zu vereinen. «Aufgrund ihres Lebensentwurfs haben<br />
sich meine Eltern bereits in Genf um meine Schulbildung gekümmert.<br />
An Bord fand morgens Unterricht statt. Sie haben<br />
mir ihr eigenes Schulwissen in Fächern wie Mathematik und<br />
Französisch vermittelt», erinnert sich Alan Roura. «Aber sie<br />
konnten mir vor allem praktisches Wissen vermitteln, mich<br />
das Leben auf spielerische Weise lehren.» Sein Vater, der bei<br />
Landgängen Schulbücher kaufte, erinnert sich gern an die<br />
Fortschritte, die sein Sohn und einziger Schüler machte. «Es<br />
reicht, wenn ein Junge Englisch sprechende Freunde hat, um<br />
die Sprache in wenigen Monaten zu lernen.» Man muss diese<br />
Sprache mehr als nur rudimentär kennen, um den Yachtmaster,<br />
den internationalen Schifferschein, zu machen. Alan<br />
Roura erhält diesen anspruchsvollen Schein mit 18 Jahren. In<br />
den Annalen der Schifffahrt ist er der jüngste Inhaber dieses<br />
Scheins. Zufrieden stellt er fest: «Der Master fällt einem nicht<br />
in den Schoss. Ich bin froh, dass ich ihn mit meinen ‹bescheidenen<br />
Kenntnissen› erhalten habe», meint er zurückhaltend.<br />
«Freiheitsbedürfnis»<br />
Inzwischen hat sich Alan Roura in der Bretagne niedergelassen<br />
und seine Karriere als Offshore-Fahrer gefestigt. Im<br />
Rückblick auf seine wegweisenden Lehrjahre lässt er einen<br />
Wunsch erkennen: «Meine ganze Familie hat ein Freiheitsbedürfnis.<br />
Wir werden es nicht vergessen und gemeinsam wieder<br />
in See stechen, ganz sicher!» In dieser Hoffnung beendet<br />
er seinen Rückblick auf die Vergangenheit. Er will sich nun<br />
ganz auf die bevorstehenden Herausforderungen konzentrieren:<br />
Ende Oktober nächsten Jahres wird er wieder an der<br />
Transat Jacques Vabre ab Le Havre teilnehmen. Aber auch an<br />
der Vendée Globe, deren Startschuss am 8. November 2020<br />
fällt. «Ich mache wieder mit. Denn meine Teilnahme 2016<br />
bleibt mir unvergessen. Und ich will noch besser sein, aber<br />
nicht nur das. Möglichst viel Zeit auf dem Meer rund um den<br />
Globus zu verbringen, hat etwas Magisches an sich.» ◆<br />
Lesetipp: Alan Roura, L‘aventure au bout du rêve, Ed. Favre, Lausanne, 2017<br />
(Buch nur auf Französisch verfügbar).<br />
Mehr Informationen unter alanroura.com<br />
MEILENSTEINE<br />
Nachfolgend die Liste der grössten Erfolge im Laufe der<br />
Karriere von Alan Roura bis heute:<br />
2013 belegt er im Alter von 20 Jahren den 11. Platz an der<br />
Mini-Transat.<br />
2015 erringt er den 10. Platz der Klasse 40 bei der Transat<br />
Jacques Vabre.<br />
2016–2017 ist er mit 23 Jahren der jüngste Teilnehmer<br />
der Vendée Globe, einer ohne Unterstützung und nonstop<br />
gefahrenen Welttour. Sein 12. Platz in der Klassierung<br />
wird im Kreise der Familie gebührend in Sables-d’Olonne<br />
gefeiert. Der Vater, der seinen Mut lobend hervorhebt,<br />
gesteht, dass er 106 Tage in Angst gelebt hat.<br />
2017 belegt er zusammen mit Frédéric Denis den 9. Platz<br />
bei der Transat Jacques Vabre.<br />
2018 erringt er den 7. Platz der Route du Rhum.<br />
Freier Nachmittag Nach<br />
dem morgendlichen Unterricht<br />
hatte der junge Alan<br />
den Rest des Tages frei.<br />
Guter Fang! Heute erinnert<br />
sich Alan Roura gerne an die<br />
unvergesslichen Freuden<br />
des Angelns auf See.<br />
Nachwuchstalent Als Alan<br />
Roura erwachsen wurde,<br />
hatte er schon Segelerfahrung<br />
auf allen Arten von Booten<br />
gesammelt.<br />
Alan Roura bereitet sich<br />
auf zwei Herausforderungen<br />
vor: die Transat Jacques<br />
Vabre und die Vendée Globe.<br />
<strong>Juni</strong> <strong>2019</strong> | touring 17