Loccumer Pelikan 3/2019
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
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informativ 53<br />
jungen Menschen darüber sprechen kann, was<br />
ihnen heute wichtig ist. Am zweiten Tag wird<br />
eigentlich nur noch das Begleiten von Gruppen<br />
durch die Ausstellung geübt. Nach der Ausstellungseröffnung<br />
haben die Guides einen Vollzeitjob.<br />
Neben der Schule und ihren Pflichten dort<br />
begleiten sie mehrfach wöchentlich Gruppen<br />
durch die Ausstellung – und machen großartige<br />
Erfahrungen.<br />
Hameln begraben sind. Ein Kreis von engagierten<br />
Musiker*innen in Hameln überlegt gerade,<br />
das Brass-Oratorium „Anne – damit wir klug<br />
werden“ erneut aufzuführen. Das gesamte Programm<br />
wird über einen Link auf der Homepage<br />
der Schule (ess-hameln.de) zu finden sein. Natürlich<br />
gibt es wieder ein Programmheft, das in<br />
Pixiheftgröße und mit dem Aussehen des Tagebuchs<br />
von Anne alle Informationen enthält.<br />
Veit-Engelmann: Können Jugendliche sich<br />
heute überhaupt noch mit Anne Frank identifizieren?<br />
Frey: Naja, dass Anne ein Mädchen ist, wie ein<br />
Mädchen denkt und schreibt, hat es überhaupt<br />
erst ermöglicht, dass das Tagebuch auf der<br />
ganzen Welt von so vielen jungen Menschen<br />
gelesen wird und in so vielen Schulen Unterrichtsstoff<br />
ist. Hier entsteht wie von alleine ein<br />
großes Maß an Empathie. Es wurde ja in über<br />
70 Sprachen übersetzt. In Deutschland gibt es<br />
eigentlich keine Chance, dass man als junger<br />
Mensch im Laufe seiner Schulzeit an Anne Frank<br />
vorbeikommt.<br />
Veit-Engelmann: Wird hinterher ausgewertet,<br />
ob das Konzept aufgegangen ist?<br />
Frey: Ja! Es wird direkt im Anschluss an die Ausstellung<br />
ein Auswertungsseminar mithilfe des<br />
Anne-Frank-Zentrums geben. Der Trägerkreis<br />
trifft sich Anfang Januar und lernt aus dem, was<br />
alles geschehen ist. Die Guides bekommen ein<br />
Zertifikat über ihre Arbeit und werden nach Berlin<br />
zu weiteren Seminaren eingeladen. Wen das<br />
Thema gepackt hat, der kann auch Anne-Frank-<br />
Botschafter*in werden und weitergehende Verantwortung<br />
übernehmen.<br />
Veit-Engelmann: Zur Ausstellung soll es ein<br />
regionales Rahmenprogramm geben. Welche<br />
Angebote sind denkbar? Und wer sind mögliche<br />
Kooperationspartner?<br />
Frey: Zum Beispiel gibt Esther Bejerano, die Überlebende<br />
des Mädchenorchesters von Auschwitz,<br />
ein Konzert. Ein Improvisationstheater<br />
macht mit Schüler*innen einen Workshop während<br />
der Schulzeit und einen Theaterabend in<br />
der Hamelner Sumpfblume.<br />
Dr. Bernhard Gelderblom, der Hamelner<br />
Historiker, begleitet Schüler*innen auf Stadtrundgängen<br />
durch die Innenstadt. Dabei ist<br />
viel von der Geschichte jüdischer Menschen in<br />
der Vergangenheit und in der Gegenwart zu<br />
entdecken. Es wird einen Spaziergang über<br />
den Friedhof am Wehl geben, wo russische<br />
Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und einige<br />
Hingerichtete der Kriegsverbrecherprozesse in<br />
Veit-Engelmann: Wenn ich nun mit einer Klasse<br />
die Ausstellung anschauen will – was muss<br />
ich tun?<br />
Frey: Das ist eine Sache, über die ich mich ganz<br />
besonders freue: Das EDV-Team der Schule hat<br />
eine eigene Website entwickelt, die ein modernes<br />
Anmeldetool enthält. Einige Wochen<br />
vor Ausstellungsbeginn kann man über einen<br />
Link auf der Schulseite alle freien Termine sehen<br />
und sich online anmelden. Bei besonderen<br />
Wünschen und Fragen kann man eine E-Mail<br />
senden an anne.frank@ess-hameln.de. So ist<br />
man mit einem Schritt praktisch schon in der<br />
Ausstellung. Wir freuen uns sehr über viele Besucher*innen<br />
von überall her.<br />
◆<br />
<br />
MICHAEL FREY ist Schuldiakon an der Elisabeth-<br />
Selbert-Berufsschule in Hameln.<br />
DR. MICHAELA VEIT-ENGELMANN ist am RPI<br />
Loccum Dozentin für den Bereich Berufsbildende<br />
Schulen und Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Wenn ich die<br />
Ausstellung<br />
besuche, tauche ich<br />
in die Bildwelt des<br />
Hinterhausverstecks<br />
von Anne und<br />
ihrer Familie ein<br />
und befinde mich<br />
am Ende mit<br />
einem Replikat des<br />
Tagebuches in einem<br />
Raum, der genau<br />
so ist wie Annes<br />
Zimmer, in dem sie so<br />
lange versteckt war.<br />
© Mandy Klötzer /<br />
Anne-Frank-Zentrum<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>