Loccumer Pelikan 3/2019
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
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66 informativ<br />
kommt es darauf an, Religionsunterricht religionen-<br />
wie konfessionssensibel und differenzfreundlich<br />
zu organisieren und auch Gemeinsames<br />
zu gestalten. Bindungen an Konfessionen<br />
und Religionen müssen erkennbar sein; bei aller<br />
Aufmerksamkeit auf das Gemeinsame dürfen<br />
auch die Unterschiede nicht verdeckt, sondern<br />
müssen respektiert werden. Dazu braucht es<br />
die Weiterentwicklung der Kooperationen von<br />
Religionsgemeinschaften.<br />
7.<br />
Ökumenische Ziele wie Gerechtigkeit, Frieden<br />
und Bewahrung der Schöpfung bzw. der Natur<br />
zur Erhaltung der Welt erfordern eine gemeinsame<br />
Basis zur Anerkennung der Welt und Kritikfähigkeit<br />
an ihr. Diese muss durch Religionsunterricht<br />
und weltanschaulichen Unterricht<br />
gemeinsam verfolgt werden.<br />
Art.7 des Grundgesetzes<br />
stellt fest, dass<br />
Religions unterricht<br />
eine sogenannte<br />
gemischte Sache ist:<br />
Der Staat organisiert<br />
den Unter richt und<br />
stellt die Lehrkräfte;<br />
die Kirchen und die<br />
Religions gemeinschaften<br />
sind für Inhalte<br />
gleichermaßen<br />
verantwortlich.<br />
© Klaaschwotzer /<br />
Wikimedia<br />
die jeweiligen Religionsgemeinschaften sind<br />
für Inhalte gleichermaßen verantwortlich. Mit<br />
der Neutralität des Staates sind Staat und Kirche<br />
getrennt; Religionsunterricht ist eine sogenannte<br />
gemischte Sache (lat. res mixta) mit regionalen<br />
Varianten. 7 Daher braucht es für den<br />
Religionsunterricht einen Gestaltungsrahmen.<br />
Um in einer weiter gewordenen Welt friedensund<br />
dialogfähig zu werden und zu sein, also die<br />
Verschiedenheit der Religionen anzuerkennen,<br />
7<br />
Art. 7 GG Abs. 1 bis 3 [Schulwesen] betont:<br />
„(1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht<br />
des Staates.<br />
(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über<br />
die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu<br />
bestimmen.<br />
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen<br />
Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen<br />
ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen<br />
Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht<br />
in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften<br />
erteilt. Kein Lehrer darf gegen<br />
seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht<br />
zu erteilen.“<br />
Ein Schulsystem, das zu einer verantwortungsvollen<br />
Haltung zur Welt ermutigen und befähigen<br />
will, muss pluralitätsfähig sein. D.h. es<br />
kann sich nicht hinter einer (Schein-)Neutralität<br />
verstecken, sondern muss den Umgang mit<br />
Positionen einüben, um selbst positionsfähig zu<br />
werden. Verantwortung in der Welt lernt man<br />
durch die Übernahme von Verantwortung in<br />
Schule und Welt. Die Religionsfächer und das<br />
Fach Werte und Normen sind ausgehend von<br />
ihren Grundüberzeugungen Lernorte für Kinder<br />
und Jugendliche in diesem Interesse. Dabei spielen<br />
die Begegnung und Auseinandersetzung<br />
mit unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen<br />
Traditionen, Welthaltungen und Lebenspraxen<br />
eine Rolle. Religionsunterricht thematisiert<br />
im Rückbezug auf die Beschäftigung<br />
mit der biblischen Überlieferung sowie mit der<br />
Geschichte und den Aussagen des christlichen<br />
Glaubens Fragen nach Gott, Glaube und Sinn,<br />
nach Anfang und Ende des Lebens und muss<br />
zusammen mit dem Werte und Normen-Unterricht<br />
das gemeinsame Gespräch über Überzeugungen<br />
im Blick auf Wahrheit und Gerechtigkeit,<br />
den Erhalt der Natur, Frieden und Zukunft<br />
fördern.<br />
8.<br />
Der Religionsunterricht ist ein Raum für die<br />
Erprobung und Reflexion der Befähigung<br />
zur religiösen, kulturellen und gesellschaftlichen<br />
Teilhabe. Religion ist keine Sachkunde,<br />
sondern eine Kultur. Um mit Religion umge-<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>