Loccumer Pelikan 3/2019
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
Biografien entdecken – Vorbildern begegnen
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grundsätzlich 7<br />
hin weiterführen. Die aufgenommenen Themen<br />
stehen nur exemplarisch für unterrichtliche,<br />
kompetenzorientierte Wege, die Schüler*innen<br />
zu einem Umgang mit Biografien zu befähigen<br />
suchen:<br />
Nachfolge<br />
Hier geht es um das Nachdenken und Erahnen<br />
dessen, was Jünger*innen Jesu erlebt und<br />
erfahren haben. Wie wird das Einstimmen in<br />
Gottes Geschichte mit den Menschen heute<br />
zum Versuch und zur Erprobung einer Lebensform,<br />
in der sich Menschen eben nicht nur sich<br />
selbst genug sind, sondern ihre Lebensgeschichte<br />
aus der Nachfolge formen lassen? Leben in<br />
der Nachfolge heißt, um die Geltung von Gottes<br />
Geschichte mit den Menschen für ihre eigene<br />
Lebensgeschichte wissen. Das ist weder<br />
Vereinnahmung noch Überhöhung einer Biografie,<br />
als sei sie irgendwie besser – dies würde<br />
gerade wegführen von dem, was es hier zu<br />
lernen gibt. Vielmehr ist es die Wahrnehmung<br />
einer bestimmten Lebensgestalt des Glaubens,<br />
die freilich erst dann zur Geltung für mich kommen<br />
kann, wenn sie nicht kopiert, sondern kritisch<br />
und aus freiem, selbstbestimmtem und<br />
beurteiltem Bezug wahrgenommen wird. Genau<br />
in dieser Distanz und Offenheit können sie<br />
vorbildlich werden. Den Nachfolgegeschichten<br />
der Heiligen Schrift unterrichtlich aufmerksam<br />
nachgehen, kann dazu verhelfen.<br />
Lebensgeschichte in der Erfahrung der<br />
Rechtfertigung<br />
Die Weiße Rose, Malala Yousafzai und Karola Rackete:<br />
„In der Verweigerung, untadelige Heilige zu sein,<br />
werden Menschen mit ihren Geschichten zu Vorbildern<br />
und so im genuinen Sinn zu Heiligen, indem sie einen<br />
Reflex der Geschichte Gottes widerspiegeln.”<br />
Fotos: © George (Jürgen) Wittenstein / akgimages<br />
(oben); Presidencia de la República<br />
Mexicana / wikimedia (Mitte); Till M. Egen / dpa (unten)<br />
Martin Luthers Lebensgeschichte ist mehr<br />
als nur eine historische und also eine zu vergegenwärtigende<br />
Lebensgeschichte. Als nur<br />
historische Gestalt bliebe sie einerseits in der<br />
Abgeschlossenheit und wäre andererseits uneinholbar<br />
normativ. Diese Lebensgeschichte<br />
ist vielmehr vor allem eine Glaubensgeschichte,<br />
die in den theologischen Bemühungen eine<br />
eigene Kontur gewinnt. Die Erfahrung der<br />
Recht fertigung ist die Erfahrung des Einübens<br />
und neuen Verstehens, was es heißt, von Gott<br />
zu reden. Darin kann diese Lebensgeschichte<br />
zum Anlass 7 der Frage nach Gott werden, wie<br />
sie mit Schüler*innen bearbeitet werden kann.<br />
Die unterrichtliche Praxis der Einübung in das<br />
Reden von Gott lässt Lernende teilnehmen an<br />
der theologischen Arbeit, die bei Luther sowohl<br />
theologisch reflektierend als auch lebensgeschichtlich<br />
erfahren wird.<br />
7<br />
Ritschl, Zur Logik der Theologie, 108.<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 3/ <strong>2019</strong>