SPORTaktiv August 2020
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man das so analysieren. Man muss aber<br />
jeden Verein individuell betrachten. In<br />
Altach war ich total in die Transfers eingebunden,<br />
genauso in Athen, wo wir in<br />
dieser Hinsicht ganz viel richtig gemacht<br />
haben. Bei Rapid gab es in meiner Zeit<br />
überhaupt keinen Transfer, es war ja<br />
nicht mal ein Sportdirektor da. Und<br />
auch in Nürnberg war ich außen vor, da<br />
gibt es andere Strukturen, da entscheiden<br />
viele Leute und Gremien über<br />
Transfers. Somit kann man die Frage<br />
leicht beantworten.<br />
Ex-Sturm-Sportchef Günter Kreissl hat<br />
Sie mal als Beispiel genannt, wie<br />
kompliziert die „Königsdisziplin“ Trainersuche<br />
ist, da Sie bei verschiedenen<br />
Klubs so unterschiedlich abschnitten.<br />
Was muss aus Ihrer Sicht gegeben<br />
sein, damit die Ehe Trainer/Klub funktioniert?<br />
Das Schlüsselwort heißt Vertrauen, das<br />
muss man sich als Trainer rasch erarbeiten.<br />
Gerade bei der Kaderzusammenstellung<br />
muss es harmonieren. Wie will ich<br />
spielen, welche Spieler brauche ich dafür?<br />
Nicht nur sportlich, auch charakterlich.<br />
In den letzten Jahren verlässt man<br />
sich zu sehr auf statistische Daten, wenn<br />
man Spieler holt. Die sind aber nur die<br />
eine Seite der Medaille, die andere ist<br />
der Mensch, der dahintersteckt, der<br />
Charakter. Das geht nur über persönliche<br />
Gespräche, nicht über Zahlen. Sich<br />
diese Arbeit anzutun, ist der Schlüssel<br />
zum Erfolg. Und dann ist es sicher leichter,<br />
wenn es im Verein kurze Wege gibt,<br />
als wenn noch ein großes Gremium, wo<br />
Interessen von Medien oder Spielerberater<br />
dazukommen, involviert ist. Wissen<br />
Sie, was ein gutes Beispiel dafür ist?<br />
Fotos: Getty Images<br />
als Trainer nicht beeinflussen kannst.<br />
Und trotzdem gibt es in so einem großen<br />
Klub Menschen, die der Meinung<br />
waren, wir müssten mit diesem Team<br />
aufsteigen, trotz meiner Warnungen.<br />
Heute weiß man, dass meine Analyse<br />
wohl die wertvollere gewesen wäre.<br />
Sie sagen „großer Klub“. Sie haben mit<br />
Underdogs wie Altach oder Atromitos<br />
Athen eindeutig überperformt, mit Traditionsklubs<br />
wie Rapid Wien oder zuletzt<br />
dem 1. FC Nürnberg die Ziele nicht<br />
erreicht. Reiner Zufall oder liegt Ihnen<br />
einfach die Rolle des Außenseiters?<br />
Wenn man in Schubladen denkt, kann<br />
Sagen Sie es!<br />
Borussia Mönchengladbach. Sie haben<br />
mit Max Eberl einen Sportdirektor, der<br />
ganz kurze Wege hat, seine strategischen<br />
Entscheidungen in Absprache mit dem<br />
Trainer trifft. Das ist vorbildlich.<br />
Die von Ihnen angesprochene Datenhörigkeit<br />
ist ein Trend, der aus dem<br />
US-Sport kommt und sich immer mehr<br />
durchsetzt.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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