falstaffrezepteAT_2019-11-29_2019_4
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ezepte / RUNDER TISCH<br />
VIELE SIND IMMER<br />
NOCH ÜBERRASCHT,<br />
DASS WILD KEINESWEGS<br />
IMMER IN SCHWEREN,<br />
ALTMODISCHEN<br />
SAUCEN ZUBEREITET<br />
WERDEN MUSS.<br />
NÖ-LANDESJÄGERMEISTER JOSEF PRÖLL<br />
76 falstaff<br />
><br />
Wildschweine erlegt. Und es sollten<br />
noch viel mehr sein, wenn es nach den<br />
Waldbesitzern und Bauern geht – in dieser<br />
Menge richten die Tiere schließlich erhebliche<br />
Schäden an.<br />
Für Freunde des guten Essens aber ist das<br />
eine hervorragende Nachricht. In kulinarisch<br />
herausragenden Regionen wie der Toskana<br />
ist Wildschwein von den Speisekarten<br />
bekanntlich nicht wegzudenken. Das könnte<br />
also bei uns schon längst auch so sein?<br />
PRÖLL Am Angebot liegt es ganz sicher<br />
nicht. Aber Sie müssen bedenken, dass<br />
Wildschwein in der Toskana eben eine lange<br />
Tradition hat, in einer Vielzahl wunderbarer<br />
Gerichte Eingang findet und von<br />
Feinschmeckern hoch geschätzt wird. Da<br />
sind wir in Österreich leider noch weit entfernt,<br />
bei uns müssen die Jäger froh sein,<br />
wenn sie beim Wildbrethändler einen Euro<br />
pro Kilo Wildschwein erzielen können.<br />
Dabei lieben wir Österreicher doch die italienische<br />
Küche? Was wir in Italien als<br />
»Ragù di Cinghiale« mit Freuden essen,<br />
wollen wir daheim als Wildschweinragout<br />
nicht bestellen? Was läuft da schief?<br />
PRÖLL Essen ist eine sehr emotionale<br />
Sache, da spielen Tradition und die Erfüllung<br />
von Erwartungshaltungen eine zentrale<br />
Rolle. Nachdem Wildschwein bei uns<br />
noch keine solche Tradition hat, müssen<br />
wir hier noch viel investieren, um es als das<br />
köstliche, nachhaltige und naturbelassene<br />
Lebensmittel in den Köpfen und Herzen der<br />
Menschen zu verankern, das es ganz objektiv<br />
darstellt. Wir sind da im Jagdverband<br />
sehr aktiv, machen etwa Grillkurse und<br />
andere Aktivitäten, um die Vielfalt der kulinarischen<br />
Einsatzmöglichkeiten von Wildbret<br />
aufzuzeigen. Viele sind noch überrascht,<br />
dass Wild keineswegs in den altmodischen,<br />
dicken Saucen zubereitet werden<br />
muss. Kurz gebraten ist es nicht nur<br />
bekömmlicher, sondern gerade auch für<br />
jene zugänglich, die meinen, dass Wild<br />
immer einen gewöhnungsbedürftigen<br />
Eigengeschmack habe. Das sorgt regelmäßig<br />
für Überraschungen.<br />
FREIDHAGER Derzeit sind wir in der merkwürdigen<br />
Situation, zu viel erstklassiges<br />
Wildbret in Österreich zu haben und es deshalb<br />
in kulinarisch hoch entwickelte Länder<br />
wie Frankreich oder die Schweiz exportieren<br />
zu müssen. Dort gilt Wild als absolute Delikatesse.<br />
Aber es wäre doch schön, wenn dieses<br />
herausragende heimische Lebensmittel