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Berliner Zeitung 21.12.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 297 · 2 1./22. Dezember 2019 – S eite 36<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

Joachim Król (62) hatte als Kind wenig<br />

zu lachen in derWeihnachtszeit. Der<br />

Sohn eines Bergarbeiters aus dem<br />

nordrhein-westfälischen Herneging<br />

nämlich aufs Gymnasium und hatte<br />

dortmit den Kindernaus besseren Elternhäusernzutun:„Woran<br />

ich mich<br />

erinnernkann, das sind die gerümpften<br />

Nasen und der Dünkel, der einem<br />

begegnet ist, wenn man zu Schulbeginn<br />

nachWeihnachten nicht mit<br />

dem neuen Fahrrad oder der neuen<br />

Winterjacke auftrumpfen konnte“,<br />

sagte der Schauspieler der Münchner<br />

Abendzeitung. Klassenkampf.<br />

Alfred Biolek (85) ist der Gottvater aller<br />

deutschen Kochshows.Allerdings<br />

steht der legendäreShowmaster<br />

schon lange nicht mehr am Herd.Mit<br />

einer Ausnahme: Zu Heiligabend bereitet<br />

er Serviettenknödel zu, sein<br />

Adoptivsohn Scott (50) steuertdas<br />

obligatorische Hirschragout bei. Dabei<br />

geht es Biolek vorallem um eine<br />

prägende Erinnerung:„Meine Mutter<br />

hat gekocht, weihnachtliche Gerichte.Das<br />

war schön. Sehr gemütlich<br />

und sehr gut.“ Wärmezone.<br />

Simone Thomalla (54) ist bereits über<br />

Weihnachten hinaus und schon mit<br />

den gutenVorsätzen für 2020 beschäftigt.„Ich<br />

bin so demütig geworden,<br />

dass ich mir fürs neue Jahr nichts<br />

Besonderes wünsche –außer Gesundheit<br />

für mich und meine Lieben.“<br />

Demut, welche Zier! (schl.)<br />

TIERE<br />

21.<br />

Dezember<br />

Nach den W-Tieren war ich als Kind<br />

mit Haustieren durch. Wellensittich<br />

und Wasserschildkröten hatten ein<br />

kurzes, hartes Leben bei mir.Schnell<br />

war ich auf den Geschmack vonKuchentieren<br />

gekommen. Besonders in<br />

der Vorweihnachtszeit beschertdas<br />

Backen sensorisch-philosophisches<br />

Vergnügen. Lebkuchen etwa: Erst ist<br />

der Teig klebrig, widerständig. Doch<br />

nach dem händischen Kneten fühlt<br />

sich die mehlbepuderte Oberfläche<br />

an wie Seide,noch warmvom heiß<br />

gemachten Honig. Unddann das<br />

Verzieren mit Puderzuckerkleister<br />

und essbarem Schmuck aller Art.<br />

Okay,anderekönnen das besser.Mir<br />

kommt es eben auf die Balance aus<br />

Honig, Muskat, Zimt, Nelken an. Es<br />

zählen innereWerte. Tobias Miller<br />

Morgen kommt der<br />

Weihnachtsmann<br />

Mit Kindern und insbesondere<br />

an Weihnachten bemüht man<br />

sich ja wieder um das Singen. Ganz<br />

vorn in vielen Liederbüchern: „Morgen<br />

kommt der Weihnachtsmann“.<br />

Ja, dafangen Sie schon an, innerlich<br />

zu summen! Dieverführerisch einfache<br />

Melodie stammt voneinem französischen<br />

Volkslied, der Text vonNationalhymnendichter<br />

Hoffmann von<br />

Fallersleben. Der Weihnachtsmann,<br />

der 1835, als das Lied entstand, noch<br />

eine recht neue Vorstellung war,<br />

„kommt mit seinen Gaben“, beziehungsweise<br />

„Gabeln“, wie elterliche<br />

Scherzkekse singen. Worindiese Gaben<br />

in der ersten Strophe bestehen,<br />

wird gern übersprungen: „Trommel,<br />

Pfeife und Gewehr/Fahn und Säbel<br />

und noch mehr,/Ja, ein ganzes Kriegesheer,/Möcht’<br />

ich gerne haben.“<br />

Möchte man? Auch „Musketier und<br />

Grenadier“ aus der zweiten Strophe<br />

fallen oft weg, man konzentriert sich<br />

auf „Zottelbär und Panthertier“. Es<br />

singt sich angenehm leicht, ich weiß.<br />

Trotzdem: lieber nicht. PetraKohse<br />

In derWeihnachtsbäckerei<br />

Wegen der Weihnachtsbäckerei<br />

gibt es manche Keilerei, zwischen<br />

Mehl und Milch macht so<br />

mancher Knilch eine riesengroße<br />

Meuterei … oder so ähnlich. Wer<br />

kennt das nicht? Wahrscheinlich nur<br />

jemand, der Weihnachten auf der<br />

entfernten Seite des siebzehnten Jupitermondes<br />

feiert. Oder jemand wie<br />

ich, der aus Polen kommt, wo man<br />

Rolf Zuckowski akzentfrei aussprechen<br />

kann, auf die Übersetzung seiner<br />

Kinderlieder aber verzichtet. Als<br />

meine Tochter im vergangenen Jahr<br />

in ein textsicheres Alter kam, lief „In<br />

derWeihnachtsbäckerei“ als Schleife<br />

in ihrem Kopf –und als Kopfschmerz<br />

durch meinen. Ich erinnere mich an<br />

eine halbstündige Fahrradfahrt, auf<br />

der sie „Zucker,Nüsse und Sukkade“<br />

so oft mit „Butter, Mehl und Milch“<br />

verrührte, bis mir auch noch<br />

schlecht wurde. Für diesen Weihnachtslied-Ekel<br />

gibt es keinen Namen.<br />

Aber ein bisschen fühlt es sich<br />

so an, wie der siebzehnte Jupitermond<br />

heißt: Callirrhoe. Paul Linke<br />

Feliz Navidad<br />

Damals in der Schule wurde Spanisch als Wahlfach angeboten –und<br />

obwohl ich durchaus fremdsprachaffin war,konnte ich einfach nicht.<br />

Spanisch, das war die Sprache dieses grässlichen Liedes,dessen gewolltfröhliche<br />

Einlullmelodie gepaart mit nicht enden wollenden, ewiggleichen<br />

Textzeilen man schon nach einmaligem Hören nie wieder los<br />

wurde: „Feliz Navidad, Feliz Navidad, Feliz Navidad, prósperoaño yfelicidad“.Washat<br />

