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Touring Juni 2019

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«Cry Baby Cry»: Soll man<br />

mit Kleinkindern fliegen?<br />

Der Wunsch, ferne Länder zu entdecken, lässt mit der Ankunft des eigenen<br />

Nachwuchses nicht unbedingt nach. Doch mit Kleinkindern im Flugzeug zu<br />

reisen, kann für die Familie und die anderen Passagiere Stress bedeuten. Sollte<br />

man deswegen besser auf Langstreckenflüge verzichten?<br />

TEXT ALINE BEAUD | ILLUSTRATION NICOLAS KRISTEN<br />

Als Shiloh während des Abhebens aus vollem Hals<br />

schrie, fühlten sich Vanessa und Remy Gerber * gestresst.<br />

Der Flug nach Thailand im letzten Dezember<br />

begann schlecht. Das damals sieben Monate alte<br />

Baby vermochte die Druckunterschiede nicht auszugleichen.<br />

«Der erste Flug ist schwer: Den Kindern schmerzen die Ohren,<br />

die Eltern wissen noch nicht, wie zu reagieren ist», bestätigt<br />

Aurélie Amiot, alias «Madame Oreille». Die Reisebloggerin<br />

und Fotografin unternahm mit ihrer vier Monate alten Tochter<br />

zur Angewöhnung zunächst einen Kurzflug. Fünf Monate<br />

später nahm sie ihr Kind auf einen zweimal zwölf Stunden<br />

langen Flug nach Neukaledonien mit, mit Zwischenhalt in<br />

Japan. «Sie weinte nur ein einziges Mal, als ich sie während<br />

Turbulenzen aufwecken musste», erinnert sich Aurélie.<br />

An Bord des Fliegers<br />

Dieselbe positive Erfahrung machten Nadine und ihr Mann,<br />

die auf ihrer Hochzeitsreise in Begleitung ihres 18 Monate<br />

jungen Sohnes die Insel La Réunion entdecken wollten: «Wir<br />

hätten uns den Flug nicht angenehmer vorstellen können.»<br />

Zudem bot die Airline eine verhältnismässig hohe Gewichtsbegrenzung<br />

für Kinderbettchen an, und die Flüge fanden<br />

nachts statt. «Das machte alles leichter», erinnert sich Nadine.<br />

«Die Flugerfahrungen sind in der Regel sehr positiv. Obschon<br />

der Kinderlärm manchmal zu Konflikten führen kann», erklärt<br />

Yassin Yassad, Flight Attendant bei Swiss, der sich an<br />

einen Flug Zürich–Hongkong erinnert, bei dem ein Neugeborenes<br />

ohne Unterbruch weinte. Die Vielreiserin Stephanie<br />

ihrerseits fühlt sich durch Familien, die sich an Bord in ihrer<br />

Nähe befinden, nicht gestört: «Die Babys haben oft Ohrenschmerzen<br />

und können gar nicht anders als weinen. Ich<br />

greife dann zu meinen Ohrstöpseln oder Kopfhörern.»<br />

Ein Mindestalter fürs Fliegen gibt es nicht, «doch für Babys<br />

unter sieben Tagen ist ein Arztzeugnis erforderlich, das ihre<br />

Reisefähigkeit bescheinigt», sagt Swiss-Sprecherin Meike<br />

Fuhlrott. Jean-Baptiste Armengaud, Kinderarzt am Unispital<br />

Lausanne, informiert, dass es keine expliziten Kontraindikationen<br />

gebe, wenn das Kind gesund ist. «Für termingerecht<br />

geborene Babys empfehle ich, 10 bis 15 Tage zu warten, da<br />

die Lungen noch nicht voll entwickelt sind.» Was das Immunsystem<br />

betrifft, beschwichtigt der Arzt: «Im Flugzeug sind<br />

Kinder Infektionserregern etwas mehr als üblich ausgesetzt,<br />

vergleichbar mit dem Besuch im Einkaufszentrum.»<br />

20 touring | <strong>Juni</strong> <strong>2019</strong>

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