altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Januar/Februar 2021
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Die meisten Paare haben ihren Termin zur standesamtlichen Hochzeit<br />
wahrgenommen, erschienen zu zweit oder mit Trauzeugen.<br />
war Platz <strong>für</strong> 20 bis 22 Personen“,<br />
sagt Felsmann. Die meisten Plätze<br />
wur<strong>den</strong> gleich als Stuhlpaar aufgereiht,<br />
da Opa und Oma, Mama<br />
und Papa sowie Bruder und dessen<br />
feste Freundin ohnehin aus<br />
dem gleichen Haushalt kommen,<br />
somit direkt nebeneinandersitzen<br />
dürfen. Insofern hatten die meisten<br />
Hochzeitspaare die wichtigsten<br />
Menschen aus ihrem Leben dabei.<br />
Kuriose Einzelfälle sowie extravagante<br />
Notlösungen gab es aber<br />
trotzdem. „Im Zuge des ersten<br />
Lockdowns haben wir eine Trauung<br />
abgehalten, bei der nur das Ehepaar<br />
und die Trauzeugen vor Ort<br />
dabei waren, die anderen Gäste<br />
jedoch per Skype live zugeschalten<br />
wur<strong>den</strong>.“ Eine machbare, durchaus<br />
auch witzige Möglichkeit der Teilhabe.<br />
Für die Anwesen<strong>den</strong> vor Ort<br />
verlangten die Schongauer Standesbeamten<br />
übrigens keine Vorlage<br />
eines negativen Corona-Tests.<br />
Wer in Quarantäne war, durfte das<br />
Haus ohnehin nicht verlassen, somit<br />
auch nicht heiraten. Und wer<br />
sich krank fühlte, sollte rechtzeitig<br />
eigenverantwortlich absagen, „was<br />
letztlich sehr gut funktioniert hat“.<br />
Wer <strong>den</strong> Bund der standesamtlichen<br />
Ehe eingehen möchte, muss,<br />
unabhängig von Corona, grundsätzlich<br />
gewisse Mindestanforderungen<br />
erfüllen. So brauchen die<br />
zwei Auserwählten immer einen<br />
Auszug aus dem Geburtenregister,<br />
der nicht älter als sechs Monate<br />
sein darf. Darüber hinaus müssen<br />
beide Partner ihre Meldebescheinigung<br />
ihres jeweiligen, aktuellen<br />
Wohnsitzes vorlegen. Und bereits<br />
geschie<strong>den</strong>e Personen brauchen<br />
obendrein die Kopie des rechtskräftigen<br />
Scheidungsurteils sowie<br />
einen Auszug aus dem Register<br />
ihrer letzten Ehe. Die Anmeldung<br />
der geplanten Eheschließung erfolgt<br />
letztlich immer im Standesamt<br />
des Ortes, in dem mindestens<br />
eine Person des Paares auch seinen<br />
Wohnsitz hat – oder in einem<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> jeweiligen Ort zuständigen<br />
Standesamt. Die Gemeinde<br />
Lechbruck hat zum Beispiel seit<br />
einigen Jahren schon kein eigenes<br />
Standesamt mehr, kooperiert mit<br />
dem in Füssen. Heiraten dürfen<br />
die zwei Glücklichen jedoch immer<br />
auch an anderen Orten. Und zwar<br />
in ganz Deutschland.<br />
Brautpaare sind<br />
mehr bei sich<br />
Obwohl aufgrund Mund-Nase-<br />
Bedeckung und Abstandsregeln<br />
das Heiraten außergewöhnlich ist<br />
in dieser Pandemie-Zeit, fan<strong>den</strong> es<br />
viele Paare weniger schlimm als<br />
be<strong>für</strong>chtet. „Einige haben sogar<br />
einen Vorteil darin erkannt“, sagt<br />
Daniel Felsmann. Bereits verheiratete<br />
Paare wissen, wie schwer<br />
das Schreiben der Einladungsliste<br />
fällt. Einerseits muss irgendwo die<br />
Grenze gezogen wer<strong>den</strong>, weshalb<br />
ein guter Freund vielleicht nicht<br />
mehr dabei sein kann. Andererseits<br />
besteht immer die Gefahr,<br />
einen Bekannten, Verwandten und<br />
früheren Weggefährten versehentlich<br />
zu vergessen. Aufgrund Corona<br />
hat sich die Gästeliste mehr oder<br />
weniger von alleine zusammengestellt.<br />
Ein weiterer Vorteil: Je weniger<br />
Menschen sich um das junge<br />
Glück scharen, desto intensiver ist<br />
das Brautpaar bei sich. Und genau<br />
darum geht es letztlich: Um ihn<br />
und sie, um sie und sie oder um<br />
ihn und ihn – um zwei Menschen,<br />
die sich fest dazu entschlossen haben,<br />
<strong>den</strong> oft steinigen Lebensweg<br />
gemeinsam zu beschreiten. An<br />
guten wie schlechten Tagen. Corona<br />
hat das Glück der Pandemie-<br />
Brautpaare somit eher bestärkt als<br />
geschwächt. „Nur ein Paar hatte<br />
wirklich Pech“, wirft Daniel Felsmann<br />
an dieser Stelle noch ein.<br />
Die hatten ihren Trauungs-Termin<br />
unglücklicherweise auf <strong>den</strong> ersten<br />
Tag des zweiten Lockdowns gelegt,<br />
jedoch beim Planen mit <strong>den</strong> sanfteren<br />
Maßnahmen aus der Zeit<br />
zuvor gerechnet. Die Folge: Aus<br />
ursprünglich 20 Leuten schrumpfte<br />
die Hochzeitsgesellschaft über<br />
Nacht zusammen auf nur noch vier<br />
Personen. „Weshalb der eine oder<br />
andere verständlicherweise seinen<br />
Unmut geäußert hat.“ Glücklich<br />
verheiratet ist das vom zweiten<br />
Lockdown kalt erwischte Paar inzwischen<br />
trotzdem.<br />
js<br />
Turbulenter Auftakt: Daniel Felsmann<br />
(rechts) ist seit <strong>Februar</strong> 2020 Standesbeamter<br />
in Schongau. Die Stadt verlagerte<br />
alle Trauungen ins Ballenhaus.<br />
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