sich José Feliciano nur dabei gedacht, als er das Lied 1970<br />

schrieb? Angeblich brauchte er nur fünf Minuten für diese Komposition.<br />

Dasglaubt man sofort: Vier Akkorde,21Mal „Feliz Navidad“ und 16 Mal<br />

„I wanna wish youaMerryChristmas“ –fertig ist die Nervnummer.Dank<br />

etlicher Coverversionen vonAlBano &Romina Power bis David Hasselhoff<br />

ist sichergestellt, dass niemand entkommt. „Feliz Navidad“ –das<br />

Herpesbläschen unter den Weihnachtsliedern. Anne Vorbringer<br />

Alle Jahre<br />

wieder …<br />

…dudelnWeihnachtslieder.<br />

Ob wir es wollen oder nicht: In der Adventszeit<br />

umströmt uns allerlei besinnliches Liedgut.<br />

Einiges davon können wir nicht mehr hören.<br />

Hier die Ohrengraus-Hitliste unserer<br />

Redakteure<br />

IMAGO IMAGES<br />

Ihr Kinderlein,<br />

kommet<br />

Die Angelegenheit beginnt recht<br />

harmlos: „Ihr Kinderlein, kommet,<br />

okommet doch all!“ Daskönnte<br />

glatt eine Einladung zum Kindergeburtstag<br />

sein. Rein musikalisch ist die<br />

Sache etwas vertrackter,die nämliche<br />

Zeile, mit der das christliche Erbauungslied<br />

beginnt, schrillt nach einem<br />

Achtelnotenauftakt in einer Viertelnotenlänge<br />

auf dem „Kin-“ etwas zu<br />

aufdringlich in den Ohren, und zwar<br />

auf der Tonhöhe des eingestrichenen<br />

a–auch Kammer- oder Kirchenton<br />

genannt. Nehmen wir das als Warnung,<br />

denn im Weiteren kommt die<br />

Sprache auf die Opfergeschichte von<br />

Jesus Christus, woraus sich für uns<br />

Nachkommen eine gewisse Verpflichtung,<br />

eine Mission ergebe: Die<br />

„Kinderlein“ sollen ein „Herznur voll<br />

Unschuld“ dem Christkind „zum Opfer“<br />

darbringen. Wasalso mit einem<br />

zuckersüß-schrillen Lockruf beginnt,<br />

wird abStrophe fünf zur Fortschreibung<br />

der christlichen Opfergeschichte.Das<br />

muss manaber erst mal<br />

wollen können. Christian Schlüter<br />

Driving home for christmas<br />

Chris<br />

Reas Weihnachtsklassiker<br />

klingt nach Autoradio, A2,<br />

Schneegriesel bei Peine, klingt nach:<br />

„Machendlich den Scheiß aus!“ Mein<br />

Kumpel Jogi hat sich in den Fußraum<br />

gerollt,liegt da,wosich sonst derBeifahrersitz<br />

befindet, derrausmusstein<br />

jenem Dezember 1986, weil ein Kühlschrank<br />

reinmusste. Auf der Fahrt<br />

von dem Ort, den Chris Rea„home“<br />

nennt, nach Neukölln. Zwei Wochen<br />

später geht es nun zu dritt schon wieder<br />

zurück an den Niederrhein. Von<br />

der Rückbank ein Schnarchen,<br />

George.„So Ising for you, though you<br />

can’thearme.“„Komm,reicht jetzt“,<br />

sagt Jogi und fummelt eine Kassette<br />

aus seiner Weste. „Get my feet on<br />

holy ground.“ Klack –die Kassette<br />

verschwindet im Kassettenschlitz.<br />

Fahr sonst wohin, Chris Rea, auf<br />

Nimmerwiederhören. Die Ramones<br />

übernehmen: „I don’t want to fight<br />

tonight“. Vorder Windschutzscheibe<br />

ist es immer noch grau und in zwei<br />

Tagen Heiligabend. Aber jetzt freuen<br />

