Landkreis Mayen-Koblenz
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Lebensqualität und Kultur<br />
Reiches festgelegt. Das Verfahren selbst<br />
wurde vermutlich zum ersten Mal 1346<br />
angewandt.<br />
Der Königsstuhl dürfte zwischen 1376<br />
und 1397 errichtet worden sein. Mit seinem<br />
Bau und Unterhalt waren die Rhenser Bürger<br />
beauftragt worden, die dafür Zollfreiheit<br />
im Gebiet zwischen dem kölnischen Rhens<br />
und dem trierischen Stolzenfels erhielten.<br />
Als architektonisches Vorbild für das Bauwerk<br />
dürfte ein Richterstuhl gedient haben,<br />
zumal in der Folge auch über Verfehlungen<br />
von Königen hier verhandelt wurde. Gut<br />
bezeugt ist die Absetzung Wenzels und<br />
Wahl des Pfalzgrafen Ruprecht III. 1400 zum<br />
neuen König. Ab dem 15. Jahrhundert etablierte<br />
sich der Rhenser Königsstuhl als der<br />
Ort, an dem nach der Wahl in Frankfurt die<br />
öffentliche „Erhebung“ des Kandidaten auf<br />
seinem Weg zur Krönung in Aachen stattfand.<br />
Der erste Königsstuhl war ein hölzernes<br />
am Ufer des Rheins gelegenes Bauwerk,<br />
das zwischen 1800 und 1803 zerstört<br />
wurde. Schon wenige Jahre später regten<br />
sich in der Bevölkerung Bestrebungen, den<br />
Königsstuhl wieder neu aufzubauen.<br />
Schließlich schaltete sich das preußische<br />
Oberpräsidium in <strong>Koblenz</strong> ein. 1835 beauftragte<br />
es den Königlichen Bauinspektor<br />
Johann Claudius von Lassaulx mit dem Aufkauf<br />
der Überreste, was jedoch vorerst<br />
scheiterte. Im Zuge der sogenannten Rheinkrise<br />
1840 wurden die Bemühungen um<br />
einen Wiederaufbau jedoch durch das<br />
„Comité zur Wiederherstellung des Königsstuhls<br />
bei Rhense“ intensiviert. Mit Hilfe von<br />
Spenden und aufgrund der Förderung<br />
durch Friedrich Wilhelm IV. konnte der neue<br />
nun steinerne Königsstuhl 1843 nach seinem<br />
hölzernen Vorbild und dem Entwurf<br />
von Lassaulx dicht neben der Landstraße<br />
von Bingerbrück nach <strong>Koblenz</strong> fertiggestellt<br />
werden.<br />
Diese Lage und die Expansion des<br />
Rhenser Mineralbrunnens leiteten ein weiteres<br />
Kapitel seiner Geschichte ein: seine Versetzung<br />
auf die Rheinhöhe Schawall im Jahre<br />
1929. Diese brachte wiederum einige<br />
Anpassungen des Bauwerks an den neuen<br />
Standort mit sich, weshalb es heute schwer<br />
ist zu entscheiden, ob es sich nun um eine<br />
Rekonstruktion oder eine Neuschöpfung<br />
handelt. Inzwischen befinden sich auch<br />
mehrere Wappen- und Inschriftentafeln am<br />
Bauwerk u. a. das Wappen des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Mayen</strong>-<strong>Koblenz</strong>. 1980 errichtete die Kaiser<br />
Ruprecht Bruderschaft ein Friedenskreuz in<br />
seiner Nähe. Ein von der General direktion<br />
Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz errichteter<br />
Orientierungsstein informiert seit 2010 über<br />
die Geschichte dieses traditionsreichen<br />
Denkmals, das sich seit 1948 in seiner<br />
Obhut befindet.<br />
Ein wirklich weithin sichtbarer und rätselhafter<br />
Burgenkomplex befindet sich oberhalb<br />
des an Burgen so reichen Ortes<br />
Kobern-Gondorf. Seine Wurzeln reichen<br />
zurück bis in das späte 12. Jahrhundert, als<br />
die Burg zum ersten Mal in den Schrift -<br />
quellen erwähnt wird. Bis heute ist jedoch<br />
unklar, in wessen Besitz sie sich zu diesem<br />
Zeitpunkt befand. Vermutlich handelte es<br />
sich ursprünglich um eine Reichsburg, die<br />
von den Herren von (Isenburg-)Kobern bzw.<br />
Neuerburg-Kobern besessen wurde. Ihr<br />
Besitzrecht wurde ihnen jedoch von den<br />
Trierer Erzbischöfen von Anfang an streitig<br />
gemacht. Schließlich gingen die Burgen<br />
1354 in Trierer Eigentum über.<br />
Der Königsstuhl bei Rhens<br />
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