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Berliner Zeitung 21.12.2019

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20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 297 · 2 1./22. Dezember 2019<br />

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Schönes Wochenende<br />

Lola &Farrati<br />

FUNDSTÜCKE<br />

VonOlgaBobileva<br />

Haben Sie auchetwas Neues in derStadtentdeckt?<br />

Bitte schreiben Sie uns an: berlin.fundstuecke@dumont.de<br />

KKAISERHONIG<br />

BLATTRAUSCH<br />

VonLola Knoblach<br />

Schlussspurt mit<br />

Lichterkette<br />

Die Vorweihnachtszeit ist eine seltsame Zeit. Aufder einen<br />

Seite handelt es sich ganz klar um die erträglichereHälfte<br />

des Winters,weil einem all die Kerzen, Kekse und Weihnachtsfeierndarüber<br />

hinweghelfen, dass es nachmittags um halb<br />

vier schon dunkel wird.<br />

Andererseits ist der Dezember der mit Abstand anstrengendste<br />

Monat des ganzen Jahres.Alles Mögliche muss unbedingt<br />

noch schnell erledigt werden, bevor das Jahr sein Ende<br />

nimmt. Dass Weihnachten ausgerechnet in diese Zeit fällt,<br />

macht es nicht gerade leichter.<br />

Eigentlich mache ich mir nicht viel aus dem Fest. Und<br />

dennoch falle ich jedes Jahr aufs Neue in eine neurotische<br />

Hektik, die mich selbst nervt. Immer wieder nehme ich mir<br />

vor, mir zeitig Gedanken über geeignete Geschenke zu machen,<br />

mich nicht stressen zu lassen, einfach nur zu genießen.<br />

Aber wie soll man eigentlich etwas genießen, in das man derartpenetrant<br />

hineingedrängt wird? Kaum hat sich der Sommer<br />

verabschiedet, gibt es Spekulatius und Lebkuchen in den<br />

Geschäften. Was, nebenbei bemerkt, ab Mitte Oktober zu einer<br />

sonderbaren Parallel-Existenz vonVampiren und Christkindernführt.<br />

Vielleicht kann ich auch einfach mit Termindruck nicht gut<br />

umgehen –am24. Dezember ist Abgabe,das ist ja wohl klar!<br />

Am 24. muss alles gekauft, verschnürtund verpackt sein. Am<br />

24. muss man optimal festlich gestimmt und mit mildem Lächeln<br />

bereit sein zur totalen Gemütlichkeit. DerganzeStress<br />

wirdverschlimmertdurch den in unserer Kultur verankerten<br />

Countdown, den sogenannten Advent: „Erst eins,dann zwei,<br />

dann drei, dann vier ...“ Oder noch schlimmer,für die ganz<br />

Harten, die die tägliche Dosis Druck brauchen: Adventskalender!<br />

Adventskalender sind wirklich das Allerletz...<br />

„Was ist denn mit dir los?“, fragt Farrati plötzlich. Ich<br />

schrecke hoch. Farrati steht in der Tür und sieht reichlich bescheuertaus,eine<br />

