Einführng in das Altsächsische
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73 <strong>E<strong>in</strong>führng</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>Altsächsische</strong><br />
o Erste ( a-)Klasse: Kennzeichen ist e<strong>in</strong> -i- bzw. -j-Element, dem im Präs. der B<strong>in</strong>devokal<br />
folgt. In dieser Klasse s<strong>in</strong>d zwei Bedeutungsgruppen vere<strong>in</strong>igt: Kausativa zu primären<br />
Verben, deren Suffix uridg. *- e/o- (> urgerm. *- i/a-) war (charakteristisch ist dabei,<br />
<strong>das</strong>s den Primärverben mit *-e- als Wurzelvokal Kausativa mit *-o- <strong>in</strong> der Wurzel<br />
gegenüberstehen und <strong>das</strong>s ableitende *-é - stets betont war, so <strong>das</strong>s sich Unterschiede<br />
im Konsonantismus zwischen Primärverb und Kausativ ergeben können); Faktitiva zu<br />
Adjektiva.<br />
Die Verben der ersten Klasse zerfallen im Westgerm. <strong>in</strong> zwei Gruppen: ursprünglich<br />
kurzsilbige Verben, die im Westgerm. meist Doppelkonsonanz vor * zeigen und<br />
ursprünglich langsilbige Verben. Jede dieser Gruppen lässt sich wieder <strong>in</strong> zwei Klassen,<br />
nämlich solche mit und solche ohne B<strong>in</strong>devokal -i- im Prät.<br />
o vorurgerm. *nos- e/o- ‚retten‘ > urgerm. * e/a- > as. nerian (nerida); vgl. got.<br />
nasjan (nasida); ahd. ner(r)en (nerita); ae. nerian (nerede), abgeleitet von uridg.<br />
*nes-é/o- ,davonkommen, unbeschadet heimkehren‘ > urgerm. *nese/a- > got. -nisan<br />
(<strong>in</strong> ganisan), ae. -nesan (<strong>in</strong> genesan), as., ahd. -nesan (<strong>in</strong> g<strong>in</strong>esan);<br />
o urgerm. * - e/a- ‚retten‘ > as. lōsian (lōsda); vgl. got. lausjan (*lausida), ahd.<br />
lōsen (lōsta); ae. līesan (līesde), aisl. leysa (leysta), abgeleitet von urgerm. * sa-<br />
‚frei, ungebunden‘ > got. laus, ahd., as. lōs, ae. lēas, aisl. lauss, run.-schwed. -lausR<br />
(Ste<strong>in</strong> v. Björketorp, 7. Jh.), e<strong>in</strong> Verbaladjektiv zu urgerm. * se/a- st. V. II ‚lösen‘<br />
> got. -liusan (<strong>in</strong> fraliusan), ahd. -liosan (<strong>in</strong> farliosan), ae. -lēosan (<strong>in</strong> forlēosan).<br />
o Zweite (ō-)Klasse: Kennzeichen ist e<strong>in</strong> ō-Element, an dem die Endungen teils<br />
athematisch, teils aber mit Themavokal und Gleitlaut antraten, also Suffix *-ō- bzw.<br />
*- e/a-. Bei den <strong>in</strong> dieser Klasse e<strong>in</strong>geordneten Verben handelt es sich erstens um<br />
Deverbativa, zweitens um Denom<strong>in</strong>ativa.<br />
o urgerm. *ƀ e/a- ‚warten, verweilen‘ > as. bēdon (*bēdoda); vgl. ahd. beitōn<br />
(beitōta), ae. bādian (bādode), abgeleitet von urgerm. *ƀīđe/a- ‚warten‘ > got.<br />
beidan, ahd. bītan, as., ae. bīdan, aisl. bíða;<br />
o urgerm. * e/a- ‚e<strong>in</strong>laden, bitten‘ > as. lathon (lathoda); vgl. got. laþon (laþōda);<br />
ahd. ladōn (ladōta); ae. laðian (laðode); aisl. lađa (lađaþa), abgeleitet entweder von<br />
urgerm. *laþa- ‚willig‘ > got. laþa- (<strong>in</strong> laþaleiko ‚gern‘) oder von urgerm. *laþō-<br />
‚E<strong>in</strong>ladung‘ > run. laþu, mhd. lat, ae. laðu, aisl. lǫđ (falls es sich hierbei nicht um<br />
e<strong>in</strong>e postverbale Ableitung handelt).