Loccumer Pelikan 3/2019
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
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informativ 65<br />
weiter[zu]entwickeln.“ Diese individuelle Bildung<br />
soll Schüler*innen dazu befähigen, „nach<br />
ethischen Grundsätzen zu handeln sowie religiöse<br />
und kulturelle Werte zu erkennen und<br />
zu achten […].“ 3 Kinder und Jugendliche sollen<br />
also buchstäblich wert-voll handeln, ethisch<br />
nachdenken und Gesellschaft und Kultur dabei<br />
achten. Daher geht es darum, sich zu Formen<br />
von Religion zu verhalten – genau wie zu anderen<br />
Bereichen auch, etwa Politik, Kultur, Gesellschaft,<br />
Persönliches etc.<br />
ne deutliche Offenheit gegenüber der Vielfalt<br />
religiöser und weltanschaulicher Inhalte<br />
und Überzeugungen angewiesen. Daher ist es<br />
Bildungsaufgabe der Schule, eine Haltung von<br />
Respekt und Toleranz auszuprägen.<br />
Würde man Religion in der Schule ignorieren,<br />
wäre es schwieriger, das einzuüben, was insgesamt<br />
notwendig ist: sich in einer Gesellschaft<br />
der Vielfalt mündig, sensibel, achtsam und respektvoll<br />
zu bewegen und zu begegnen.<br />
4.<br />
Religiöse Vielfalt ist grundrechtlich veran kert –<br />
als Freiheit. Auf dem Boden der Menschenrechte<br />
und des Grundgesetzes bilden Schulen Gestaltungsräume<br />
für Religionsfreiheit. Sie sind<br />
Lern- und Lebensorte unserer Gesellschaft, in<br />
der Menschen mit zunehmend verschiedenen<br />
religiösen bzw. weltanschaulichen Ansichten<br />
und Überzeu gungen zusammenleben und miteinander<br />
lernen.<br />
Die Sicherung von Religionsfreiheit ergibt sich<br />
auch aus der Erfahrung eines totalitären Systems<br />
mit menschenvernichtenden Zügen. Art.<br />
4 des Grundgesetzes gibt den Rahmen für positive<br />
und negative Religionsfreiheit: Die Freiheit<br />
des Glaubens, Gewissens und des Bekenntnisses<br />
sind unverletzlich. Die Religionsausübung<br />
wird damit auch im Raum von Schule gewährleistet.<br />
Aber nach Art 140 GG gilt zugleich, dass<br />
religiöse Praxis kein Zwang sein darf. 4 Religionsund<br />
Weltanschauungsfreiheit sind zusammen<br />
mit Gedanken- und Gewissensfreiheit auch klar<br />
im internationalen Recht verankert. 5<br />
5.<br />
Der Staat ist neutral – jedoch nicht die in ihm<br />
Handelnden. Die säkulare Schule ist auf ei-<br />
3<br />
SchulG Niedersachsen § 2 (1) Bildungsauftrag der<br />
Schule RU: www.mk.niedersachsen.de/download/.../<br />
Erlass_Religionsunterricht_1.8.2011.<br />
4<br />
Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 136 Weimarer<br />
Verfassung [Individuelle Religionsfreiheit] garantiert,<br />
dass niemand „zu einer kirchlichen Handlung oder<br />
Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen Übungen<br />
oder zur Benutzung einer religiösen Eidesform<br />
gezwungen werden“ darf.<br />
5<br />
Menschen haben grundsätzlich „das Recht, eine Religion<br />
oder Weltanschauung zu haben, sie zu wechseln<br />
oder keiner Religion anzugehören. Sie haben auch<br />
das Recht, allein oder in Gemeinschaft nach diesen<br />
Überzeugungen zu leben” (www.institut-fuer-men<br />
schenrechte.de/themen/religionsfreiheit).<br />
6.<br />
Religionsunterricht ist die gemeinsame Sache<br />
von Staat und Kirche. Der Staat bzw. das Land<br />
hat nach dem Zweiten Weltkrieg den Religionsunterricht<br />
im Grundgesetz in den meisten Bundesländern<br />
rechtlich als ordentliches Lehrfach<br />
gesichert 6 – ein Status, den kein anderes Fach<br />
hat – damit dieser als Bildungsweg zu Religionsmündigkeit<br />
schulisch verankert ist. Diesen<br />
Weg gilt es konzeptionell als positionellen Unterricht<br />
weiterzuentwickeln und auf diese Weise<br />
zu festigen.<br />
Auf der Basis des Grundgesetzes ist der für Niedersachsen<br />
rechtliche Weg im <strong>Loccumer</strong> Vertrag<br />
festgehalten. Der Staat organisiert den Unterricht<br />
und stellt die Lehrkräfte; die Kirchen und<br />
6<br />
Art. 7 GG. Abs. 3 Satz 1 findet keine Anwendung in<br />
einem Lande, in dem am 1. Januar 1949 eine andere<br />
landesrechtliche Regelung bestand (Bremen, Brandenburg,<br />
Berlin).<br />
Art. 4 des<br />
Grundgesetzes gibt<br />
den Rahmen für<br />
positive und negative<br />
Religions freiheit.<br />
© Klaaschwotzer /<br />
Wikimedia<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>