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SPORTaktiv August 2020

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lich kann ich dann sicher sein: Wenn<br />

er nicht stürzt, stürze ich auch nicht.<br />

Klingt logisch, also bitte.<br />

Und dann geht er los, der Ritt ins<br />

Ungewisse, der sich schnell als berauschendes<br />

Erlebnis herausstellt. Andreas<br />

beschleunigt, ich hinterher, Meter für<br />

Meter erklimmen wir die Steilkurve.<br />

Und ich werde mit jeder erfolgreichen<br />

Durchfahrt sicherer, habe irgendwann<br />

das Gefühl, wie auf Schienen durch das<br />

Velodrom zu gleiten. Und auch den<br />

Eindruck, dass mir die Bahn entgegenkommt,<br />

aber das könnte daran liegen,<br />

dass ich ob meiner tränenden Augen<br />

tatsächlich eine Kontaktlinse verloren<br />

habe. So muss er sich anfühlen, der<br />

Rausch der Geschwindigkeit, wenn<br />

man mit 60, 70 km/h im Kreis fährt.<br />

„Sehr gut“, lobt mich Andreas, „kann<br />

sein, dass du fast 35 km/h drauf hast.“<br />

Alles eine Frage der persönlichen<br />

Wahrnehmung.<br />

Kleines Problem am Rande: Durch<br />

das ständige Gasgeben werden natürlich<br />

auch die Beine immer schwerer,<br />

was irgendwann zu dem Gefühl führt,<br />

nicht mehr die nötige Geschwindigkeit<br />

zusammenzubekommen. Und bevor es<br />

dann zur unsanften Begegnung mit<br />

dem Holz kommt, signalisiere ich sicherheitshalber,<br />

meinen rauschhaften<br />

Zustand wieder verlassen zu wollen.<br />

Tipp unter Anfängern: In diesem Moment<br />

darf man unter keinen Umständen<br />

der Versuchung nachgeben, den<br />

müden Beinen eine Verschnaufpause<br />

zu gönnen, Stichwort: Lenkerabgang.<br />

Gut, dass mich Andreas eindringlich<br />

davor gewarnt hat.<br />

Zum Runterkommen radeln wir<br />

noch ein paar Runden gemütlich im<br />

Sturzbereich, dabei versucht Andreas<br />

mir die verschiedenen Disziplinen des<br />

Bahnradfahrens näherzubringen. Nur<br />

so viel: Es ist kompliziert (s. Kasten).<br />

Vielleicht hab ich es aber auch nur deswegen<br />

nicht verstanden, weil mein<br />

Körper noch voll damit beschäftigt<br />

war, das aufgestaute Adrenalin zu verarbeiten.<br />

Andreas „Prinz“ Graf empfängt unseren Reporter Markus Geisler in der Radwerkstatt des<br />

Ferry-Dusika-Stadions, dem einzigen Velodrom Österreichs. Um die Steilkurven zu durchfahren,<br />

braucht es eine Mindestgeschwindigkeit von 30 km/h.<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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