Loccumer Pelikan 3/2019
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
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grundsätzlich 15<br />
gunsten einer Phase des Ausprobierens und des<br />
Experimentierens. Bedeutsam ist, wie die Umwelt<br />
darauf reagiert. Rückmeldungen aus dem<br />
direkten Umfeld nehmen Einfluss auf die Entwicklung.<br />
Dies kann sowohl sozial erwünschtes<br />
wie sozial nicht erwünschtes Verhalten zur<br />
Folge haben. Situative, soziale und individuelle<br />
Faktoren reagieren dabei auf hormonelle und<br />
physische Veränderungen.<br />
Bestimmend und prägend bei der<br />
Beurteilung einer Situation oder eines<br />
Sachverhalts ist die Selbstwahrnehmung.<br />
Indem junge Menschen ihren Kontext<br />
und ihr Umfeld beeinflussen, erzeugen<br />
sie eine Resonanz, die die Identität moderiert.<br />
Bei der Konstitution wie bei der<br />
Modifikation der Identität stellt die Frage<br />
danach, wer ich bin, ein zentrales Aus -<br />
einandersetzungsfeld dar.<br />
Der Aufbau von Identität kann als<br />
multifaktoriell angesehen werden. Elternhaus,<br />
Geschwister, Freunde, Interessen,<br />
Bildung und materielle Ausstattung<br />
können darauf ebenso Einfluss<br />
haben wie die Identifikation mit Menschen,<br />
die ihnen als Vorbild erscheinen.<br />
Bei der Ausgestaltung der eigenen Persönlichkeit<br />
agieren diese Faktoren miteinander<br />
wie gegeneinander. Das Bild<br />
von der eigenen Person, das Selbstbild,<br />
entsteht durch die Rückmeldungen aus<br />
der Umwelt. Im Zusammenspiel und<br />
in Auseinandersetzung mit einer eigenen,<br />
inneren Beurteilung formt sich ein<br />
plastisches, lebendiges Selbstbild. So<br />
stehen die Heranwachsenden bei den Fragen:<br />
Wer bin ich? Wer bin ich für andere? Wer will<br />
ich sein? vor der Aufgabe, Identität zwischen<br />
einem realen, subjektiven und einem idealen,<br />
optativen Selbstbild auszubalancieren. In dieser<br />
Auseinandersetzung kommt der symbolischen<br />
Selbstvervollkommnung eine besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
Bei der symbolischen Selbstvervollkommnung<br />
werden einerseits Symbole jugendlicher<br />
Subkulturen wie Musikrichtungen und Kleidungsstile<br />
und andererseits Handlungssymbole<br />
der Erwachsenenwelt wie Rauch-, Trink-, Sexual-<br />
und Sozialverhalten so gewählt, dass sie<br />
als Selbstdefinition der Umwelt vermitteln: „So<br />
bin ich!“<br />
Gleichaltrige und Nichtgleichaltrige<br />
Neben der Sozialisationsinstanz Familie gewinnt<br />
die Gruppe Gleichaltriger (peers) im Jugendalter<br />
an Bedeutung. Gleichaltrige können den<br />
Ablösungsprozess von den Eltern fördern und<br />
neue Formen von Beziehungen vermitteln. Peergroups<br />
gewähren Gleichheit, Anerkennung und<br />
Toleranz. Sie geben Möglichkeiten zur Selbstdarstellung<br />
wie zur Verwirklichung persönlicher<br />
Ziele. Sie integrieren Wünsche nach Unabhängigkeit<br />
und Abhängigkeit. Durch Freunde er-<br />
leben junge Menschen emotionale Geborgenheit,<br />
Überwindung von Einsamkeit, Gleichheit,<br />
Identifikationsmöglichkeiten, soziale Freiräume<br />
und Bestätigung ihrer Person. Dies zeigt, welchen<br />
Stellenwert Menschen im gleichen Alter<br />
für die Entwicklung junger Menschen haben.<br />
Die Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen enthält<br />
auch eine Bewältigungsanforderung, da Jugendliche<br />
zur Herausbildung ihrer Identität sich<br />
von anderen peers abgrenzen und unterscheiden<br />
wollen. Dies kann eine seelische Belastung<br />
bedeuten, wenn sie von anderen Jugendlichen<br />
Ablehnung, Ausgrenzung, Anfeindung oder<br />
Isolation erfahren.<br />
Folgt man der Annahme, dass junge Menschen<br />
in ihrer Entwicklung und in ihrem Erleben<br />
ganz unterschiedlich sind, so lässt sich dennoch<br />
feststellen: Besonders bei jüngeren Jugendlichen<br />
im Alter von 12 bis 13 Jahren besteht ein<br />
erhöhter Druck, sich an die Gruppe anzupassen.<br />
Ängste und Befürchtungen bezüglich der Gruppenzusammengehörigkeit<br />
können in dieser Zeit<br />
Neben der Sozialisationsinstanz<br />
Familie<br />
gewinnt die Gruppe<br />
Gleichaltriger (peers)<br />
im Jugendalter an<br />
Bedeutung. Peergroups<br />
gewähren<br />
Gleichheit, Anerkennung<br />
und Toleranz.<br />
© Christoph Müller /<br />
Pixabay<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>