didacta 04/20
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INTERNATIONAL<br />
Die Vision vom New Learning<br />
40 Bildungsforscherinnen und -forscher aus aller Welt haben ihr Wissen über das<br />
Lernen der Zukunft gesammelt. Das Ergebnis: das Hagener Manifest –<br />
eine visionäre Gesamtschau mit vielen Einsichten und Fragen.<br />
Text Benigna Daubenmerkl<br />
AUF EINEN BLICK<br />
› Das sogenannte Hagener Manifest beschreibt<br />
das New Learning, eine Vision vom Lernen im<br />
21. Jahrhundert.<br />
› New Learning ist kompetenzorientiert, selbstbestimmt<br />
und orientiert sich an den individuellen<br />
Voraussetzungen des Lernenden.<br />
› New Learning versteht digitale Medien als<br />
Chance, Lernen zu personalisieren und die<br />
Chancengerechtigkeit in der Bildung zu stärken.<br />
Veränderung beginnt mit den richtigen<br />
Fragen, neu vernetzten Denkansätzen<br />
oder dem Wagnis radikal neuer Ideen.<br />
Diesen Weg haben die Verfasser des<br />
Hagener Manifestes, 40 Bildungsforscher<br />
und Bildungsfachleute aus verschiedenen<br />
Ländern, vor wenigen Wochen<br />
beschritten. Entstanden ist ein programmatischer<br />
Entwurf, wie Lernen im 21. Jahrhundert<br />
aussehen sollte.<br />
Ein neuer Fokus<br />
Während sich seit dem <strong>20</strong>. Jahrhundert das<br />
Lernen vor allem an schulischen Institutionen<br />
orientierte, die sich als Vermittler von abstraktem<br />
Wissen verstehen, und auf Prüfungen und<br />
Abschlüsse ausrichtete, benötigt das Lernen<br />
im 21. Jahrhundert einen anderen Ansatz. So<br />
jedenfalls denken die Verfasser des Hagener<br />
Manifestes, viele davon namhafte Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler. „Mit dem<br />
Manifest wollen wir einen neuen Fokus beim<br />
Lernen legen: Es geht um personalisiertes,<br />
individuell angepasstes Lernen, das die Potenziale<br />
digitaler Medien beim Lernen nutzt und<br />
dadurch mehr Chancengerechtigkeit in der<br />
Bildung schafft“, sagt Prof. Uwe Elsholz, Bildungswissenschaftler<br />
an der Hagener Fernuniversität<br />
und Mitautor des Manifestes.<br />
„New Learning ermöglicht durch den Einsatz<br />
von digitalen Medien die Verknüpfung der<br />
Lebenswelt der Jugendlichen mit der Welt<br />
des Lernens in der Schule“, so Prof. Elsholz.<br />
Bislang, so zeigten aktuelle PISA-Studien,<br />
sei das nur unzureichend umgesetzt. Das<br />
Verbinden beider Welten motiviert die Schülerinnen<br />
und Schüler, indem ihre eigene –<br />
digitale – Welt Teil des Lernens wird. Zudem<br />
verbessern dadurch Jugendliche, die im Alltag<br />
digitale Medien unkritisch, einseitig und<br />
nur wenig effektiv einsetzen, ihre digitalen<br />
Kompetenzen entscheidend.<br />
Den Menschen mehr zutrauen<br />
„Bei der Frage, wie wir lernen sollten,<br />
könnten wir weiterhin den Blick nach Finnland<br />
richten. Das hat uns PISA eindrücklich<br />
gezeigt“, erklärt der Forscher. „Dort ist der<br />
Unterricht weniger durch Lehrpläne reglementiert<br />
und Schulen verfügen über einen<br />
viel größeren Gestaltungsspielraum. Man<br />
traut den Lehrern bei ihrer Themenauswahl<br />
mehr zu, und die Schüler können sich ihre<br />
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