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Loccumer Pelikan 3/2019

Biografien entdecken – Vorbildern begegnen

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informativ 63<br />

ein abgeleistetes FSJ übrigens auch die Abiturnote<br />

und erleichtert den Weg zum Numerus<br />

Clausus.<br />

Kirsten: Du bist mit elf Jahren der Jugendfeuerwehr<br />

beigetreten, hast die Berufsausbildungen<br />

zum Rettungsassistenten, Brandmeister und<br />

Notfallsanitäter gemacht und arbeitest nun auf<br />

der Rettungswache. Verändert man sich, wenn<br />

man in einem solchen Berufsfeld unterwegs ist?<br />

Florian: Diese Frage könnte mein Umfeld vermutlich<br />

besser beantworten als ich. Ich hoffe<br />

jedenfalls, dass ich mich, wenn, dann zum Positiven<br />

hin verändert habe. Ich habe im Rahmen<br />

unseres Berufes Situationen erlebt und Momente<br />

durchlebt, die dem Großteil der Gesellschaft<br />

fremd oder höchstens durch beeindruckend<br />

schlecht nachgestellte Notfallszenarien im Privatfernsehen<br />

bekannt sind. Als Mitarbeiter im<br />

Rettungsdienst sieht man vielleicht einige Dinge<br />

mit anderen Augen. Zum Beispiel Trunkenheit<br />

im Straßenverkehr, die Folgen von Alkoholismus<br />

oder sonstigen Suchterkrankungen. Auch der<br />

Umgang mit Tod und Sterben ist vermutlich ein<br />

anderer. Wir begegnen Menschen in Extremsituationen.<br />

Das fordert uns, unsere Sozialkompetenz<br />

und Empathiefähigkeit.<br />

Kirsten: Zwei Fragen habe ich noch an dich:<br />

Gibt es Vorbilder, an denen du dich orientiert<br />

hast bzw. orientierst? Und: Verstehst du dich<br />

selbst als Vorbild für andere?<br />

Florian: Mein größtes Vorbild ist tatsächlich<br />

mein Vater, der einen großen Teil seines Berufslebens<br />

ebenfalls auf dem Rettungswagen<br />

bzw. der Rettungsleitstelle tätig war. Seine berufsethischen<br />

Grundsätze und sein Verantwortungsbewusstsein<br />

haben mich schon geprägt.<br />

Ich kann behaupten, dass ich überhaupt in einem<br />

Umfeld aufgewachsen bin, in dem ich mir<br />

eine gewisse Sozialkompetenz abgucken konnte.<br />

Ich glaube, es gehört mit zu den schwierigsten<br />

Dingen von Erziehung, einem Kind bzw.<br />

jungen Menschen beizubringen, was Respekt<br />

ist. Das hat bei mir, glaub ich, ganz gut funktioniert.<br />

Die Frage, warum ich eigentlich Respekt<br />

vor jemandem haben soll, stellte sich mir nie.<br />

Warum auch? Andere berufliche Vorbilder hatte<br />

ich und habe ich definitiv: meine Kolleg*innen,<br />

die schon länger im Dienst sind und die eine<br />

Menge Erfahrungen mitbringen.<br />

Ob ich mich selbst als Vorbild für andere sehe?<br />

Ich würde mal sagen: Jein. Ja, vielleicht im<br />

Durchhaltevermögen, meine Ziele zu erreichen,<br />

den Schulabschluss oder das Staatsexamen zum<br />

Nach der Schulzeit etwas Besonderes ausprobieren und<br />

gleichzeitig Gutes tun – dies verwirklichen jährlich über<br />

60.000 Jugendliche in gemeinnützigen Einrichtungen,<br />

im Natur- und Umweltschutz oder in Hilfsprojekten im<br />

Ausland (Quelle BMFSFJ).<br />

© DLRG e.V.<br />

Beispiel. Ich bin in der Lage, mich auch mal zum<br />

Arbeiten zu zwingen; ich habe da schon einen<br />

starken Willen. Auch in Sachen Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein<br />

könnte ich vielleicht<br />

ein kleines Vorbild für andere sein. Ich gebe mir<br />

jedenfalls größte Mühe, zuverlässig zu sein.<br />

Ob ich moralisch oder ethisch ein Vorbild<br />

bin? Das möchte ich mir nicht anmaßen zu entscheiden.<br />

Auch ich mache Fehler und nicht jede<br />

Entscheidung, die ich treffe, stellt sich immer als<br />

die richtige heraus.<br />

Kirsten: Ich danke dir für deine Zeit und wünsche<br />

dir für alle kommenden sozialen Projekte<br />

und Aufgaben alles Gute.<br />

◆<br />

<br />

FLORIAN RABE ist<br />

Rettungsassistent,<br />

Brandmeister und<br />

Notfallsanitäter.<br />

KIRSTEN RABE<br />

ist Dozentin am RPI<br />

Loccum für den Bereich<br />

Gymnasium und<br />

Gesamtschule.<br />

<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>

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