HANSA 01-2020
Versicherungssteuer | Shortsea Shipping | Bulk-Schifffahrt | Abwasser-Technologie | Coatings | Wertschöpfung Offshore-Wind | Schwerpunkt P&I | Review HANSA-Forum 2019
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Finanzierung | Financing<br />
BUD DARR – MSC<br />
»Wer das verneint, ist schlecht informiert oder er lügt«<br />
Die langfristige Perspektive nahm ein Vertreter der zweitgrößten Linienreederei der Welt, MSC,<br />
ein. Der Carrier bleibt bei seinem »Nein« zu LNG-Antrieben für ihre Containerschiffsflotte. Bud<br />
Darr, Executive Vice President Maritime Policy & Government Affairs, sagte: »Wir haben noch<br />
kein für uns passendes Geschäftsmodell gefunden.« Für »IMO <strong>2020</strong>« setzt die Reederei sowohl<br />
auf schwefelarme Kraftstoffe als auch auf Abgasreinigungsanlagen (Scrubber). Für die Branche<br />
sei <strong>2020</strong> zwar ein sehr harter Einschnitt, »aber wir werden das überstehen«. Die Entwicklung bezeichnete<br />
Darr als eine »Reise« ohne konkreten Endpunkt. »Das müssen wir akzeptieren, es wird<br />
immer weitergehen.« Darr verwies darauf, dass die Schifffahrt als einer der umweltfreundlichsten<br />
Verkehrsträger bereits von diversen Regulierungen betroffen sei. »Wer das verneint, ist entweder<br />
sehr schlecht informiert, oder er lügt«, sagte Darr. Dennoch erwarte er weitere Verschärfungen.<br />
Daher müsse die Industrie mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Er richtete<br />
den Blick auch auf die Ziele für 2050, die Emissionen in der Schifffahrt um 50% zu senken. Nicht zuletzt komme hinzu,<br />
dass die Öffentlichkeit immer stärker auf Umweltbelange im Transportwesen schaue. Auch die Ansprüche der Finanzierungspartner<br />
würden steigen. »Es gibt Druck, schnell zu handeln und langfristige Lösungen zu finden.« Die Regulierung<br />
koste die Branche eine Menge Geld. Letztlich sei man aber an wirtschaftliche Zwänge gebunden. »Wir können die Milliarden-Mehrkosten<br />
nicht einfach absorbieren, sondern müssen sie mindestens zum Teil weiterreichen«.<br />
NICHOLAS MAKAR – MARSHALL ISLANDS<br />
»So funktioniert die Realität nicht«<br />
© Stelling/Wägener<br />
Das Register der Marshall Islands<br />
sieht in der Assistenz für<br />
Reedereien in Compliance-Fragen<br />
einen wichtigen Aspekt für<br />
<strong>2020</strong>. Die IMO-Regelung überlässt<br />
den Flaggenstaaten die Art<br />
und Weise, wie sie mit Verstößen<br />
seitens der Reeder umgehen.<br />
»Letztlich werden wir uns<br />
jeden Fall einzeln anschauen«,<br />
sagte Nicholas Makar, Senior<br />
Vice President des Marshall Islands Registry. Insgesamt<br />
gehe es um Planungssicherheit, für Schifffahrtstreibende<br />
und Investoren. Er verwies darauf, dass die IMO jedoch<br />
keine konkreten Lösungen einfordere, sondern Standards<br />
und Ziele vorgebe, die zudem lediglich »Mindestanforderungen«<br />
seien. »Es gibt sicher Länder, die noch strengere<br />
Umweltvorgaben befürworten. Das sollte beachtet werden<br />
beim Blick auf die längerfristige Entwicklung der Regulierung«,<br />
so Makar. Die Branche müsse daher bei all ihren<br />
Aktivitäten langfristig denken. »Wir brauchen also<br />
Lösungen für kurz- und langfristig kommende Anforderungen,<br />
das muss gleichzeitig stattfinden.« Einige Experten<br />
würden sich auf kurzfristige Maßnahmen fokussieren,<br />
»so funktioniert die Realität aber nicht«, mahnte Makar.<br />
M E H R<br />
I N F O S<br />
FOTOS<br />
VIDEOS<br />
FRANCK KAYSER – V.SHIPS<br />
»Es war nicht immer einfach«<br />
Nach Ansicht von V.Ships,<br />
führendem Akteur im<br />
Shipmanagement, könnte<br />
die Schifffahrt allein<br />
durch eine bessere Qualität<br />
und Arbeit der technischen<br />
Anlagen an Bord<br />
ihre Effizienz um 5 bis<br />
10% steigern. Franck Kayser,<br />
Group Managing Director<br />
V.Ships, sagte: »Ich<br />
glaube fest daran, dass an dieser Stelle noch Verbesserungen<br />
möglich sind.« Bei V.Ships hat man sich<br />
seit Mitte 2<strong>01</strong>8 mit Schiffseignern und Charterern<br />
zusammengesetzt, um Lösungen für »IMO <strong>2020</strong>« zu<br />
finden. »Das war nicht immer einfach, weil es eben<br />
einige Kosten verursachen kann«, so der Manager.<br />
Die V.Group hat einige Expansionsschritte hinter<br />
sich, auch in Deutschland, wo die Norddeutsche<br />
Reederei H.Schuldt aus der Unternehmensgruppe<br />
von Bernd Kortüm übernommen wurde. 15 Schiffe<br />
der betreuten Flotte fahren mit Scrubbern, die große<br />
Mehrheit wird jedoch mit niedrigschwefeligem<br />
Kraftstoff betrieben werden. Neben technischen Aspekten<br />
geht es dabei auch um mögliche Probleme<br />
mit den lokalen Behörden. »Es geht um so viele Länder<br />
und Regionen. Wir wissen aber noch nicht, wie<br />
genau welche Port State Control in welcher Region<br />
arbeiten wird«, so Kayser.<br />
<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal <strong>01</strong> | <strong>2020</strong><br />
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