wir uns drauf. Christian Schwager<br />

Last Christmas<br />

Wie mit Lebkuchen verhält es sich auch mit „Last Christmas“ –beides<br />

kündigt gefühlt schon im Hochsommer das Weihnachtsfest an<br />

und man weiß, dass Weihnachten garantiertnicht ausfällt, wenn der Hit<br />

vonWham! aus den Lautsprechernsämt.<br />

Ein soseltsam perfekter, das Weihnachtsfest absolut unironisch feiernder<br />

wie enervierender Ohrwurm, der seinem Schöpfer George Michael<br />

wohl Fantastilliarden eingebracht hätte. Doch Michael hat die<br />

Rechte an dem Song lang vor seinem Todseinem weniger begüterten<br />

Bandkollegen Andrew Ridgeley vermacht, bei dem nun dank „Last<br />

Christmas“ regelmäßig die Kasse klingelt. Dasist wirklich reizend, doch<br />

bei allen anderen klingeln hingegen nur die Ohren, wenn es alljährlich<br />

und zuverlässig wieder heißt: „Last Christmas, Igave you my heart but<br />

the very next day yougaveitawaaaaay!“ Marcus Weingärtner<br />

Abschied<br />

von der<br />

Lindenstraße<br />

Freitag war der letzte<br />

Drehtag der Fernsehserie<br />

Für Deutschlands berühmtesten<br />

TV-Pensionär war schon etwas<br />

vor der Zeit Schluss. Nachdem Dr.<br />

Ludwig Dressler (Ludwig Haas), der<br />

von der 1. Ausgabe<br />

der „Lindenstraße“<br />

am 8.<br />

Dezember 1985<br />

an als knorriger<br />

Arzt im Rollstuhl<br />

dabei war, von<br />

seiner Diagnose<br />

Hirntumor erfahren<br />

hatte, Ludwig Haas (86)<br />

schied er am 15. alias Dr.Dressler<br />

Dezember freiwillig<br />

aus seinem Serienleben. Er<br />

kam damit dem angekündigten<br />

Ende der „Lindenstraße“ um ein<br />

paar Monate zuvor. AmFreitag fand<br />

in den WDR-Studios in Köln-Bocklemünd<br />

der letzte Drehtag des in München<br />

angesiedelten TV-Dauerbrenners<br />

unter der Regie vonHansW. Geißendörfer<br />

statt, die letzte Folge wird<br />

dann am 29. März ausgestrahlt. In<br />

den verbleibenden Sendungen wird<br />

auch um das Erbe vonLudwig Dressler<br />

gestritten. Das Erbe der „Lindenstraße“<br />

aber ist unermesslich. (BLZ)<br />

WDR/STEVEN MAHNER<br />

TIERE<br />

22.<br />

Dezember<br />

Eines Tages warereinfach da, der<br />

flauschige Kerl. Es muss so um die<br />

Adventszeit vorfünf Jahren gewesen<br />

sein. Er saß auf unserem Sofa und<br />

starrte mich mit seinen schwarzen<br />

Kulleraugen selig an. Wo er herkam?<br />

Irgendwo aus Schweden, sagte er.<br />

Bereits nach kurzerZeit bestand er<br />

auf einem Namen und fühlte sich als<br />

vollwertiges Familienmitglied. Ohne<br />

Pflichten, dafür mit Extra-Rechten.<br />

Diktatoren-Rechten! Er will mit seinen<br />

haarigen Pfoten im Keksteig rührenoder<br />

vomSofa aus Befehle erteilen.<br />

Nach kurzerDiskussion nannten<br />

wir ihn Herr Älchinger und stellten<br />

ihm das Sofa bedingungslos zur<br />

Verfügung. Seitdem bedient er sich<br />

munter an unseren Keksen und krümelt<br />

alles voll. Isabella Galanty<br />

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