Der Techniker Klaus Nowak ist sich sicher, dass auch Stefan Drescher immer mehr in die Weltspitze hineinfahren wird. Denn mittlerweile kennt der Bob-Pilot ganz genau seinen Schlitten und dessen technische Raffinessen. eines Automobilherstellers testen kann), nicht bei den Kufen und sonstigen Bob-Feinteilen. An den physikalischen Gegebenheiten rüttelt er nicht: „Bei einer harten Bahn mit engen Kurvenkombinationen brauche ich weiche Elemente im Bob, diese führen zu besseren Ergebnissen.“ Das eng beschriebene technische Reglement des internationalen Bobverbands kennt er auswendig, doch was er noch besser kennt: die Toleranzbereiche des Reglements, die Neuentwicklungen zulassen. Hier, so scheint es, sieht Nowak sein eigentliches Arbeitsfeld, bei der Kreation neuer <strong>Werkstoffe</strong>, deren Bearbeitung und Einsatz – über deren letzte Einzelheiten er den Mantel des Schweigens deckt. Von Stefan Drescher abgesehen. „Stefan kennt jetzt genau sein Gerät. Er kann Lenkköpfe einbauen, Vorderachsen wechseln, Vorspannungen messen, kurzum, er weiß, mit welchem Material er fährt. Auf dem Weg zur Weltspitze ist dies unbedingt notwendig. Ich bin sicher, er wird in wenigen Jahren an der Weltspitze sein.“ MIT BLATTFEDERN INS ZIEL Um dann, fragt sich verzagt der Bob-Amateur, wie von der Tarantel gestochen auf dem Edelstahl-Chassis durch den Eiskanal zu rasen? Bob-Piloten sind nicht verzagt, Stefan Drescher nicht, noch weniger Susi Erdmann. „Alles, was schnell fährt, finde ich toll“, stellt sie mit ihrer fröhlichen Unbekümmertheit fest. „Zum Beispiel Go-Kart-Fahren: Einmal im Jahr setzen wir uns in die Karts, weil es zum Trainingsprogramm gehört. Ich bin begeistert, wie schnell man damit fahren kann – was natürlich durch den Bob noch übertroffen wird.“ Wer in eine solche Stahl-Kohlefaser-Hülse einsteigt, sollte wissen, dass es sich um einen Hochleistungs- und Rennsport handelt. Verdienen könne man nicht sehr viel, bemerkt die Weltmeisterin Erdmann. Andere Sportarten sieht sie im Vergleich zum Bobfahren sehr im Vorteil. Sponsoren hielten sich beim Bobsport mit Geldern lieber zurück, Das TK <strong>Magazin</strong> | 1 | 2004 | BOBFAHREN 11 und dann brauche man gemessen daran eine „gigantische“ technische Unterstützung mit dem neuesten und besten Material. „Trotzdem fahre ich noch immer mit größter Begeisterung, möglichst bis zum Jahr 2006, den Olympischen Spielen in Turin.“ Klaus Nowak an der Seite, mag man hinzufügen, jener Mann, der irgendwie für Originalität, Seriosität und technisches Maximum steht. Immer auf der Suche nach Weiterentwicklung, nach Blattfedern, die er im Unternehmen mit einer Zweitausend-Tonnen-Presse kalt biegen kann und dadurch widrige Veränderungen vermeidet. So fällt am Ende das gleißende Licht, das im Eiskanal, übertragen gesagt, mit dem Namen Nowak verbunden wird, auf ihn und sein Unternehmen zurück. Denn auch daraus macht er kein Hehl: Ohne all die technischen Möglichkeiten bei Edelstahl Witten-Krefeld käme Nowak nicht zu den Ergebnissen, die er sich ausdenkt. Hätten mehr Menschen die Chance, selbst im Bob zu sitzen – die Faszination über diese (noch immer) Randsportart würde in höchste Höhen wachsen. Denn eines ist sicher: Wer nach einer Minute das Ziel erreicht, pfeilschnell in einem Hightech-Gefährt, der steigt aus, schüttelt sich, bringt seine etwas aus den Fugen geratenen Knochen wieder ins Lot und sagt sich: Wann beginnt die nächste Fahrt? So hat es Klaus Nowak, der ungekrönte „Kufen-Papst“ vorausgesagt. Recht hat er. 7
12 WUNDERKERZE Eisenpulver für goldene Sterne Von Sebastian Groß | Fotos Michael Wissing