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«Cry Baby Cry»: Soll man<br />
mit Kleinkindern fliegen?<br />
Der Wunsch, ferne Länder zu entdecken, lässt mit der Ankunft des eigenen<br />
Nachwuchses nicht unbedingt nach. Doch mit Kleinkindern im Flugzeug zu<br />
reisen, kann für die Familie und die anderen Passagiere Stress bedeuten. Sollte<br />
man deswegen besser auf Langstreckenflüge verzichten?<br />
TEXT ALINE BEAUD | ILLUSTRATION NICOLAS KRISTEN<br />
Als Shiloh während des Abhebens aus vollem Hals<br />
schrie, fühlten sich Vanessa und Remy Gerber * gestresst.<br />
Der Flug nach Thailand im letzten Dezember<br />
begann schlecht. Das damals sieben Monate alte<br />
Baby vermochte die Druckunterschiede nicht auszugleichen.<br />
«Der erste Flug ist schwer: Den Kindern schmerzen die Ohren,<br />
die Eltern wissen noch nicht, wie zu reagieren ist», bestätigt<br />
Aurélie Amiot, alias «Madame Oreille». Die Reisebloggerin<br />
und Fotografin unternahm mit ihrer vier Monate alten Tochter<br />
zur Angewöhnung zunächst einen Kurzflug. Fünf Monate<br />
später nahm sie ihr Kind auf einen zweimal zwölf Stunden<br />
langen Flug nach Neukaledonien mit, mit Zwischenhalt in<br />
Japan. «Sie weinte nur ein einziges Mal, als ich sie während<br />
Turbulenzen aufwecken musste», erinnert sich Aurélie.<br />
An Bord des Fliegers<br />
Dieselbe positive Erfahrung machten Nadine und ihr Mann,<br />
die auf ihrer Hochzeitsreise in Begleitung ihres 18 Monate<br />
jungen Sohnes die Insel La Réunion entdecken wollten: «Wir<br />
hätten uns den Flug nicht angenehmer vorstellen können.»<br />
Zudem bot die Airline eine verhältnismässig hohe Gewichtsbegrenzung<br />
für Kinderbettchen an, und die Flüge fanden<br />
nachts statt. «Das machte alles leichter», erinnert sich Nadine.<br />
«Die Flugerfahrungen sind in der Regel sehr positiv. Obschon<br />
der Kinderlärm manchmal zu Konflikten führen kann», erklärt<br />
Yassin Yassad, Flight Attendant bei Swiss, der sich an<br />
einen Flug Zürich–Hongkong erinnert, bei dem ein Neugeborenes<br />
ohne Unterbruch weinte. Die Vielreiserin Stephanie<br />
ihrerseits fühlt sich durch Familien, die sich an Bord in ihrer<br />
Nähe befinden, nicht gestört: «Die Babys haben oft Ohrenschmerzen<br />
und können gar nicht anders als weinen. Ich<br />
greife dann zu meinen Ohrstöpseln oder Kopfhörern.»<br />
Ein Mindestalter fürs Fliegen gibt es nicht, «doch für Babys<br />
unter sieben Tagen ist ein Arztzeugnis erforderlich, das ihre<br />
Reisefähigkeit bescheinigt», sagt Swiss-Sprecherin Meike<br />
Fuhlrott. Jean-Baptiste Armengaud, Kinderarzt am Unispital<br />
Lausanne, informiert, dass es keine expliziten Kontraindikationen<br />
gebe, wenn das Kind gesund ist. «Für termingerecht<br />
geborene Babys empfehle ich, 10 bis 15 Tage zu warten, da<br />
die Lungen noch nicht voll entwickelt sind.» Was das Immunsystem<br />
betrifft, beschwichtigt der Arzt: «Im Flugzeug sind<br />
Kinder Infektionserregern etwas mehr als üblich ausgesetzt,<br />
vergleichbar mit dem Besuch im Einkaufszentrum.»<br />
20 touring | <strong>Juni</strong> <strong>2019</strong>