verhedderte Lichterkette hängt ihm am<br />

Lenker.Esfragt: „Bist du sauer oder so? Du haust ja fast Löcher<br />

in die Tastatur.“<br />

Ichhole tief Luft. „Ich bin nur ein bisschen angespannt“,<br />

sage ich und reibe mir die Augen. Als ich sie wieder öffne,<br />

hat Farrati die Lichterkette auf Blinken gestellt. „Cool, wa?“,<br />

fragt Farrati und strahlt. Dann: „Hilfst du mir mal, ich kann<br />

so was doch nicht so gut.“ Es deutet auf den Lichtklumpen,<br />

der an ihm hängt.<br />

Als wir nach fast einer Stunde hochkonzentrierter Fummelei<br />

zusammen vordem Spiegel stehen und Farrati sich<br />

sehr glücklich vonallen Seiten bestaunt, denke ich, dass<br />

vielleicht doch alles nicht so schlimm ist und dass man gerade<br />

im Dezember ruhig mal ein bisschen Zeit mit Quatsch<br />

verplempernsollte.Und dass sich der Rest dann bestimmt<br />

schon irgendwie ergibt.<br />

Geschichten vonLola &Farrati gibt es auch bei 100,6 FluxFM.<br />

Süßes<br />

Kaiserlicher Honig<br />

für Naschkatzen<br />

Wie süßen SieIhren Teeund Kaffee? MitZucker,Agavensirup,<br />

Stevia, Marmelade oder Süßstoff? Ichverwende für<br />

meine Heißgetränke seit fast einem Jahr ausschließlich Honig.<br />

Er enthält neben Glucose und Fructose ebenfalls Mineralstoffe,Vitamine<br />

und Aminosäuren und hat –jenach Sorte–ein<br />

individuelles Aroma. Im Lauf der Monate habe ich mich durch<br />

diverse Honigsorten probiert und bin auf eine süße Perle gestoßen:<br />

den Kaiserhonig. Inhaber der kleinen Tempelhofer<br />

Manufaktur ist der Imker Kristian Kaiser.Gemeinsam mit seinem<br />

Team veredelt er eigenen Honig, aber auch den anderer<br />

<strong>Berliner</strong> Imker mit Zutaten wie Minze, Mandelmark, Ingwer,<br />

Chili sowie getrockneten Johannisbeeren, Orangen oder Feigen.<br />

Eine weitere Spezialität von Kaiserhonig sind die Milchcremes,<br />

bestehend aus bestem Honig, frischer Milch und Zutaten<br />

aus aller Welt wie ayurvedischen Teegewürzen, Sesam,<br />

Pistazien oder Vanille.<br />

Informationen und Hinweise aufVerkaufsstellen unter kaiserhonig.de<br />

Neukölln<br />

Weihnachtsmarkt<br />

mit Aussicht<br />

Dutzende Weihnachtsmärkte locken mit frisch zubereiteten<br />

Köstlichkeiten, Glühwein und Handwerkskunst. Sie<br />

alle zu besuchen, ist unmöglich, klüger ist es,sich ein paar besondere<br />

herauszupicken. Einer davon befindet sich im Klunkerkranich<br />

in Neukölln. Der wohl höchstgelegene Weihnachtsmarkt<br />

Berlins bezaubert seine Besucher nicht nur mit<br />

einem spektakulären Ausblick über die Stadt, sondern bietet<br />

kunterbunte Stände mit selbstgefertigten Waren wie etwa<br />

Schmuck oder Textiles. Daneben kann man sich bei weihnachtlichen<br />

Klängen bei Apfelpunsch oder Cocktails aufwärmen<br />

und sich mit Knödeln oder Quesadilla stärken. Für die<br />

Unterhaltung kleiner Besucher ist gesorgt: Puppentheater,<br />

Basteln und Vorlesestunden lassen sicher keine Langeweile<br />

aufkommen.<br />

WeihnachtsmarktimKlunkerkranich Karl-Marx-Straße 66,Neukölln.Saund So<br />

13–20 Uhr,Eintritt zwischen 1und 3Euro<br />

IMAGO IMAGES/FUTURE IMAGE<br />

Manufaktur<br />

Zarte Natur,<br />

die schmückt<br />

Haben Sieschon alle Geschenke beisammen? Falls Sienoch<br />

grübeln, was eventuell passen könnte, möchte ich Sie auf<br />

die <strong>Berliner</strong> Manufaktur Blattrausch hinweisen. Dort wird exklusiver<br />

Naturschmuck aus echten Blättern, Blattskeletten und<br />

Samen hergestellt, die erst getrocknet, dann bearbeitet und<br />

schließlich von Metallen wie Kupfer, Silber, Gold, Platin oder<br />

Messing umschlossen werden. Schon seit dem Jahr 2011 fertigen<br />

der Manufaktur-Inhaber Felix Hanke und seine Mitarbeiter<br />

in Zusammenarbeit mit verschiedenen Galvanisierbetrieben<br />

diese ungewöhnlichen Schmuckstücke. Ob Anhänger aus<br />

Ahornsamen, Eichenblättern oder Erlenzapfen, Ohrringe aus<br />

Blätterndes Japanischen Ahornoder Broschen aus Birkenblättern<br />

–jedes Stück ist in seiner Form einzigartig. Undsehr zart<br />

natürlich –eineVersiegelung schützt die Unikate.<br />

Blattrausch Shopund weitere Informationenunter blattrausch.de. Verkaufderzeit<br />

auch auf dem Charlottenburger Weihnachtsmarkt, Spandauer Damm 20–24. Am<br />

Wochenendetäglich 12–22 Uhr<br />

Filmfest<br />

„Tatsächlich... Liebe“<br />

und mehr<br />

Weiße Weihnachten“, „Die Geister, die ich rief“, „Kevin –<br />

Allein zu Haus“ oder„Tatsächlich… Liebe“:Weihnachtsfilme<br />

haben die Kraft, uns alle Jahre wieder in eine feierliche<br />

Stimmung zu versetzen. Man kann die Dialoge mitsprechen,<br />

und dennoch oder vielleicht gerade deshalb werden die Klassiker<br />

nie langweilig. Wersich am Wochenende auf das Fest der<br />

Liebe einstimmen und dabei lieber eher unbekanntereWeihnachtswerke<br />

sehen möchte, sollte das Weihnachtsfilmfestival<br />

im Kreuzberger Moviemento besuchen. Zu sehen sind Spielfilme<br />

sowie Kurzfilmblöcke aus verschiedenen Ländern. Nicht<br />

alle Filme sind lustig, nicht alle enden gut, manche haben kritische,tragische<br />

