SPORTaktiv August 2020
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Antje von Dewitz, Geschäftsführerin<br />
des von ihrem Vater gegründeten Outdoorunternehmens<br />
Vaude, hat ihr Buch<br />
„Mut steht uns gut“ bereits vor der Coronakrise<br />
fertiggestellt. Sie beschreibt darin,<br />
wie sich Vaude seit ihrem Antritt der<br />
Geschäftsführung 2009 von einer Outdoormarke<br />
mit einzelnen Nachhaltigkeitsprojekten<br />
gewandelt hat – zu einem<br />
Unternehmen, das Nachhaltigkeit, Ökologie<br />
und einen fairen Umgang mit Menschen<br />
zur bestimmenden Unternehmens-DNA<br />
machte. Und das nicht nur<br />
in Deutschland, sondern etwa auch bei<br />
den asiatischen Textilherstellern, mit denen<br />
Vaude zusammenarbeitet.<br />
Der Weg funktioniert auch wirtschaftlich:<br />
Zwischen 2009 und 2019 haben<br />
sich Umsatz und Eigenkapital verdoppelt.<br />
Zugleich wurde der Outdoorausrüster<br />
mehrfach für sein ökologisches und soziales<br />
Engagement ausgezeichnet, unter anderem<br />
mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis.<br />
Vaude gilt als Nachhaltigkeitspionier.<br />
Unternehmen lassen sich erfolgreich<br />
führen, ohne dass es auf Kosten von<br />
Mensch und Natur geht, ist Antje von<br />
Dewitz überzeugt – auch Corona ändert<br />
nichts daran, wie die Unternehmerin und<br />
vierfache Mutter im Interview erklärt.<br />
Auf der heurigen ISPO präsentierte sich<br />
die Sport- und insbesondere die Outdoorbranche<br />
so „grün“ wie noch nie.<br />
Empfanden Sie das auch so?<br />
Definitiv. Wobei sich schon zuvor zeigte,<br />
dass Jahr für Jahr immer mehr Unternehmen<br />
in unserer Branche dem Thema<br />
mehr Raum gaben. Wir als nachhaltige<br />
Marke spüren das sehr deutlich, dass immer<br />
mehr Menschen ein stärkeres Bewusstsein<br />
für Fragen der Nachhaltigkeit,<br />
Ökologie, Fairness entwickeln. Aber es<br />
stimmt: <strong>2020</strong> war das sicher noch deutlicher<br />
als jemals zuvor merkbar.<br />
Sie setzten sich 2009 das Ziel, Vaude<br />
zum nachhaltigsten Unternehmen der<br />
Outdoorbranche in Europa zu machen.<br />
Ist die aktuelle Stimmung – Fridays for<br />
Future – für Sie eine Bestätigung, vielleicht<br />
auch eine Genugtuung?<br />
Als Teil der globalen Textilbranche war<br />
für uns immer klar, dass wir nicht ein Teil<br />
des Problems, sondern ein Teil der Lösung<br />
sein wollen. Global gesehen haben<br />
sich die Probleme in den letzten Jahren<br />
dennoch leider verschärft. Von einer Genugtuung<br />
oder eher Bestärkung kann<br />
man insofern sprechen, als sich unser<br />
Weg nach zehn Jahren auch wirtschaftlich<br />
als erfolgreich herausgestellt hat. Früher<br />
sind wir schon öfters belächelt worden.<br />
Aber klar: Als Mutter von vier Kindern<br />
würde ich mir wünschen, dass noch<br />
viel mehr Unternehmen ebenfalls Verantwortung<br />
wahrnehmen würden.<br />
Wie geht es Ihrem Unternehmen nach<br />
dem Lockdown ab März? Was bedeutet<br />
„Mut“ für Sie jetzt in der Krise?<br />
Für uns wie für die meisten Unternehmen<br />
sind einmal die Umsätze von einem<br />
Tag auf den anderen komplett weggebrochen.<br />
Wir haben rund zwei Monate gebraucht,<br />
um uns zu stabilisieren. Wir erinnerten<br />
uns aber auch an andere Krisen,<br />
etwa die Finanzkrise 2008. Damals hat<br />
die Outdoorbranche sogar Rückenwind<br />
bekommen. Die kleine Reise vor der<br />
Haustür, das Draußensein in der Natur<br />
haben an Wert gewonnen. Wir sind optimistisch<br />
geblieben und haben unsere Investitionen<br />
nicht gestoppt, im Vergleich<br />
zu manch anderen in der Textilbranche,<br />
die gleich ganze Kollektionen gecancelt<br />
haben. Wir haben auch nur einen kleinen<br />
Teil unserer Leute auf Kurzarbeit geschickt.<br />
Den Juni haben wir schon wieder<br />
mit einem Plus abgeschlossen. Mut in der<br />
Krise bedeutet für mich, trotz aller<br />
Schwierigkeiten seinen Werten treu zu<br />
bleiben, verantwortungsvoll und zuversichtlich<br />
zu agieren und für seine Haltung<br />
einzustehen.<br />
Sie schreiben, dass selbst Vaude-Kunden<br />
preissensibel sind: Ist ein Produkt<br />
zu teuer, wird es nicht gekauft. Sehen<br />
Sie dieses Problem jetzt noch verschärft,<br />
wo viele Menschen in Kurzarbeit<br />
sind – dass viele<br />
noch mehr auf<br />
den Preis achten?<br />
Lustkäufe bleiben<br />
jetzt eher aus. Corona<br />
hat vielen gezeigt,<br />
dass wir eigentlich<br />
nicht so viel brauchen.<br />
Aber das ist<br />
letztlich ein Gedanke,<br />
der uns entgegenkommt.<br />
Weil wir un-<br />
DIE KLEINE<br />
REISE VOR DER<br />
HAUSTÜR, DAS<br />
DRAUSSENSEIN<br />
IN DER NATUR<br />
HABEN AN WERT<br />
GEWONNEN.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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