29.08.2019 Aufrufe

Loccumer Pelikan 3/2019

Biografien entdecken – Vorbildern begegnen

Biografien entdecken – Vorbildern begegnen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

grundsätzlich 15<br />

gunsten einer Phase des Ausprobierens und des<br />

Experimentierens. Bedeutsam ist, wie die Umwelt<br />

darauf reagiert. Rückmeldungen aus dem<br />

direkten Umfeld nehmen Einfluss auf die Entwicklung.<br />

Dies kann sowohl sozial erwünschtes<br />

wie sozial nicht erwünschtes Verhalten zur<br />

Folge haben. Situative, soziale und individuelle<br />

Faktoren reagieren dabei auf hormonelle und<br />

physische Veränderungen.<br />

Bestimmend und prägend bei der<br />

Beurteilung einer Situation oder eines<br />

Sachverhalts ist die Selbstwahrnehmung.<br />

Indem junge Menschen ihren Kontext<br />

und ihr Umfeld beeinflussen, erzeugen<br />

sie eine Resonanz, die die Identität moderiert.<br />

Bei der Konstitution wie bei der<br />

Modifikation der Identität stellt die Frage<br />

danach, wer ich bin, ein zentrales Aus -<br />

einandersetzungsfeld dar.<br />

Der Aufbau von Identität kann als<br />

multifaktoriell angesehen werden. Elternhaus,<br />

Geschwister, Freunde, Interessen,<br />

Bildung und materielle Ausstattung<br />

können darauf ebenso Einfluss<br />

haben wie die Identifikation mit Menschen,<br />

die ihnen als Vorbild erscheinen.<br />

Bei der Ausgestaltung der eigenen Persönlichkeit<br />

agieren diese Faktoren miteinander<br />

wie gegeneinander. Das Bild<br />

von der eigenen Person, das Selbstbild,<br />

entsteht durch die Rückmeldungen aus<br />

der Umwelt. Im Zusammenspiel und<br />

in Auseinandersetzung mit einer eigenen,<br />

inneren Beurteilung formt sich ein<br />

plastisches, lebendiges Selbstbild. So<br />

stehen die Heranwachsenden bei den Fragen:<br />

Wer bin ich? Wer bin ich für andere? Wer will<br />

ich sein? vor der Aufgabe, Identität zwischen<br />

einem realen, subjektiven und einem idealen,<br />

optativen Selbstbild auszubalancieren. In dieser<br />

Auseinandersetzung kommt der symbolischen<br />

Selbstvervollkommnung eine besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

Bei der symbolischen Selbstvervollkommnung<br />

werden einerseits Symbole jugendlicher<br />

Subkulturen wie Musikrichtungen und Kleidungsstile<br />

und andererseits Handlungssymbole<br />

der Erwachsenenwelt wie Rauch-, Trink-, Sexual-<br />

und Sozialverhalten so gewählt, dass sie<br />

als Selbstdefinition der Umwelt vermitteln: „So<br />

bin ich!“<br />

Gleichaltrige und Nichtgleichaltrige<br />

Neben der Sozialisationsinstanz Familie gewinnt<br />

die Gruppe Gleichaltriger (peers) im Jugendalter<br />

an Bedeutung. Gleichaltrige können den<br />

Ablösungsprozess von den Eltern fördern und<br />

neue Formen von Beziehungen vermitteln. Peergroups<br />

gewähren Gleichheit, Anerkennung und<br />

Toleranz. Sie geben Möglichkeiten zur Selbstdarstellung<br />

wie zur Verwirklichung persönlicher<br />

Ziele. Sie integrieren Wünsche nach Unabhängigkeit<br />

und Abhängigkeit. Durch Freunde er-<br />

leben junge Menschen emotionale Geborgenheit,<br />

Überwindung von Einsamkeit, Gleichheit,<br />

Identifikationsmöglichkeiten, soziale Freiräume<br />

und Bestätigung ihrer Person. Dies zeigt, welchen<br />

Stellenwert Menschen im gleichen Alter<br />

für die Entwicklung junger Menschen haben.<br />

Die Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen enthält<br />

auch eine Bewältigungsanforderung, da Jugendliche<br />

zur Herausbildung ihrer Identität sich<br />

von anderen peers abgrenzen und unterscheiden<br />

wollen. Dies kann eine seelische Belastung<br />

bedeuten, wenn sie von anderen Jugendlichen<br />

Ablehnung, Ausgrenzung, Anfeindung oder<br />

Isolation erfahren.<br />

Folgt man der Annahme, dass junge Menschen<br />

in ihrer Entwicklung und in ihrem Erleben<br />

ganz unterschiedlich sind, so lässt sich dennoch<br />

feststellen: Besonders bei jüngeren Jugendlichen<br />

im Alter von 12 bis 13 Jahren besteht ein<br />

erhöhter Druck, sich an die Gruppe anzupassen.<br />

Ängste und Befürchtungen bezüglich der Gruppenzusammengehörigkeit<br />

können in dieser Zeit<br />

Neben der Sozialisationsinstanz<br />

Familie<br />

gewinnt die Gruppe<br />

Gleichaltriger (peers)<br />

im Jugendalter an<br />

Bedeutung. Peergroups<br />

gewähren<br />

Gleichheit, Anerkennung<br />

und Toleranz.<br />

© Christoph Müller /<br />

Pixabay<br />

<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!