oder satirische Facetten. So wie Weihnachten<br />

im wahren Leben. Alle Filme laufen in der Originalfassung mit<br />

englischen Untertiteln.<br />

Weihnachtsfilmfestival KinoMoviemento, KottbusserDamm 22, Kreuzberg. Sa<br />

und So, Tickets ab 9Euro. Programm unter moviemento.de<br />

IMAGO/PANTHERMEDIA<br />

WOHIN AM WOCHENENDE?<br />

Musik<br />

aus der<br />

Synagoge<br />

Sieben jüdische Chöre<br />

aus aller Welt singen an<br />

diesem Wochenende<br />

in Berlin<br />

VonIda Luise Krenzlin<br />

Musik hat die Kraft, sogar <strong>Berliner</strong><br />

aus ihren angestammten<br />

Kiezen zu locken, obwohl sie dortso<br />

gerne sind, weil die Kneipe oder der<br />

Italiener doch in der Nähe und bequem<br />

zu erreichen sind. Das Louis-<br />

Lewandowski-Festival gehörtzuden<br />

Musik-Veranstaltungen, die durchaus<br />

eine Reise durch Berlin wert<br />

sind. Es findet an diesem Wochenende<br />

an Orten statt, die unterschiedlicher<br />

nicht sein könnten: Kapellen<br />

sind dabei, Synagogen und alte Industriebauten.<br />

Louis Lewandowski war ein<br />

deutsch-jüdischer Komponist, der<br />

1821 in Posen geboren wurde, mit<br />

nur zwölf Jahren nach Berlin kam<br />

und hier 1894 starb. Lewandowski<br />

gilt als Reformer,der den traditionellen<br />

jüdischen Gebetsgottesdienst<br />

modernisierte. Das internationale<br />

Musikfestival, das seinen Namen<br />

trägt, findet seit 2011 in Berlin statt<br />

und widmet sich jüdischer Liturgie<br />

Zu Besuch in Berlin: der Baruch BrothersChoir aus Belgrad. LOUIS LEWANDOWSKI FESTIVAL 2019<br />

und synagogaler Chormusik. Chöre<br />

aus der ganzen Welt sind daher an<br />

diesem Wochenende in Berlin zu Besuch<br />

und zeigen, was sie können.<br />

Dieses Jahr ist das Festival der Synagogalmusik<br />

Komponisten aus dem<br />

süddeutschen Raum gewidmet.<br />

Höhepunkt ist das Abschlusskonzert<br />

am Sonntagabend in der Synagoge<br />

in der Rykestraße. Hier treten<br />

ab halb sieben alle eingeladenen Ensembles<br />

auf. Mit dabei ist zum Beispiel<br />

der Moran-Chor aus Israel.<br />

Vierzig junge Sänger zwischen 14<br />

und 18 Jahren singen in dem mehrfach<br />

ausgezeichneten Ensemble.Dirigentin<br />

und musikalische Direktorindes<br />

Chors ist Naomi Faran.<br />

Ebenfalls dabei ist der Baruch<br />

Brothers Choir aus Belgrad, im Jahr<br />

1879 als Serbisch-Jüdische Gesangsvereinigung<br />

mit dem Ziel gegründet,<br />

Erbe und Tradition des jüdischen<br />

Volkes zu pflegen. 1952 änderte der<br />

Chor seinen Namen, um der Brüder<br />

Baruch zu gedenken, allesamt Mitglieder<br />

der Widerstandsbewegung,<br />

die während der Pogrome in der Nazizeit<br />

ermordet wurden. Der Baruch<br />

Brothers Choir ist der älteste jüdische<br />

Chor der Welt.<br />

Die Synagoge in der Rykestraße<br />

wiederum, in der das Abschlusskonzert<br />

stattfindet, ist mit 2000 Plätzen<br />

die größte Synagoge Deutschlands.<br />

Weil die jüdische Gemeinde im<br />

NordostenBerlins Ende des 19. Jahrhunderts<br />

immer größer wurde,<br />

reichte der Platz in der Neuen Synagoge<br />

in der Oranienburger Straße<br />

nicht mehr aus. Diese war bereits<br />

1866 eingeweiht worden. Die Synagoge<br />

in der Rykestraße wurde dann<br />

1903/04 nach Entwürfen des Architekten<br />

Johann Hoeniger im neoromanischen<br />

Stil errichtet.<br />

Im Kunst- und Kulturzentrum<br />

Reinbeckhallen, einer alten Industrieanlage<br />

in Oberschöneweide, findet<br />

am Sonnabend ein weiteres Kon-

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