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Das Buch 2020

Inspirationen, Ideen und Schlaglichter des Jahres 2020 bis zum April 2020. Nicht sehr C-lastig, eher mit Beobachtungen des Lebens um mich herum. Empfehlung: Ein Kapitel pro Tag lesen und wirken lassen. Ein Buch zum Wirkenlassen.

Inspirationen, Ideen und Schlaglichter des Jahres 2020 bis zum April 2020. Nicht sehr C-lastig, eher mit Beobachtungen des Lebens um mich herum. Empfehlung: Ein Kapitel pro Tag lesen und wirken lassen.

Ein Buch zum Wirkenlassen.

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So lange wir über Tiere sprechen, sind wir bereit Dinge anzunehmen, die uns<br />

unangenehm sind. So funktionieren Fabeln. Wer ist Fuchs? Wer Gans oder<br />

Rabe? Ein Hase oder eben ein Hund?<br />

Sprechen wir von Menschen. Sprechen wir von dir (ich befürchte, die<br />

Leichtigkeit geht in den nächsten Zeilen etwas verloren).<br />

Mein Großvater war Straßenbahnfahrer. Vorher war er jahrelang Maurer bis ein<br />

Sturz vom Gerüst ihn für diesen Beruf untauglich machte. Er war ein dünner,<br />

hagerer Mann und konnte essen so viel er wollte, er nahm einfach nicht zu.<br />

Dieser Umstand war wohl darauf zurückzuführen, dass ihm ein Teil des Magens<br />

abhandengekommen war.<br />

Er liebte seine Enkel, mich auch und war ansonsten ein recht verschlossener<br />

Mann. Als Straßenbahnfahrer musste er abends immer die Abrechnung<br />

machen. So saßen wir am Esstisch, sortierten die Pfennige und Mark. Mein Opa<br />

rollte diese dann in Papier ein, um die Rollen am nächsten Tag bei der Bahn<br />

abzugeben.<br />

Mein Opa kannte den Krieg. Er war der zweite Mann meiner Oma. Der erste<br />

war im Krieg gefallen und ist nicht zurückgekehrt. Über seine Zeit dort hat er nie<br />

viel gesprochen, so dass mir die Kriegsjahre in der Familie überhaupt nicht<br />

präsent sind.<br />

Eines Abends fragte ich ihn, was das große, verwaschene Unterarm-Tattoo<br />

zeigen würde. Er sagte mir: „<strong>Das</strong> ist ein Seemannsgrab. Hier unten das Grab<br />

und dahinter das Kreuz mit den Strahlen.“ Mein Opa erzählte von seiner Zeit<br />

bei der Marine. Er ist immer gern zur See gefahren. Er hat auf der Gorch Fock<br />

gelernt und war im Krieg in Italien vor Lampedusa stationiert.<br />

Mein Großvater war einer der schwimmenden Fußsoldaten. Von Ideologie<br />

keine Spur. Engländer hießen damals noch Thommys, Italiener Spaghetti und<br />

die Deutschen eben Sauerkrauts. Niemand war dem anderen böse. Die Zeiten<br />

waren wahrscheinlich damals so. Die Leute waren weniger kompliziert.<br />

Von den Kriegsjahren wusste ich nur am Rande, hat mich auch nicht<br />

interessiert.<br />

Dann in der Schule auf dem Gymnasium. Geschichte. 33 bis 45. Zahlen, Daten,<br />

Fakten. Wie hat sich wer weltpolitisch betätigt und warum. Null Emotion.<br />

Klassenfahrt nach München, natürlich Besuch in Dachau. Was soll man von<br />

einer pubertären Masse Mensch halten, die eine Bustour von München nach<br />

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