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38. Hettinger Heimatbrief 2007 - Protendics

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Legler aus Miltenberg legten die zwei das Versprechen<br />

ab, während der Zeit ihres Einsatzes<br />

nach den Regeln ein ganz einfaches Leben zu<br />

führen und sich in den Dienst der katholischen<br />

Kirche zu stellen, ihre ganze Kraft zur selbstlosen<br />

Hingabe für die Schwächsten der Schwa-<br />

<strong>38.</strong> <strong>Hettinger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2007</strong><br />

chen ein zusetzten. Als Zeichen ihrer Zugehörigkeit<br />

zu dem zeitlich begrenzten Orden erhielten<br />

sie je einen Rosenkranz, der nun ihr<br />

täglicher Begleiter während des Hilfseinsatzes<br />

sein wird.<br />

Hier ein Auszug aus dem mehrseitigen 1. Patenbrief, den Micha Zauner am 2. Oktober 2006 schrieb:<br />

Liebe Paten, Verwandte und Bekannte!<br />

Am 22. August mittags 12 Uhr bin ich in Buenos Aires gelandet und von 2 der insgesamt 5 „Kinderfreunde“<br />

am Flughafen begrüßt worden. Bei der Fahrt vom Flughafen in den Stadtteil Lanús, wo ich<br />

meine nächsten 13 Monate verbringen werde, sah ich Elend in Hülle und Fülle. Vorbei an dem sehr<br />

armen Viertel Villa Fiorito, wo der Weltfussballer Maradonna das Licht der Welt erblickte und<br />

aufwuchs, kamen wir nach Villa Jardín, wo etwa 65 000 Menschen leben. Hier ist die bittere Armut<br />

und Elend zu Hause. In vielen zerfallenen und leer stehenden Fabrikhallen haben Obdachlose und<br />

Kinder ihren Unterschlupf. Alles ist verdreckt und voller Müll. Der Fluß, der die Grenze zur Innenstadt<br />

markiert, ist ein stinkendes Gewässer, eine Kloake. In den Gassen, die von Müll und Unrat<br />

überhäuft sind, laufen extrem viele Hunde, die verwahrlost und Krankheitsträger pur sind. Die Kanalisation<br />

verläuft oberirdisch, sodass es widerlich stinkt, vom Anblick brauche ich erst gar nicht<br />

reden.<br />

Zum Glück ist die Gasse vor unserem Haus, „Punto Corazon“ nicht so. Mein Zimmer ist im Erdgeschoss,<br />

es ist einfach, aber ausreichend eingerichtet. Im oberen des Stockbettes schlafe ich, während<br />

das untere für Guillaume aus Frankreich ist, der am 8. Oktober ankommt. Im ersten Stock ist das<br />

Zimmer der 5 Frauen, von denen 3 aus Frankreich, 1 aus Litauen und 1 aus Kolumbien ist, wovon 2<br />

Frauen nach zweijähriger Tätigkeit am 28. November ihre Heimreise antreten werden. Unser Tag<br />

beginnt morgens um 7 Uhr mit der Laudes und um 8 Uhr ist gemeinsame Frühstück. Der Rest des<br />

Vormittags wird für häusliche Arbeit verwendet und jeder hat Zeit zur Anbetung. Um zwölf gehen<br />

zwei von uns zum „Comedor“, einer Art Suppenküche für die Bedürftigsten, um bei der Essensausgabe<br />

mitzuhelfen. Meistens schließt sich noch ein Hausbesuch bei einer Familie, die um Hilfe gebeten<br />

hat, an, sodass sich das Mittagessen, das für 13 Uhr angesagt ist, immer nach hinter verschiebt.<br />

Da jeden Tag von unserem Team ein anderer kocht, ist unsere Küche international und sehr abwechslungsreich.<br />

Um 3 Uhr am Nachmittag beten wir mit den vielen Kindern den Rosenkranz und<br />

sind dann die Reststunden des Nachmittages in den Gassen unterwegs, machen Hausbesuche und<br />

bieten unsere Hilfe an, die sehr gerne in Anspruch genommen wird. Abends um 18 Uhr besuchen wir<br />

den Gottesdienst in der nahen Kirche. Die Pfarrgemeinde, zu der wir gehören, „Christo Redento“,<br />

hat zwei Priester, Leo und Oskar. Es folgen wieder Hausbesuche. Um 20 Uhr wird in der hauseigenen<br />

Kapelle die Vesper gebetet. Beim anschließenden Abendessen wird sehr rege über die Besuche<br />

und Erlebnisse vom Tag diskutiert. Bevor es etwa um 23 Uhr zum Schlafen geht ,versammeln wir uns<br />

noch mal zur Meditation in der Kapelle. Jeden Mittwochnachmittag ist der Besuch im Krankenhaus<br />

„Muniz“ angesagt. In diesem Krankenhaus für die Armen, und dementsprechend sehr notdürftig<br />

eingerichtet, sind die meisten Aids- und Tuberkulosekranke, die in großen Sälen fast schon vor sich<br />

„hinvegetieren“. Ich habe noch nie so abgemagerte und Hilfe suchende Menschen gesehen. Den<br />

Trost, den wir diesen todkranken Menschen geben können ist, dass wir uns zu den Kranken ans Bett<br />

setzen, ihnen zuhören, die Hand zu halten, einfach da sind. Dieses Apostolat ist nicht einfach, aber<br />

es ist sehr wichtig, dass wir dort hingehen, weil es viele Patienten gibt, die nie besucht werden und<br />

bei denen man dann spürt, wie sehr sie sich über unser Kommen freuen. Jeden Freitagmittag besu-

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