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26 SPORT *<br />
BERLINER KURIER, Mittwoch, 10. Juli 2019<br />
Elchtest in Österreich!<br />
Fünf Unioner im Golf-Cart<br />
Nur keine Kräfte vergeuden.<br />
So ein Trainingslager<br />
ist lang.<br />
Also traten Anthony<br />
Ujah, Akaki Gogia,<br />
Sebastian Polter und<br />
KenReichel den Weg<br />
aus dem im Talgelegenen<br />
Trainingsplatz<br />
zurück ins Hotel Dilly<br />
unterm großen Gejohle<br />
der Kollegen im<br />
hoteleigenen<br />
Golfcartan.<br />
Hübner steigt ein<br />
Nach seinen muskulären<br />
Problemen im<br />
ersten Teil der Vorbereitung<br />
stieg Florian<br />
Hübner ins Mannschaftstraining<br />
ein.<br />
Beiden Passübungen<br />
mischte er noch mit,<br />
dann absolvierte er<br />
Extraeinheiten<br />
mit<br />
den Fitnessgurus.<br />
Trio trainiertallein<br />
Im Urlaub kam Unions Angebot<br />
Weil sein Vertragbeim VfBStuttgartnicht verlängertwurde, schlugen die Eisernen kurzerhand zu<br />
Aus dem Trainingslager<br />
berichtet MATHIASBUNKUS<br />
Berlin – Über Geld spricht<br />
man nicht, das hat man. Sagt<br />
der Volksmund. Doch als<br />
Christian Genter im Mannschaftshotel<br />
auf seiner ersten<br />
offiziellen Presserunde<br />
im neuen Klub gefragt wurde,<br />
ob er für Union finanziell<br />
Abstriche machen musste,<br />
zeigte sich der 377-fache Bundesligaspieler<br />
schlagfertig.<br />
„Wieso? Ich habe ein Riesengeschäft<br />
gemacht. Stuttgart<br />
wollte mir doch gar nichts<br />
mehr zahlen“, sagte der langjährige<br />
VfB-Kapitän und hatte<br />
die Lacher auf seiner Seite.<br />
Zur Erklärung: In Stuttgart gab<br />
es nach 17 Jahren im Verein,<br />
unterbrochen nur von einem<br />
Intermezzo in Wolfsburg, keinen<br />
neuen Vertrag mehr. Das<br />
Angebot von Union, das ihn<br />
Neven Subotic und<br />
Christian Gentner<br />
wurden von den Fitness-Trainern<br />
Martin<br />
Krüger und Christopher<br />
Busse abseits<br />
des Rasens geknechtet.<br />
Auch Sheraldo<br />
Becker, der über<br />
leichte Adduktorenprobleme<br />
klagte, absolvierte<br />
ein reduziertes<br />
Programm.<br />
Balljunge Placzek<br />
Auch Physiotherapeut<br />
Frank Placzek<br />
kann sich über Arbeit<br />
nicht beschweren.<br />
Der 54-Jährige muss<br />
ja nicht nur die Muskeln<br />
durchkneten,<br />
sondern sammelt<br />
auch immer die Bälle<br />
ein, die beim Training<br />
ihr Ziel weit verfehlen.<br />
Dummerweise ist<br />
auf der einen Seite<br />
das Übungsgelände<br />
voneinem drei Meter<br />
hohen Erdwall begrenzt.<br />
Dafliegen die<br />
Kugeln oft drüber.<br />
Ohne jeden Zweifel<br />
muss Placzek also die<br />
meisten Höhenmeter<br />
überwinden im Trainingslager.<br />
Erste Fans da<br />
Rund 10 bis 15 Fans<br />
waren schon am ersten<br />
Tag des Trainingscamps<br />
in Windischgarsten<br />
vor Ort.<br />
Unions Fanbetreuer<br />
geht von rund 300<br />
Besuchern in den<br />
zehn Tagen aus.<br />
