ThyssenKrupp Magazin Werkstoffe - ThyssenKrupp Elevator AG
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standsetzung einschließlich der Kraftfahrzeug-Technik und Hydraulik zuständig – angesichts<br />
der riesig daherkommenden Anlagen auf dem Werksgelände eine verantwortungsvolle<br />
Aufgabe. Doch wie das Leben so spielt: irgendwann, Ende der achtziger<br />
Jahre, kam er (und damit auch das Unternehmen) mit dem Bobsport in<br />
Berührung. „Ich bin ein Technik-Freak“ umschreibt er die Basis, um seit Jahren mit<br />
größter Leidenschaft einen Teil seines Lebens dem „Tuning“ von Bobs, wie er es<br />
nennt, zu widmen. Der Techniker, der unterdessen fünfunddreißig Berufsjahre im<br />
Edelstahlwerk auf dem Buckel hat, wurde rasch berühmt. So berühmt, dass er mehrere<br />
Jahre lang die Schweizer Bob-Nationalmannschaft technisch betreute und ausrüstete<br />
– die Edelstahl Witten-Krefeld als Sponsor der Teams im Rücken. Denn was<br />
spricht mehr für ein Unternehmen als ein Mitarbeiter, der seinen Arbeitgeber als Erstes<br />
herausstellt und sich selbst ganz und gar nicht in den Mittelpunkt des Geschehens<br />
rückt?<br />
GRENZERLEBNIS MIT EXTREMEN QUERBESCHLEUNIGUNGEN<br />
Wo er es doch mit Fug und Recht könnte. Susi Erdmann beispielsweise, die amtierende<br />
Zweierbob-Weltmeisterin, hat von Nowak gerade brandneue Kufen bekommen.<br />
Welche Legierung genau die Kufen ausweisen, verschweigt auch die blonde athletische<br />
Rennsportlerin. „Wenn man keine exzellenten Kufen hat, die bestens laufen, hat<br />
man keine Chance“, sagt die groß gewachsene Sportlerin, die von dieser Kombination<br />
aus Geschwindigkeit und Fliehkräften fast schon rauschhaft gefangen ist. Fast,<br />
denn das Lenken des Bobs ist mindestens so sensibel wie seine Herstellung. „Man<br />
lenkt mit den Fingerspitzen“, meint Susi Erdmann, „die Fingerspitzen spüren am ge-<br />
Auf Spitzenmaterial an die Spitze<br />
Die Bobbahn in Königssee<br />
kennt Susi Erdmann bis ins<br />
kleinste Detail. Hier, in ihrem<br />
heimatlichen Eiskanal,<br />
beweist sie einmal mehr,<br />
wie ungeheuer schnell sie<br />
reagieren kann. Die neuen<br />
Kufen aus geschmiedeten<br />
Stählen tragen dazu<br />
bei, dass sie noch bessere<br />
Zeiten fährt.<br />
Das TK <strong>Magazin</strong> | 1 | 2004 |<br />
Ohne intensive mentale<br />
Vorbereitung steigt Susi Erdmann<br />
nie als Pilotin in den Bob.<br />
Denn ihre Fähigkeit, die Leidenschaft<br />
für schnelle Fahrten<br />
zu kontrollieren, ist Teil ihres<br />
Erfolgs an der Weltspitze.<br />
BOBFAHREN 9<br />
nauesten, ob der Bob die Ideallinie trifft und er mit gesteigertem<br />
Drive aus der Kurve rausfährt. Man muss halt ungeheuer<br />
schnell reagieren können.“<br />
Wohlgemerkt im Eiskanal. Denn Fliehkräfte im<br />
Randbereich sind das eine, sie machen diese talwärts rasende<br />
Fahrt zum unvergesslichen Erlebnis. Doch das<br />
„Rumhirnen“ im Edelstahlwerk, wie es Nowak nennt, das<br />
ist die andere Seite dieser berauschenden Sportart.<br />
Nowak, ein Mann jenseits der fünfzig, geht gern mit<br />
jungen Leuten um. Kann er doch das, was er sich als<br />
Techniker ausgedacht, verändert, neu hergestellt und<br />
selbst getestet hat, zusammen mit Topfahrern im Eiskanal<br />
ausprobieren. Am liebsten mit ihnen im Bob vor Ort: Es<br />
wundert nicht, dass Stefan Drescher, siebenundzwanzig<br />
Jahre alt und derzeit als Mitglied im B-Kader der deutschen<br />
Bobfahrer ein besonderer Schützling von Klaus<br />
Nowak, von ihm das beste Material erhält, was er momentan<br />
hat. Doch der Konstrukteur will selbst spüren, wie<br />
sich Innovationen im Bob auswirken. Also steigt er als<br />
Bremser in Dreschers Gefährt – viermal nacheinander rast<br />
er durch den Eiskanal in Winterberg, nachher mit größter<br />
Genugtuung darüber, dass das neue Material sage und<br />
schreibe zwei Zehntelsekunden Zeit Vorsprung bedeutet.