SPORTaktiv August 2020
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Mit Dominic Thiem (Mitte, hier am Bondi<br />
Beach in Australien) verbindet Novak<br />
(2.v.l.) eine langjährige Freundschaft.<br />
Ebenfalls dabei: Sebastian Ofner, Jürgen<br />
Melzer und Oliver Marach.<br />
Komplette Bodenhaftung<br />
Oft werde ich gefragt, wie es ist, als<br />
Nummer 2 in Österreich im Schatten<br />
eines Superstars wie Dominic Thiem<br />
zu leben. Ich kann versichern: Mir<br />
macht das überhaupt nichts aus, im<br />
Gegenteil, es ist mir sogar lieber. So<br />
kann ich oft in Ruhe<br />
meine Arbeit machen<br />
und mich nach vorne<br />
spielen, weil sich der<br />
Fokus der Öffentlichkeit<br />
meist auf ihn richtet. Er<br />
hat sich diese Aufmerksamkeit<br />
absolut verdient,<br />
durch ihn erfährt<br />
Tennis in Österreich<br />
einen Boom, von dem<br />
alle profitieren. Und der<br />
hoffentlich noch viele<br />
Jahre anhält.<br />
Ich kenne Dominic,<br />
seit wir beide zwölf<br />
Jahre alt waren, seitdem<br />
sind wir die besten<br />
Freunde. Daran hat sich<br />
auch nichts geändert,<br />
als er sportlich diesen<br />
rasanten Aufstieg hinlegte.<br />
Wir schreiben<br />
und telefonieren täglich, wenn wir uns<br />
sehen, ist es genauso wie vor zehn Jahren.<br />
Sind wir daheim, käme niemand<br />
auf die Idee, dass er die Nummer 3<br />
der Welt ist. Er ist komplett am Boden<br />
geblieben, genau der gleiche Mensch<br />
wie damals. Manchmal denke ich an<br />
die Zeit zurück, als er, Wolfgang und<br />
ich uns bei Turnieren ein Zimmer geteilt<br />
haben, weil wir uns kein zweites<br />
leisten konnten. Harte, aber auch sehr<br />
schöne Zeiten, die keiner von uns missen<br />
möchte.<br />
Nur beim Fußball sind wir uns<br />
nicht einig. Er ist Chelsea-Fan, mein<br />
Herz gehört, hinter meinem Lieblingsklub<br />
Rapid natürlich, dem FC<br />
Liverpool. In dieser Hinsicht hatte ich<br />
dieses Jahr eindeutig die Nase vorn.<br />
Seit Jahren liefern wir uns mit diesen<br />
Klubs auch auf der Play Station beinharte<br />
Duelle, auch wenn die Matches<br />
nicht immer seriös ablaufen ...<br />
ICH HÄTTE VORHER NICHT<br />
GEDACHT, DASS ICH DA-<br />
VON SO STARK PROFITIE-<br />
REN WÜRDE, ABER YOGA<br />
HILFT MIR UNGEMEIN.<br />
Ziel: Top 50<br />
Jetzt freue ich mich jedenfalls, dass<br />
Mitte <strong>August</strong> die Saison endlich weitergeht.<br />
Natürlich war es nett, dass wir<br />
in der Corona-Zeit ein paar Turniere<br />
wie die Austrian Pro Series spielen<br />
konnten, bei denen es um etwas Preisgeld<br />
und Prestige ging. Aber es ist für<br />
mich überhaupt kein Vergleich zu<br />
einem ATP-Turnier, bei dem es um<br />
wichtige Weltranglistenpunkte geht.<br />
Ein riesiger Unterschied. Wenn alles<br />
gutgeht ist der Plan, im <strong>August</strong> nach<br />
Amerika zu fliegen und dort Cincinnati<br />
und die US Open zu spielen.<br />
Dann kommen Kitzbühel, Madrid,<br />
Rom und Paris.<br />
Dabei ist mein Ziel, das Jahr, das so<br />
gut anfing, auch in den Top 100 zu<br />
beenden. Was nicht heißt, dass ich als<br />
aktuell 85. zufrieden bin, wenn ich im<br />
Dezember auf Position 99 stehe. Es<br />
soll schließlich immer nach oben gehen<br />
und die Top 50 wären ja ein schönes<br />
neues Ziel für die kommenden<br />
Monate. Aber niemand weiß, wie lange<br />
es dauert, bis man den Rhythmus<br />
wiederfindet und an die alte Form<br />
anschließt. Aber das geht<br />
ja jedem so. Ich fühle mich jedenfalls<br />
gut vorbereitet.<br />
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