Loccumer Pelikan 3/2019
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
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64 informativ<br />
SILKE LEONHARD<br />
Wie viel Religion (v)erträgt die<br />
Schule?<br />
Anstöße zum Dialog über Religion im Schulleben 1<br />
1. 1<br />
Religion ist eine Dimension im Leben vieler<br />
Menschen. Religion kommt daher also nicht<br />
erst in die Schule hinein, sondern sie kommt<br />
dort bereits vor, weil viele Schüler*innen und<br />
weitere Menschen, die am Schulleben in unterschiedlicher<br />
Ausprägung beteiligt sind, ebenfalls<br />
religiös sind.<br />
Selbst wenn man unter „religiös sein“ nur die<br />
offiziellen Mitgliedschaften in Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
verstehen würde, wäre<br />
nach wie vor ein großer Teil der in Schule lernenden<br />
und arbeitenden Personen einer der Religionen<br />
zugehörig. Aber auch viele Lebensäußerungen,<br />
Zusammenhänge und Gepflogenheiten<br />
haben mit Religion zu tun. Die Bildung<br />
von Kindern und Jugendlichen in ihrer Haltung<br />
zu Religion zu fördern, kann schon deswegen<br />
nicht unbeachtet bleiben.<br />
2.<br />
Schule ist nicht nur Lernort, sondern Lebensort.<br />
Religion aus der Schule auszuklammern,<br />
würde eine zentrale Dimension des Lebens<br />
für viele an Schule beteiligte Menschen<br />
1<br />
Überarbeitete Fassung eines Impulsreferates zum<br />
gleichnamigen öffentliches Dialogforum des Kirchenkreises<br />
Lüneburg am 27.09.2018. Den Anlass<br />
bot die im Advent 2017 durch Proteste einer muslimischen<br />
Schülerin in einem Lüneburger Gymnasium<br />
angestoßene Debatte um religionssensiblen Umgang<br />
mit dem Singen christlicher Weihnachtslieder in der<br />
Schule.<br />
ignorieren. Folglich kann man sie aus der Schule<br />
auch nicht heraushalten, sondern muss hier<br />
bewusst mit ihr umgehen.<br />
Dass Religion auch in der Schule nicht Privatsache<br />
ist, zeigen Debatten, Auseinandersetzungen<br />
auf dem Schulhof ebenso wie Rituale bei<br />
Todesfällen von Schüler*innen oder Lehrkräften.<br />
Dabei herrscht auch an Schulen nicht nur<br />
geduldete, sondern anerkannte und gewollte<br />
Vielfalt, religiös-weltanschauliche Freiheit und<br />
Respekt gegenüber allen Bekenntnissen und<br />
Weltanschauungen. 2<br />
3.<br />
Religion gehört als ethische wie kulturelle Dimension<br />
von Bildung zum grundlegenden Bildungsauftrag<br />
der Schule und ist daher auch<br />
im (Niedersächsischen) Schulgesetz verankert.<br />
Die Schule legt darauf Wert, „die Persönlichkeit<br />
der Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage<br />
des Christentums, des europäischen Humanismus<br />
und der Ideen der liberalen, demokratischen<br />
und sozialen Freiheitsbewegungen<br />
2<br />
SchulG Niedersachsen § 3 zur Freiheit des Bekenntnisses<br />
und der Weltanschauung:<br />
„(1) Die öffentlichen Schulen sind grundsätzlich Schulen<br />
für Schülerinnen und Schüler aller Bekenntnisse<br />
und Weltanschauungen.<br />
(2) In den öffentlichen Schulen werden die Schülerinnen<br />
und Schüler ohne Unterschied des Bekenntnisses<br />
und der Weltanschauung gemeinsam erzogen<br />
und unterrichtet. In Erziehung und Unterricht ist die<br />
Freiheit zum Bekennen religiöser und weltanschaulicher<br />
Überzeugungen zu achten und auf die Empfindungen<br />
Andersdenkender Rücksicht zu nehmen.“<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>