29.08.2019 Aufrufe

Loccumer Pelikan 3/2019

Biografien entdecken – Vorbildern begegnen

Biografien entdecken – Vorbildern begegnen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

informativ 53<br />

jungen Menschen darüber sprechen kann, was<br />

ihnen heute wichtig ist. Am zweiten Tag wird<br />

eigentlich nur noch das Begleiten von Gruppen<br />

durch die Ausstellung geübt. Nach der Ausstellungseröffnung<br />

haben die Guides einen Vollzeitjob.<br />

Neben der Schule und ihren Pflichten dort<br />

begleiten sie mehrfach wöchentlich Gruppen<br />

durch die Ausstellung – und machen großartige<br />

Erfahrungen.<br />

Hameln begraben sind. Ein Kreis von engagierten<br />

Musiker*innen in Hameln überlegt gerade,<br />

das Brass-Oratorium „Anne – damit wir klug<br />

werden“ erneut aufzuführen. Das gesamte Programm<br />

wird über einen Link auf der Homepage<br />

der Schule (ess-hameln.de) zu finden sein. Natürlich<br />

gibt es wieder ein Programmheft, das in<br />

Pixiheftgröße und mit dem Aussehen des Tagebuchs<br />

von Anne alle Informationen enthält.<br />

Veit-Engelmann: Können Jugendliche sich<br />

heute überhaupt noch mit Anne Frank identifizieren?<br />

Frey: Naja, dass Anne ein Mädchen ist, wie ein<br />

Mädchen denkt und schreibt, hat es überhaupt<br />

erst ermöglicht, dass das Tagebuch auf der<br />

ganzen Welt von so vielen jungen Menschen<br />

gelesen wird und in so vielen Schulen Unterrichtsstoff<br />

ist. Hier entsteht wie von alleine ein<br />

großes Maß an Empathie. Es wurde ja in über<br />

70 Sprachen übersetzt. In Deutschland gibt es<br />

eigentlich keine Chance, dass man als junger<br />

Mensch im Laufe seiner Schulzeit an Anne Frank<br />

vorbeikommt.<br />

Veit-Engelmann: Wird hinterher ausgewertet,<br />

ob das Konzept aufgegangen ist?<br />

Frey: Ja! Es wird direkt im Anschluss an die Ausstellung<br />

ein Auswertungsseminar mithilfe des<br />

Anne-Frank-Zentrums geben. Der Trägerkreis<br />

trifft sich Anfang Januar und lernt aus dem, was<br />

alles geschehen ist. Die Guides bekommen ein<br />

Zertifikat über ihre Arbeit und werden nach Berlin<br />

zu weiteren Seminaren eingeladen. Wen das<br />

Thema gepackt hat, der kann auch Anne-Frank-<br />

Botschafter*in werden und weitergehende Verantwortung<br />

übernehmen.<br />

Veit-Engelmann: Zur Ausstellung soll es ein<br />

regionales Rahmenprogramm geben. Welche<br />

Angebote sind denkbar? Und wer sind mögliche<br />

Kooperationspartner?<br />

Frey: Zum Beispiel gibt Esther Bejerano, die Überlebende<br />

des Mädchenorchesters von Auschwitz,<br />

ein Konzert. Ein Improvisationstheater<br />

macht mit Schüler*innen einen Workshop während<br />

der Schulzeit und einen Theaterabend in<br />

der Hamelner Sumpfblume.<br />

Dr. Bernhard Gelderblom, der Hamelner<br />

Historiker, begleitet Schüler*innen auf Stadtrundgängen<br />

durch die Innenstadt. Dabei ist<br />

viel von der Geschichte jüdischer Menschen in<br />

der Vergangenheit und in der Gegenwart zu<br />

entdecken. Es wird einen Spaziergang über<br />

den Friedhof am Wehl geben, wo russische<br />

Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und einige<br />

Hingerichtete der Kriegsverbrecherprozesse in<br />

Veit-Engelmann: Wenn ich nun mit einer Klasse<br />

die Ausstellung anschauen will – was muss<br />

ich tun?<br />

Frey: Das ist eine Sache, über die ich mich ganz<br />

besonders freue: Das EDV-Team der Schule hat<br />

eine eigene Website entwickelt, die ein modernes<br />

Anmeldetool enthält. Einige Wochen<br />

vor Ausstellungsbeginn kann man über einen<br />

Link auf der Schulseite alle freien Termine sehen<br />

und sich online anmelden. Bei besonderen<br />

Wünschen und Fragen kann man eine E-Mail<br />

senden an anne.frank@ess-hameln.de. So ist<br />

man mit einem Schritt praktisch schon in der<br />

Ausstellung. Wir freuen uns sehr über viele Besucher*innen<br />

von überall her.<br />

◆<br />

<br />

MICHAEL FREY ist Schuldiakon an der Elisabeth-<br />

Selbert-Berufsschule in Hameln.<br />

DR. MICHAELA VEIT-ENGELMANN ist am RPI<br />

Loccum Dozentin für den Bereich Berufsbildende<br />

Schulen und Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Wenn ich die<br />

Ausstellung<br />

besuche, tauche ich<br />

in die Bildwelt des<br />

Hinterhausverstecks<br />

von Anne und<br />

ihrer Familie ein<br />

und befinde mich<br />

am Ende mit<br />

einem Replikat des<br />

Tagebuches in einem<br />

Raum, der genau<br />

so ist wie Annes<br />

Zimmer, in dem sie so<br />

lange versteckt war.<br />

© Mandy Klötzer /<br />

Anne-Frank-Zentrum<br />

<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!