mitten im Urlaub erreichte, erschien<br />
ihm einfach passend. So<br />
dauerte es nur knapp drei Wochen<br />
von der ersten Kontaktaufnahme<br />
zur Vertragsunterzeichnung.<br />
Etwas seltsam war es dennoch,<br />
dass er ausgerechnet am<br />
Sonnabend in Köpenick bei der<br />
Teamvorstellung als Fußballgott<br />
gefeiert wurde. „Da bin ich<br />
aber hier keine Ausnahme, habe<br />
ich gemerkt“, erwiderte<br />
Gentner mit einen Lachen. Nur<br />
dorthin zu wechseln, wo er wenige<br />
Wochen zuvor in der Relegation<br />
gescheitert war, mag<br />
verwundern. „Ich hatte aber<br />
kein schlechtes Gefühl dabei.<br />
Für mich hat uns nicht Union<br />
runtergeschossen, sondern wir<br />
sind abgestiegen, weil wir zuvor<br />
in der Bundesliga nur 28<br />
Punkte geholt haben. Die Relegation<br />
passte einfach nur zu unserer<br />
schlechten Saison.“<br />
Diese Erfahrung will er jetzt<br />
bei den Eisernen positiv mit<br />
einbringen. Damit es ihm nicht<br />
nochmal passiert. „Hier weiß<br />
Christian Gentner<br />
Foto: Koch<br />
Christian Gentner läuft<br />
sich fit für die große<br />
Aufgabe Klassenerhalt<br />
mit dem 1. FC Union.<br />
Foto: Koch<br />
jeder vom ersten Tag an, worum<br />
es geht. Keiner kann sich etwas<br />
vormachen. Das kann unser<br />
großes Plus werden“, so der<br />
bald 34-Jährige.<br />
Nervös war er deshalb auch<br />
nicht, als er neu ins Team<br />
rutschte. „Ich darf hier ja etwas<br />
machen, was ich kann. Unter<br />
Fußballern. Viele kenne ich ja<br />
auch als Gegenspieler. Schlimmer<br />
wäre es, wenn ich etwas<br />
anderes machen müsste“, meinte<br />
der gebürtige Nürtinger.<br />
Karaoke zum Beispiel. Und<br />
doch wird ihm etwas Ähnliches<br />
nicht erspart bleiben. Bei Union<br />
ist es Usus, dass Neuankömmlinge<br />
ein Ständchen trällern<br />
müssen. „Da muss ich mir noch<br />
was überlegen. Ich bin in Vereinswechseln<br />
ja nicht so routiniert“,<br />
so Gentner, der nach seiner<br />
Rückkehr aus Wolfsburg<br />
acht Jahre in Folge das Trikot<br />
mit dem roten Brustring trug.<br />
Probleme, noch mal Leistung<br />
zu bringen, erwartet der zweifache<br />
Familienvater nicht. „Ich<br />
hatte in meiner Karriere wenige<br />
Verletzungen. Mein Körper<br />
sagt mir nicht jeden Morgen, es<br />
ist vorbei. Ich fühle mich fit und<br />
gut“, freut er sich auf die Herausforderung.<br />
Die Stimmung und die Euphorie,<br />
die er an der Alten Försterei<br />
schon kennengelernt hat,<br />
beflügeln ihn. Er glaubt nicht<br />
daran, dass er bei einem anderen<br />
Klub vor dem Kampf um<br />
den Klassenerhalt sicher gewesen<br />
wäre. „Es spielen jedes Jahr<br />
sieben oder acht Mannschaften<br />
gegen den Abstieg. Ein, zwei<br />
rutschen rein, die nicht damit<br />
rechnen können. Eine Garantie<br />
auf eine sorgenfreie Saison gibt<br />
es nicht“, sagt Gentner. Mal abgesehen<br />
von Bayern, Dortmund<br />
und einem Verein aus dem<br />
Sachsenlande vielleicht.