29.08.2019 Aufrufe

Loccumer Pelikan 3/2019

Biografien entdecken – Vorbildern begegnen

Biografien entdecken – Vorbildern begegnen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

58 informativ<br />

Gundermann<br />

Andreas Dresen,<br />

Deutschland 2018<br />

Das schweigende<br />

Klassenzimmer<br />

Lars Kraume,<br />

Deutschland 2018<br />

Das schweigende Klassenzimmer<br />

Lars Kraume, Deutschland 2018<br />

107 Min., Spielfilm, FSK 12<br />

Geeignet ab 14 Jahren<br />

1956: In West-Berlin sehen die Abiturienten<br />

Theo und Kurt dramatische Bilder vom Aufstand<br />

der Ungarn in Budapest. Zurück in Stalinstadt<br />

(später Eisenhüttenstadt), entsteht gemeinsam<br />

mit ihren Mitschülern der Plan, während des<br />

Unterrichts mit einer solidarischen Schweigeminute<br />

der Opfer des Aufstands gegen die russische<br />

Übermacht zu gedenken. Doch die Aktion<br />

zieht weitere Kreise als erwartet: Die Schüler<br />

geraten in die politischen Mühlen der DDR. Es<br />

folgen Verhöre, Verdächtigungen, Drohungen.<br />

Mit allen Mitteln versucht die Stasi, die Namen<br />

der Rädelsführer zu erpressen. Doch die Schüler<br />

halten zusammen und geben den Initiator<br />

nicht preis. Eine Entscheidung, die ihr Leben für<br />

immer verändert.<br />

***<br />

***<br />

eines Systems ausführte, an das er einmal geglaubt<br />

hatte.<br />

Gundermann hat eine Reihe von Songs geschrieben,<br />

die in der DDR weit verbreitet, in<br />

Westdeutschland jedoch nur Insidern bekannt<br />

waren. Für diesen Kinofilm hat Alexander<br />

Scheer 18 Lieder von Gundermann komplett<br />

neu eingesungen.<br />

Der Film „Gundermann“ spricht eine Reihe<br />

unterschiedlicher Themen an. Hauptsächlich<br />

bringt er den Zuschauer*innen das Leben und<br />

Wirken des Gerhard Gundermann nahe. Gezeigt<br />

wird der Alltag eines Arbeiters im Braunkohletagebau,<br />

eines Musikers und Freidenkers,<br />

der ebenso an das sozialistische System der DDR<br />

glaubte wie er es in Frage stellte.<br />

Der Film spielt auf zwei Zeitebenen. Dadurch<br />

wird zum einen Spannung erzeugt und<br />

zum anderen die Gegensätzlichkeit des ambivalenten<br />

Charakters Grundermann aufgezeigt.<br />

Durch diese anachronistische Montage kann<br />

man den Film trotz seiner Länge auch episodenweise<br />

in verschiedenen Etappen betrachten.<br />

Es lohnt sich, ihn in der schulischen und außerschulischen<br />

Bildungsarbeit einzusetzen. ◆<br />

Der Film beruht auf einer wahren Geschichte<br />

über Mut, Zusammenhalt und den Kalten<br />

Krieg. Einer der Schüler, Dietrich Garstka, veröffentlichte<br />

sie in seinem gleichnamigen Buch, das<br />

im letzten Jahr verfilmt wurde. Der Film zeigt<br />

zwar keine komplette Lebensgeschichte, die darin<br />

enthaltenen biografischen Episoden motivieren<br />

jedoch zu einer Auseinandersetzung über<br />

Mut, Loyalität, Widerstand und Anpassung. Im<br />

Fokus stehen dabei Fragen wie: Was bedeutet<br />

es, eine eigene Meinung gegen Widersprüche<br />

zu verteidigen? Was heißt es, solidarisch zu<br />

sein, auch wenn dadurch eigene Ziele gefährdet<br />

werden? Wie geht man mit Angstgefühlen bei<br />

übermächtig erscheinenden Machtstrukturen<br />

um?<br />

Der Film ist breit einsetzbar in den Fächern<br />

Religion/Ethik der Sekundarbereiche I und II,<br />

aber auch in der Jugendarbeit und Erwachsenenbildung.<br />

◆<br />

Diese Zeit hat es nie<br />

gegeben<br />

Ev. Jugend Kirchenkreis<br />

Altenkirchen und<br />

Templin-Gransee,<br />

Deutschland 2006<br />

Diese Zeit hat es nie gegeben<br />

Begegnungen mit einer Zeitzeugin<br />

Filmprojekt der Ev. Jugend Kirchenkreis Altenkirchen<br />

und Templin-Gransee / Ilse Sonnentag,<br />

Deutschland 2006<br />

Insgesamt 84 Min., Dokumentarfilm<br />

Geeignet ab 14 Jahren<br />

Im Mittelpunkt des vierteiligen Zeitzeugenporträts<br />

steht Erika Pelke (*1922) aus Pößneck / Thüringen.<br />

Sie war begeisterte „Bund deutscher Mäd -<br />

chen“-Führerin im Nationalsozialismus, wurde<br />

nach dem Krieg unter Werwolf-Verdacht im<br />

Gefängnis Saalfeld inhaftiert, gefoltert und anschließend<br />

ins sowjetische „Speziallager Nr. 2”<br />

nach Buchenwald gebracht. Dort wartete sie<br />

zweieinhalb Jahre auf die Rechtsprechung. Endlich<br />

entlassen und zunächst ein normales Leben<br />

führend, zeigten sich Spätfolgen der Haft.<br />

Sie litt unter schwersten Phobien, die sie, aufgrund<br />

des Umgangs des SED-Regimes mit den<br />

so genannten Schweigelagern, in die Isolierung<br />

führten. Erst nach der Wende gelang durch die<br />

Mitarbeit bei der Entwicklung der Dokumentation<br />

„Speziallager Nr. 2“ in der Gedenkstätte<br />

Buchenwald eine Annäherung an die traumatischen<br />

Erfahrungen und eröffnete eine Reflexion,<br />

die in der Bereitschaft mündete, sich öffentlich<br />

zu äußern.<br />

Die Annäherung an Erika Pelkes Lebensgeschichte<br />

vollzieht sich im Film als ein Weg über<br />

vier Stationen. Diese Stationen gliedern sich in:<br />

• Begeistert (28 Min.) BDM-Führerin im Nationalsozialismus;<br />

<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!